Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)
Nr. 1132† Dom St. Blasii 1666
Beschreibung
Grabplatte des Andreas von Mandelsloh. Der hochrechteckige Stein lag im südlichen Seitenschiff. Oben auf der Platte befand sich ein Medaillon mit einem Wappen darin, darunter verlief zeilenweise die Inschrift.1)
Inschrift nach der Zeichnung in der Sammlung Sack.
Schriftart(en): Kapitalis.
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ANNO MDCLXVI DIE / XVII SEPTEMBR(IS) OBIIT D(OMI)N(US) ANDRE/AS EX FAMILIA NOBILIUM DE / MANDELSLO CATHEDRALIS / ECCL(ESI)E BREMENSIS STRUCTURA/RIUS NEC NON S. R. M.a) / SWECIAE A SECRETIS QUI PROPTER OBSIDIONEM EIUSDEM CIVITATISb) HUC / AD LIBEROS SUOS COMMIGRANS / INOPINATA MORTE EXTIN/CTUS ET HEIC SEPULTUS DUM / VIXISSET ANNOS LXXVI / MINUS XI DIERUM CUIUS / ANIMA REQUIESCAT IN / PACE
Übersetzung:
Im Jahr 1666 am 17. Tag des September starb Herr Andreas aus der Adelsfamilie von Mandelsloh, Strukturar der Bremer Domkirche und zudem Geheimrat der schwedischen königlichen Majestät (?), der wegen der Belagerung ebendieser Stadt hierher zu seinen Kindern übersiedelte, durch einen unerwarteten Tod ausgelöscht und hier begraben wurde, als er 76 Jahre weniger 11 Tage gelebt hatte. Seine Seele ruhe in Frieden.
Mandelsloh2) |
Textkritischer Apparat
- Es ist nicht ganz sicher, wie die Abkürzung aufzulösen ist. Möglicherweise S(ERENISSIMAE) R(EGIAE) M(AIESTATIS).
- EIUSDEM CIVITATIS] EIODEM CIVITATI Sammlung Sack.
Anmerkungen
- Beschreibung nach der Zeichnung in der Sammlung Sack, Nr. 129, Teil 1 (o. P.).
- Wappen Mandelsloh (siebenmal umwundenes Jagdhorn). Nach der Zeichnung ebd. Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2, S. 253 u. Tafel 303.
- Matrikel Helmstedt, Bd. 1, S. 198, Nr. 166. Matrikel Jena, Bd. 1, S. 196. In der Rostocker Matrikel ist Andreas von Mandelsloh nicht eingetragen, die Angabe nach der Leichenpredigt, Roth, Auswertungen, Nr. 4556.
- Die biographischen Angaben nach der Leichenpredigt, Roth, Auswertungen, Nr. 4556.
Nachweise
- Sammlung Sack, Nr. 129, Teil 1 (o. P., Zeichnung) u. Teil 3, p. 17f.
Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 1132† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0113209.
Kommentar
Der aus Verden stammende Andreas von Mandelsloh war der Sohn des Konrad von Mandelsloh und der Sophia von Alden. Nach einem Besuch der Johannisschule in Lüneburg begann er im Jahr 1608 ein Studium an der Universität Helmstedt, das er seit 1610 in Rostock und seit 1615 in Jena fortsetzte.3) Im Jahr 1619 wurde er Sekretär des Domstifts in Bremen. Im September 1622 heiratete er die aus einer Bremer Familie stammende Sophia Bredeloh; aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor, von denen zwei – Konrad und Elisabeth von Mandelsloh – später in Braunschweig ansässig wurden. Im Jahr 1637 wurde Andreas von Mandelsloh zum Bauherrn des Bremer Domstifts ernannt. Als nach dem Dreißigjährigen Krieg die Erzbistümer Bremen und Verden in weltliche Herzogtümer umgewandelt wurden und zu diesem Zweck eine aus vier königlich-schwedischen Kommissaren bestehende Kommission nach Bremen gesandt wurde, zog man auch Andreas von Mandelsloh hinzu, der als Strukturar und Sekretär des schwedischen Königs angestellt wurde. Aufgrund von Unruhen in der Stadt Bremen im Sommer 1666 begab sich Andreas von Mandelsloh zu seinen Kindern nach Braunschweig; dort verstarb er am 17. September während eines Spaziergangs auf dem Kirchhof von St. Ägidien. Er wurde im Dom St. Blasii beigesetzt, da sowohl sein Sohn Konrad als auch sein Schwiegersohn Julius August Tuckermann Kanoniker des Stifts St. Blasii waren.4)