Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 1045 St. Martini 1655

Beschreibung

Grabplatte des Kaspar Klock. Sandstein. Um den Stein verläuft die Inschrift A, im Innenfeld die Inschrift B. In den Ecken des Steins vier Vollwappen mit Beischriften (C).

Maße: H.: 225 cm; B.: 110 cm; Bu.: 3,5 cm (A), 4,5–6,3 cm (B), 2 cm (C).

Schriftart(en): Fraktur (A), Kapitalis (C), mit Versalien (B).

Herzog-Anton-Ulrich Museum, Kunstmuseum des Landes Niedersachsen [1/1]

  1. A

    Jch will des herre(n) zor(n) tragen / den ich habe wieder ihn gesundiget , bis er meine sache ausfuhre und mir Recht / schaffe er wirdt mich ans liecht / bringen , das ich meine lust an Seiner Gnade sehe Mich · 7 · text · 1)

  2. B

    D(EO) U(NICO) E(T) T(RINO) S(ACRUM) / MEMORIAE / NOBILISSIMI . AMPLISSIM[I] / ET CONSULTISSIMI VIRI / D(OMI)NI CASPARIS KLOCKII I(URIS) C(ONSUL)TIa) / COMITIS PAL(ATINI) CAESAREI / DUCUM BRUNOVICENS(IUM) et LÜNAEB(URGENSIUM) / CONSILIARII AC CANCELLARII / DIGNISSIMI : / NATI A(NN)O 1583 . DIE 28 FEBRUAR(II) / DENATI A(NN)O 1655 DIE 15 . IANUAR(II) / EXTREMUM HOC CONIUGALIS FIDEI / MONUMENTUM POSUIT / MOESTISSIMA VIDUA / ELISABETA RAM / CONTIDENSb) , HUIUS MARITI SUI / EXUVIAS SUB HOC SAXO CONDITAS / IN DIE NOVISSIMO / AD AETERNAM VITAM RESURRECTURAS / SISTE VIATOR GRADUM / ET PERPENDE / MORTALITATEM ·

  3. C
    KLOCKEN2) V(ON) GRES[T]3) 
    PAPEN4) V(ON) BERGEN5) 

Übersetzung:

Dem einzigen und dreifaltigen Gott geweiht. Zum Andenken an den sehr edlen, hochbedeutenden und sehr kundigen Mann, Herrn Kaspar Klock, rechtskundigen kaiserlichen Pfalzgrafen, sehr würdigen Berater und Kanzler der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg, der im Jahr 1583 am 28. Tag des Februar geboren wurde und im Jahr 1655 am 15. Tag des Januar starb, hat die tiefbetrübte Witwe Elisabeth Ram dieses außerordentliche Denkmal ehelicher Treue gesetzt im Vertrauen darauf, daß die Gebeine dieses ihres Ehemanns, die unter diesem Stein begraben sind, am Jüngsten Tag zum ewigen Leben auferstehen werden. Wanderer, bleibe stehen und führe dir die Sterblichkeit vor Augen! (B)

Versmaß: Ein Hexameter (am Ende der Inschrift B), metrisch nicht korrekt.

Kommentar

Der aus Soest stammende Kaspar Klock war der Sohn des Johann Klock und der Dorothea von Grest. Er studierte zunächst an der Universität Marburg, später an der Universität Köln Jura.6) Nach seinem Studium war er als Assessor am Reichskammergericht in Speyer tätig. Im Jahr 1608 wurde er Kanzler bei dem Grafen Heinrich von Stolberg-Wernigerode, drei Jahre später heiratete er Elisabeth Ram (vgl. Nr. 772). Im Jahr 1616 wurde er als Syndikus nach Braunschweig berufen7) und sogleich an den Kaiserhof nach Prag gesandt, wo ihm der Titel eines Pfalzgrafen verliehen wurde. Als er 1626 zum Kanzler des Mindener Bischofs Christian von Braunschweig-Lüneburg ernannt wurde, zog er nach Minden um, mußte von dort jedoch wegen Einnahme der Stadt durch die kaiserlichen Truppen fliehen und hielt sich dann drei Jahre in Bremen auf. Unter dem Nachfolger Christians, Herzog Georg von Braunschweig-Lüneburg, übte Kaspar Klock erneut das Amt eines Kanzlers des Stifts Minden aus.8) Die Witwe des Kaspar Klock, Elisabeth Ram, erwarb am 7. Februar 1655 gegen Zahlung von 170 Reichstalern einen Begräbnisplatz und das Recht, darauf eine Grabplatte in gebührender Größe niederzulegen. Ihr wurde zugleich zugesagt, daß der angrenzende Begräbnisplatz frei bleiben sollte, damit sie diesen später in Anspruch nehmen konnte. Darüber hinaus wurde der Witwe das Recht eingeräumt, in der Nähe des Grabes ein Epitaph anzubringen.9)

Textkritischer Apparat

  1. ICTI.
  2. CONTIDENS] Irrtümlich für CONFIDENS.

Anmerkungen

  1. Mi. 7,9.
  2. Wappen Klock (drei Glocken 2:1).
  3. Wappen Grest (Kleeblatt).
  4. Wappen Pape (Querbalken mit drei Rosen belegt).
  5. Wappen Berg (Sparren, darunter drei Kleeblätter 2:1).
  6. Matrikel Marburg, S. 30. In der Matrikel Köln ist Klock nicht verzeichnet, die Angabe folgt der Leichenpredigt, Roth, Auswertungen, Nr. 2309.
  7. Sta Braunschweig, B III 10, Nr. 4a, fol. 163f.
  8. Die biographischen Angaben nach der Leichenpredigt, Roth, Auswertungen, Nr. 2309.
  9. Sta Braunschweig, G II 1, Nr. 88, fol. 32.

Nachweise

  1. Sammlung Sack, Nr. 138, Bd. 1, Teil 1 (o. P., B) u. Teil 2 (o. P., Zeichnung).
  2. Schmidt, Martinskirche, S. 135 (B).

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 1045 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0104504.