Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 979† St. Ulrici-Brüdern 1650

Beschreibung

Epitaph des Henning Philipp von Mahrenholtz. Das Epitaph hing im Mittelschiff der Kirche in der Nähe der Kanzel. Nach der Zeichnung von Beck handelte es sich vermutlich um eine hochrechteckige Tafel, auf der oben die Inschrift A, darunter die Inschrift B und unten in zwei Spalten die Inschrift C stand; um die Inschriften herum waren im Viereck insgesamt 24 Wappen angeordnet.1) Es ist jedoch auch nicht auszuschließen, daß es sich um ein mehrteiliges Epitaph mit Bildprogramm gehandelt hat und Beck nur die Inschriften und Wappen wiedergegeben hat.

Inschriften nach der Zeichnung in der Sammlung Sack.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    D(EO) T(RINO) O(PTIMO) M(AXIMO) S(ACRUM) / GENEROSUS AC NOBILISSIMUS DOMIN(US) / DOMIN(US) HENNING(US) PHILIP(US) A MAREN=/HOLT DOMIN(US) IN SCHWULPER ET WARXBUT=/TEL FORTUNA CORPORIS ANIMIQ(UE) BONIS INSTRU-/CTUS EXTEROS EXPERTUS DOMI FORISQ(UE) NOTUS VIRIS PRINCIPI-/BUS ACCEPTUS VITAE TANDEM SECULIQ(UE) PERTESUS PLACIDE IN CHRISTO / OBDORMIENS CORPORIS SUI RELIQUIAS HAC IN AEDE DEPONI VOLUIT / EARUM OPTATAM RESURRECTIONEM BEATA ANIMA CU(M) CHRISTO / LIBERATORE VIVENS IN COELIS EXPECTAT / OBIIT ANNO DOMINI MDCL . DIE XXX APRILIS . / AETATIS LVII .

  2. B

    MOESTISSIMI AMICORUM HOC QUICQUID EST MONUMENTI CARISSIMO / QUONDAM AMICO ET PATRUO EXTARE VOLUERUNT DONEC SUA QUOQ(UE) / MORS VENIAT MARMORIAEa) ET AD NOVISSIMAM TUBAM MORTUI / VIVIQ(UE) UTINAM PRESENTI AC INTREPIDO ANIMO OMNES COMPAREAMUS

  3. C

    ALLES IST MEHR NICHTS ALS NICHTS / LEBE(N) EHR REICHTHUM VERMÜGEN / ES ENTGETH UNS EH WIRS KRIEGEN / EH WIRS FASSEN, SO ZERBRICHTS / ES VERSCHWINDET EH WIRS NÜTZEN / GLEICH DEN WIND UND SCHNELLEN PLITZE(N) / NEBEL DUNST IN REGER LUFT / EIN GESCHWINDES WETTERLEÜCHTE(N) / GÜSSE SO DEN GRUND NICHT FEUCHTEN / EIN GESCHOSS DAS BALD VERPUFT // HALL DER DURCH DIE THÄLER RUFT / STÜRME SO UNS NICHTS SEIJN DEUCHTE(N) / PFEILE DIE DEN ZWECK ERREICHEN / EIS IN EINER WARMEN GRUFT / ALLE DIESE SIND ZWAR RÜCHTIG / DA SIE FLÜCHTIG SEIJN UND NICHTIG / DOCH WIE NICHTS SIE ALLE SEIJN / SO IST DOCH O MENSCH DEIN LEBEN / MEHR ALS SIE DER FLUCHT ERGEBEN / NICHTS IST ALLES DU SEIN SCHEIN

Übersetzung:

Dem dreieinigen besten und höchsten Gott geweiht. Der großzügige und sehr edle Herr, Herr Henning Philipp von Mahrenholtz, Herr auf Schwülper und Warxbüttel, der durch ein glückliches Schicksal mit Gütern des Körpers und des Geistes ausgestattet wurde, als Experte in auswärtigen Dingen in der Heimat und auswärts bekannt (und) den vornehmsten Männern willkommen, schließlich des Lebens und der Welt überdrüssig, ist sanft in Christus entschlafen, und es war sein Wille, daß seine Gebeine in dieser Kirche bestattet werden. Im Himmel erwartet die glückliche Seele, die bei dem Befreier Christus lebt, deren ersehnte Auferstehung. Er starb im Jahr des Herrn 1650 am Tag des 30. April (seines) Alters 57 (Jahre). (A)

Die traurigsten der Freunde wollten, daß dies – was auch immer es für ein Denkmal ist – für den einst liebsten Freund und Onkel vorhanden ist, bis auch der Tod des Marmors kommt und wir alle bei der jüngsten Posaune tot oder lebendig mit hoffentlich gegenwärtiger und unverzagter Seele erscheinen. (B)

Wappen2)
MahrenholtzSteinberg
BortfeldFreitag
SchulenburgSchwichelt
RedenHauß oder Stockheim3)
Bodendieck4)Veltheim
AsseburgAlvensleben
?5)?6)
Hauß oder Stockheim3)?7)
?Ketteler8)
KlenckeOberg
VeltheimVeltheim
??

Kommentar

Nach dem Tod des seit längerem in Braunschweig wohnenden Henning Philipp von Mahrenholtz führten dessen Witwe und Verwandten Verhandlungen mit den Vorstehern der Brüdernkirche über die Art des Begräbnisses. Man kam schließlich überein, daß gegen eine Gebühr von 500 Reichstalern in der Kirche sowohl ein Epitaph aufgehängt als auch ein mit einer Grabplatte bedecktes Grabgewölbe eingerichtet werden durfte, das allerdings nur für den Verstorbenen bestimmt war und nicht in ein Erbbegräbnis umgewandelt werden konnte. Das Grabgewölbe wurde mit Backsteinen gemauert; an den gekalkten Wänden waren Bibelverse ausgeführt, die jedoch nicht überliefert sind.9) Vgl. a. die Grabplatte des Henning Philipp von Mahrenholtz Nr. 980.

Textkritischer Apparat

  1. MARMORIAE] So offenbar auf dem Stein ausgeführt, da in der Sammlung Sack aus MEMORIAE in MARMORIAE korrigiert. Eigentlich wäre hier MARMORIS oder MARMORI zu erwarten.

Anmerkungen

  1. Nach der Zeichnung in der Sammlung Sack, Nr. 133, Teil 1, p. 233, fehlten im 18. Jahrhundert bereits drei Wappen.
  2. Die meisten Wappen sind in der Sammlung Sack, ebd., nur namentlich bezeichnet.
  3. Wappen Hauß oder Stockheim (schräggestellter ausgerissener gestümmelter Baumstamm). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 66; Bd. 2, Tafel 160 (Hauß), u. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 9, S. 14 u. Tafel 13 (Stockheim).
  4. Wappen Bodendieck (steigender Hirsch, auf dem Rücken eine mit einem Zickzackbalken belegte Decke). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 5, S. 13 u. Tafel 6.
  5. Wappen ? (zwei gekreuzte Stäbe mit beidseitig umgebogener Krümme).
  6. Wappen ? (geteilt, oben Lamm, unten drei Rosen 2:1).
  7. Wappen ? (zwei Balken).
  8. Wappen Ketteler (Kesselhaken). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 10 u. Tafel. 11.
  9. Sammlung Sack, Nr. 133, Teil 1, p. 20/21, Abschrift eines das Begräbnis des Henning Philipp Mahrenholtz betreffenden Schreibens aus den Akten der Brüdernkirche.

Nachweise

  1. Sammlung Sack, Nr. 133, Teil 1, p. 233.
  2. Beck, Auffschriften, Sp. 1283 (Auszug von A).

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 979† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0097903.