Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 880 St. Katharinen vor 1639

Beschreibung

Epitaph des Pastors Joachim Jordan. Messingplatte in einem farbig gefaßten Holzrahmen. Das Epitaph hängt an einem Pfeiler im südlichen Kirchenschiff. Die Inschrift A verläuft auf dem Rand der ovalen, gestochenen Messingplatte. Im quergeteilten Innenfeld oben der Verstorbene unter dem Kruzifix, am Kreuz der Titulus B. Über dem Kreuz auf einem Schriftband die Inschrift C. Links unter dem Kreuz Moses mit den Gesetzestafeln, darauf in zwei Spalten die Inschrift D, über der Figur ein Schriftband mit der Inschrift E. Rechts Johannes der Täufer, darüber ein Schriftband mit der Inschrift F. Über der Figur des unter dem Kreuz knienden Verstorbenen ein Schriftband mit der Inschrift G. Unten rechts im Bild die Inschrift H. Im unteren Teil des Ovals die zeilenweise verlaufende Inschrift I, die Sterbedaten sind in einer etwas abweichenden Schrift nachträglich eingraviert. Im hölzernen Rahmen oben, links und rechts drei Vollwappen.

Maße: H.: 100 cm; B.: 80 cm; Bu.: 0,5 cm (A, C, E–G), 0,3 cm (B), 0,1 cm (D), 0,15 cm (H), 0,5–1 cm (I).

Schriftart(en): Fraktur (A, D, H), Kapitalis (B, C, E–G, I).

Sabine Wehking [1/3]

  1. A

    Gott Hatt vns Nicht Gesetzt Zum Zorn , Sondern Die Seligkeit Zu besitzen . Durch Vnsern Herrn Jesum Christ Der für Vns Gestorben ist . Auff Das Wir Wachen oder Schlaffen , Zugleich Mitt Jhm Leben Sollen . 1 Thes . 5 . Vers : 10 . 1)

  2. B

    I(ESUS) . N(AZARENUS) . R(EX) . I(UDAEORUM) . 2)

  3. C

    VENITE AD ME OMNES etc . MATT 11 V 28 3)

  4. D

    Du / solt Lie=/ben , den / Herren / deinen / Gott , von / gantzem / hertzen , /von gan=/tzer seele , / und von / gantzem / Gemu/the . // Vnd / Liebe / deinen / Näch/sten / als / dich / Selbst . / Matt : / C : 22 . / V : 37 . / vnd 39 . 4)

  5. E

    MALEDICTVS OMNIS etc . DEUT 27 V 26 5)

  6. F

    ECCE AGNVS DEI etc . IOH 1 V 29 6)

  7. G

    IESV FILI DAVID MISERERE MEI 7)

  8. H

    Conradt Baun fecit .

  9. I

    LECTOR , DISCE PIE VIVERE , DISCE MORI . / SYMBOLUM . / TURBABOR SED NON PERTURBABOR . / QUIA / IN IESU LATERE SERVABOR . / IOACHIMUS IORDANUS . / NATUS LUNEBURGI , ANNO 1588 MENSE FEBR(UARII) / DOCUIT EVANGELIUM CHRISTI ANNOS 〈24〉 / OBIIT ANNO CHR(ISTI) 16〈39〉 MENSE 〈APRIL〉 DIE 〈24〉 / CUIUS ANIMA REQUIESCIT IN MANU DEI . / CORPUS HIC EXSPECTAT / RESURRECTIONEM / AD VITAM .

Übersetzung:

Kommt alle zu mir ... (C)

Verflucht sei jeder ... (E)

Siehe das Lamm Gottes ... (F)

Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner. (G)

Conrad Buno machte (dies). (H)

Leser, lerne fromm zu leben, lerne zu sterben. Glaubensbekenntnis: Ich werde beunruhigt sein, aber ich werde nicht völlig verwirrt sein, weil ich an Jesu Seite bewahrt sein werde. Joachim Jordan, geboren in Lüneburg im Jahr 1588 im Monat Februar, lehrte 24 Jahre lang das Evangelium Christi. Er starb im Jahr Christi 1639 am 24. Tag des Monats April. Seine Seele ruht in Gottes Hand, der Körper erwartet hier die Auferstehung zum Leben. (I)

Versmaß: Ein Pentameter (I, erste Zeile).

Wappen:
Jordan8)Losse9)Bötticher10)

Kommentar

Joachim Jordan wurde 1588 in Lüneburg geboren. Im Mai 1607 immatrikulierte er sich an der Universität Rostock, später studierte er an den Universitäten Wittenberg, Leipzig, Gießen und Jena.11) Danach wurde er von Hektor Mithoff12) als Lehrer seiner Söhne eingestellt. Mit diesen unternahm er eine Italienreise, die mit einem Studienaufenthalt an der Universität Padua verbunden war. Im Jahr 1615 erhielt er eine Pastorenstelle in Lüneburg, wo er Anna Losse, die Tochter des Pastors an St. Johannis Hieronymus Losse, heiratete. Schon ein Jahr später übernahm er das Amt des Pastors an der Braunschweiger Katharinenkirche. Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau, die im Jahr 1626 an der Pest starb, heiratete er in zweiter Ehe Elisabeth Maria Bötticher.13) Die Messingplatte des Epitaphs, das noch zu Lebzeiten Jordans entstand, fertigte laut Inschrift F der Braunschweiger Kupferstecher Conrad Buno an.

Anmerkungen

  1. 1. Th. 5,9f.
  2. Io. 19,19.
  3. Mt. 11,28.
  4. Mt. 22,37 u. 39.
  5. Dt. 27,26.
  6. Io. 1,29.
  7. Lc. 18,38.
  8. Wappen Jordan (Rose).
  9. Wappen Losse (Hund hinter Baum).
  10. Wappen Bötticher (Kreuz mit zwei gekreuzten Fischen davor).
  11. Matrikel Rostock, Bd. 2, S. 289. Matrikel Wittenberg, N. R. Bd. 1, S. 91. Matrikel Leipzig, Bd. 1, S. 216. Die einschlägigen Jahre in der Matrikel Leipzig fehlen, in der Matrikel der Universität Jena ist Jordan nicht verzeichnet. Diese Angaben folgen der Leichenpredigt, Roth, Auswertungen, Nr. 7534.
  12. Zu Hektor Mithoff und seinen Söhnen vgl. DI 36 (Stadt Hannover), Nr. 253.
  13. Angaben nach der Leichenpredigt, Roth, Auswertungen, Nr. 7534.

Nachweise

  1. Sammlung Sack, Nr. 136, Teil 1, p. 54f. (A, C, E–G, I) u. p. 258 (Zeichnung, A, C, E–G, I).
  2. Abb.: Dorn, Kirchen, Abb. 114, S. 118. Kat. Brunswiek, Abb. 34, S. 258.

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 880 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0088005.