Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 823 St. Martini 1630

Beschreibung

Orgelgehäuse und Orgelprieche. Holz, farbig gefaßt. Die Inschrift A am mehrfach vorspringenden oberen Fries des Orgelgehäuses, dazwischen die Jahreszahl B in plastischen vergoldeten Ziffern, die sich links und rechts auf dem Gehäuse verteilen. Die Inschrift C am unteren, ebenfalls mehrfach vorspringenden Fries. An der Brüstung der Orgelprieche unterhalb des Rückpositivs auf dem Fries die Inschrift D, darunter ein Wappenschild mit dem Wappen der Altstadt. Die Orgelprieche wurde Ende des 19. Jahrhunderts umgebaut. Bis zu diesem Zeitpunkt ging die Empore in die Seitenemporen über, die teilweise abgebrochen und verkürzt wurden. Für die neue Verkleidung der Orgelempore wurden die Bestandteile der alten Prieche wiederverwendet. Es läßt sich aber nicht mit Sicherheit feststellen, welche der Inschriften E–K, die sich heute an der Orgelempore befinden, bereits an der alten Orgelprieche standen, da sie im Gegensatz zu den Inschriften am Orgelgehäuse alle in moderner Fassung ausgeführt sind. An der Brüstung der Orgelempore jeweils zwischen zwei, den vorspringenden Fries tragenden Säulen Apostelfiguren im Wechsel mit rundbogig abgeschlossenen Feldern. Die Apostelfiguren sind durch Beischriften auf dem Fries darüber namentlich bezeichnet (E). Links vom Rückpositiv im ersten Bogenfeld die Inschrift F, rechts in dem entsprechenden Feld die Inschrift G. In zwei Rundbogenfeldern der linken seitlichen Brüstung die Inschriften H und I, in den entsprechenden Feldern der rechten seitlichen Brüstung die Inschriften J und K. In den übrigen Bogenfeldern sind Szenen aus der Passionsgeschichte dargestellt. Im Relief der Kreuzigung am Kreuz der in erhabenen Buchstaben ausgeführte Titulus L. Alle anderen Inschriften sind in goldenen Buchstaben gemalt.

Maße: Bu.: ca. 12–15 cm (A, C), ca. 40 cm (B), ca. 6 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis (A, D), Fraktur (C).

Sabine Wehking [1/3]

  1. A

    SANCTVS · S[(AN)C(TV)]Sa) · SANCTVS · DOMINVS DEVS SABAOTH 1) DEUS O(PTIMVS) M(AXIMVS) HABEAT HOC DECUS ·

  2. B

    1 6 3 0

  3. C

    Lobet Den HERRN JN Seinem HEILIGTHUME Alles Was Odem hat · Lobe · Den · HERRN 2)

  4. D

    HAEC SI CONTINGVNT TERRIS QVAE GAVDIA COELO

  5. E

    S · Petrus // S · Andreas // S · Jacobus · d(er) · Ä(ltere) // S · Thaddäus // S · Philippus // S · Matthaeus // S · Johannes // S · Bartholomäus // S · Thomas // S · Paulus // S · Jacobus · d(er) · J(üngere) // S · Simon

  6. F

    HALLE/LUJA

  7. G

    HOSJ/ANNA

  8. H

    Siehe , das ist / Gottes Lamm / welches der Welt / Sünde trägt 3)

  9. I

    Er erniedrigte / sich selbst und / ward gehorsam / bis zum Tod . 4)

  10. J

    Sehet , welch / ein Mensch 5)

  11. K

    Es ist vollbracht ! 6)

  12. L

    I(ESUS) · N(AZARENUS) · R(EX) · I(UDAEORUM) 7)

Übersetzung:

Heilig, heilig, heilig, Herr Gott Zebaoth. Der höchste größte Gott möge diese Zierde innehaben. (A)

Wenn diese Freuden der Erde zuteil werden, welche (werden dann erst) dem Himmel (zuteil). (D)

Versmaß: Ein Hexameter (D).

Kommentar

Über die an der Herstellung der Orgel beteiligten Handwerker liegen detaillierte Informationen vor. Die Orgel wurde von Jonas Weigel, Franz Theodor Kretschmar und Friedrich Stellwagen gefertigt. Das Gehäuse und die meisten Teile der Verzierungen stellten die Bildhauer Ulrich Behr und der aus Hamburg stammende Johannes Braun her; die Bemalung führten Bastian Schütz und Jakob Kracht (vgl. Nr. 781 u. 811) aus.8)

Textkritischer Apparat

  1. Der mittlere Buchstabe ist durch einen Engelskopf verdeckt.

Anmerkungen

  1. Liturgischer Text nach Apc. 4,8, Sanctus im Ordo Missae.
  2. Ps. 150,1 u. 6.
  3. Jh. 1,29.
  4. Phl. 2,8.
  5. Jh. 19,5.
  6. Jh. 19,30.
  7. Io. 19,19.
  8. Vgl. dazu detailliert Meier, Kunsthandwerk, S. 77–81.

Nachweise

  1. Sammlung Sack, Nr. 138, Bd. 1, Teil 1 (o. P., B, C) u. Teil 2 (o. P., B, C).
  2. Abb.: Meier, Kunsthandwerk, Abb. 111 u. 112. Dorn, Kirchen, Abb. 91 u. 92.

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 823 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0082307.