Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 789 St. Magni 1625

Beschreibung

Epitaph des Georg Öding. Sandstein, farbig gefaßt. Das Epitaph, das früher an der Nordwand im Chor hing, ist heute an der Ostwand des südlichen Seitenschiffs angebracht. Es handelt sich um einen hochrechteckigen Stein mit einem giebelartigen Aufsatz. Auf den Rahmenleisten des Steins läuft die Inschrift A um. Im Innenfeld ein Halbrelief mit dem Brustbild des Verstorbenen, der ein Buch in Händen hält, in einer oben von einem Dreipaß abgeschlossenen Nische. In den Zwickeln oberhalb des Bogens zwei Vollwappen. Im rechten Wappen die Inschrift B, oben in beiden Wappen Initialen (C). Unterhalb des Reliefs im Innenfeld eine von plastischem Ornament umgebene Tafel mit der Inschrift D, in der Umrahmung oben ein Engelskopf, unten ein Kreuz. In dem Aufsatz Gottvater in den Wolken mit Weltkugel und zum Segen erhobener Rechten. Die Inschriften A und D sind eingehauen, die Buchstaben durch schwarze Farbe hervorgehoben; die Inschriften B und C sind erhaben ausgeführt.

Maße: H.: 258 cm; B.: 102 cm; Bu.: 6,5 cm (A), 2,6 cm (B), 2,5–3 cm (C), 4 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/2]

  1. A

    A(NN)O 1625 DIE 18 · IAN(VARII) OBYT REVER(ENDVS) / ET DOCTISS(IMVS) D(OMI)N(VS) GEORGIVS OEDINGIVS REVER(ENDI) MINISTERY SENI/OR ET HVIVS ECCLESIAE S(ANCTI) MA/GNI PASTOR AETATIS SVAE 66 CVIVS ANIMA SIT IN BENEDICTIONE

  2. B

    V(ERBVM) D(OMINI) M(ANET) I(N) AE(TERNVM) 1)

  3. C

    G O // L I

  4. D

    ICH WEIS DAS MEIN ERLOSER LE/BET VND ER WIRD MICH HERNACH / AVS DER ERDEN AVFFERWECKEN / VND WERDE DARNACH MIT DIESER / MEINER HAVT VMGEBEN WERDEN / VND WERDE IN MEINEM FLEISCH / GOT SEHEN DENSELBEN WER/DE ICH MIR SEHEN VND MEINE / AVGEN WERDEN IN SCHAWEN / VND KEIN FREMDER · HIOB / AM 19 2)

Übersetzung:

Im Jahr 1625 am Tag des 18. Januar starb der ehrwürdige und hochgelehrte Herr Georg Öding, Senior des ehrwürdigen (Geistlichen) Ministeriums und Pastor dieser Kirche St. Magni im 66. Lebensjahr. Seine Seele sei gesegnet. (A)

Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit. (B)

Wappen:
Öding3)Juten4)

Kommentar

Georg Öding wurde am 28. Juni 1559 in Celle als Sohn des aus Braunschweig stammenden Pastors Georg Öding und der Katharina Schorkop geboren. Er besuchte zunächst die Katharinenschule in Braunschweig und immatrikulierte sich im Oktober 1578 an der Universität Rostock.5) Seit 1581 bekleidete er die Pastorenstelle in Bützow (Mecklenburg), bevor er 1587 das Amt an St. Magni antrat, das er bis zu seinem Tod ausübte. Im selben Jahr heiratete er in Rostock Else Frese, die 1616 starb. Ein Jahr nach dem Tod seiner ersten Ehefrau heiratete Georg Öding die aus Braunschweig stammende Lucia Juten, eine Schwester des Lüdeke Juten (vgl. Nr. 1087), deren Wappen auf dem Epitaph angebracht ist.6) Es ist zu vermuten, daß das Grabdenkmal für beide Eheleute gesetzt wurde. Da Lucia Juten nach dem Tod Georg Ödings jedoch eine zweite Ehe einging, wurde sie zusammen mit ihrem zweiten Ehemann, dem Bürgermeister der Altstadt Tobias Olffen (vgl. Nr. 964), in der Martinikirche beigesetzt. Lucia Juten stiftete der Magnikirche zum Gedenken an ihren verstorbenen ersten Ehemann eine Kanzel (vgl. Nr. 794). In seinem Testament aus dem Jahr 1622 verfügte Georg Öding, daß nach seinem Tod der Kirche St. Magni ein Fenster aus seinem Vermögen gestiftet werden sollte, das sein Wappen und das seiner Ehefrau zeigen sollte.7)

Anmerkungen

  1. 1. Pt. 1,25.
  2. Hi. 19,25 u. 27.
  3. Wappen Öding (von einem Pfeil durchbohrtes Herz).
  4. Wappen Juten (Balken mit Inschrift VDMIAE, darüber und darunter je ein Stern). Vgl. Meier/Kämpe, Heraldische Untersuchungen 1903, S. 20.
  5. Matrikel Rostock, Bd. 2, S. 197b.
  6. Die biographischen Angaben nach der Leichenpredigt, Roth, Auswertungen, Bd. 1, Nr. 627.
  7. Sta Braunschweig, B I 23, Bd. 17, fol. 144r.

Nachweise

  1. Sammlung Sack, Nr. 137, p. 14 u. p. 191 (Zeichnung).
  2. Abb.: Meier, Kunsthandwerk, Abb. 93.

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 789 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0078903.