Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)
Nr. 685† Tor des Brüdernkirchhofs 2. H. 16. Jh.?
Beschreibung
Renaissancetor, das den Friedhof der Brüdernkirche zur Kannengießerstrasse hin abschloß. Nach der Zeichnung von Beck standen vor den beiden Torpfeilern zwei Karyatiden, darüber seitlich des Bogens die Figuren des Petrus und des Paulus. Zwischen ihnen über dem Torbogen links die Gestalt Martin Luthers, der ein Buch hochhielt, rechts drei Mönche mit Rosenkranz und Ablaßbrief.1) Auf einem Fries unterhalb des Daches eine Inschrift. Das Tor wurde vermutlich 1757 abgebrochen (vgl. Kommentar).
Inschrift nach dem Kupferstich bei Beck.
Schriftart(en): Kapitalis.
-
PESTIS ERAM VIVUS MORIENS ERO MORS TUA PAPA
Übersetzung:
Lebend war ich dein Verderben, sterbend werde ich dein Tod sein, Papst.
Versmaß: Ein Hexameter.
Anmerkungen
- Beschreibung nach dem Kupferstich Becks. Rehtmeyer, Kirchen-Historie, Teil 1, S. 186, beschreibt die Figuren: Uber dem Eingangs-Thor auf dem Kirchhofe gegen Westen stehet Doct. Luther, die Bibel in den Händen haltend, als ob er damit zuwerfen wolte und vor ihm die schüchternen Bettel-Mönche, die er wegtreibet.
- Vgl. Spies, Bild einer Stadt, S. 118, Nr. 74.
- D. Martin Luthers Werke, Tischreden Bd. 3, Weimar 1914, S. 390 u. 392.
- Vgl. dazu ausführlich: DI 19 (Stadt Göttingen), Nr. 131. S. a.: DI 33 (Stadt Jena), Nr. 63 u. 87.
Nachweise
- Beck, H III, 1,15, fol. 146v (Kupferstich).
- Rehtmeyer, Kirchen-Historie, Teil 1, S. 186.
- Brückmann, Centuria LIII, S. 4, Abb. Tafel 4.
- Uffenbach, Reisen, S. 298.
- Mirus, Egidienkirche, Sp. 779.
- Sack, Barfüßer, S. 422.
- Abb.: Spies, Bild einer Stadt, S. 118, Nr. 74 (Kupferstich Becks).
Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 685† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0068503.
Kommentar
Angeblich wurde das Tor im Jahr 1757 vor dem Einrücken der Franzosen abgebrochen, um durch den papstfeindlichen Inhalt der Inschrift nicht deren Unwillen zu erregen.2) Der Spruch, den Luther selbst als mein epitaphium bezeichnete,3) findet sich häufig im Zusammenhang von Darstellungen Luthers.4)