Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 660 St. Katharinen 1596

Beschreibung

Epitaph des Levin von Mahrenholtz. Holz, farbig gefaßt, Ölgemälde auf Holz. Das vielteilige Epitaph hängt im südlichen Seitenschiff der Kirche vor der Ostwand; es bildet ein Gegenstück zu dem Epitaph Nr. 650 für den Bruder des Verstorbenen, Valentin von Mahrenholtz. Der äußere linke Teil des Epitaphs ist hier im rechten Winkel abgeknickt, da das Epitaph in die Ecke hineingebaut worden ist. Den von einer doppelten Säulenstellung eingerahmten Mittelteil bildet ein oben rundbogig abgeschlossenes Gemälde, das heute die Auferstehung Christi zeigt. Früher befand sich hier ein Gemälde der Verklärung, das bei einem Brand im Jahr 1665 zerstört und durch eine Kopie des Gemäldes in dem Epitaph Nr. 650 ersetzt wurde. In den Nischen zwischen den Säulenstellungen links und rechts jeweils die Figur einer Tugend, je zwei weitere Tugendfiguren auf Sockeln oberhalb des Rundbogens; die beiden Figuren auf dem oberen Gesims seitlich des Giebels fehlen heute. Oberhalb des Rundbogens heute nur noch drei sitzende Figuren der ursprünglich vier Evangelisten mit ihren Symbolen. Auf dem Rahmen seitlich des Mittelteils ehemals jeweils acht Vollwappen, von denen heute links nur noch sieben erhalten sind; die rechte Seite ist komplett. Die Wappen finden sich hier in einer zu dem anderen Epitaph gespiegelten Anordnung. Ob dies der ursprünglichen Gestaltung entspricht oder der Befund bei einer Restaurierung geändert wurde, läßt sich nicht beurteilen; allerdings gibt die Sammlung Sack die Wappen für beide Epitaphien in derselben Anordnung wieder. In der Zone oberhalb des Mittelteils ein Gemälde der Himmelfahrt. Außen links und rechts Nischen mit Putten darin. Unter dem Gemälde im Mittelteil in einem länglichen Feld die Inschrift A. Auf dem Gesims unterhalb des Mittelteils kniet die Figur des Verstorbenen in Rüstung, vor ihm sein Helm. Unterhalb des Gesimses eine querrechteckige Tafel mit der Inschrift B, darunter eine von Maskenköpfen eingerahmte Kartusche mit der Inschrift C. Die einzelnen Bestandteile des Epitaphs sind reich mit Engels- und Maskenköpfen verziert. Alle Inschriften sind in goldenen Buchstaben auf blauem Grund ausgeführt.

Maße: H.: ca. 600 cm; B.: 235 cm; Bu.: 4 cm (A, B), 3,5 cm (C).

Schriftart(en): Fraktur mit Kapitalis (A, C), Fraktur mit humanistischer Minuskel (B).

Sabine Wehking [1/2]

  1. A

    Diß ist mein lieber Sohn an welchen ich wol/gefallen habe den sollt ir horen . MATTH : 171)

  2. B

    Joh 3 cap Also hat Gott die Welt geliebet / Daß er seinen eingebornen Sohn gab 2)

  3. C

    ANNO DOMINI 1596 den 6 MARTII / zwischen zwei und drei Vhren den / Nachmittag ist der Gestrenge / Edle und Ehrenveste Levin von / Marenholt in Gott den Heren sehl(ig) entschla/fen des Sele Gott gnedig sey und ihnen / sampt allen Auserwählten eine fröhliche / Auferstehung in Cristo / verleihen wolle / Amen

Wappen:
Schulenburg3)Mahrenholtz4)
Bodendieck5)Asseburg6)
Bredow7)Frencken8)
Landsberg9)Hauß10)
?11)Schwichelt12)
Münchhausen13)Veltheim14)
Schulenburg3)Werder15)
Jagow16)Rutenberg17)

Kommentar

Die bildhauerischen Arbeiten an dem Epitaph werden von Meier (vgl. a. Nr. 650) dem Braunschweiger Bildhauer Georg Röttger zugeschrieben, als Maler war hier vermutlich – wie auch bei dem Gegenstück – Floris von der Mürtel tätig.18)

Levin von Mahrenholtz war der Sohn des Curdt von Mahrenholtz und der Anna von der Schulenburg und der Bruder des Valentin von Mahrenholtz (vgl. Nr. 650).

Anmerkungen

  1. Mt. 17,5.
  2. Jh. 3,16.
  3. Wappen Schulenburg (viergeteilt: 1. u. 4. drei Vogelkrallen 2:1, 2. u. 3. schreitender bekrönter Ochse, die Krone mit Fahnen besteckt). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 15 u. Tafel 17.
  4. Wappen Mahrenholtz (Rose vor geteiltem Schild). Vgl. ebd., Bd. 2, Abt. 9, S. 12 u. Tafel 13.
  5. Wappen Bodendieck (steigender Hirsch, auf dem Rücken eine mit einem Zickzackbalken belegte Decke). Vgl. ebd., Bd. 6, Abt. 5, S. 13 u. Tafel 6.
  6. Wappen Asseburg (sprungbereiter gekrümmter Wolf). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 5 u. Tafel 11.
  7. Wappen Bredow (Steigbaum). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2, S. 98 u. Tafel 127.
  8. Wappen Frencken (drei lange Kesselhaken). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 56 u. Tafel 131.
  9. Wappen Landsberg (geteilt, oben Fuchs, unten schräges Gitter). Vgl. ebd., Bd. 1, S. 78; Bd. 2, Tafel 190.
  10. Wappen Hauß (schräggestellter ausgerissener gestümmelter Baumstamm). Vgl. ebd., Bd. 1, S. 66; Bd. 2, Tafel 160.
  11. Wappen ? (Pferd). Der Wappeninhalt stimmt nicht mit dem unidentifizierten Wappen des Epitaphs Nr. 650 überein. Es könnte sich allerdings um das Wappen Werder handeln, das dann ausgetauscht worden sein müßte. Bei dessen Wappeninhalt handelt es sich nach Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 17 u. Tafel 19, um ein Pferd. Vgl. Anm. 15.
  12. Wappen Schwichelt (drei abgerissene Löwenköpfe 2:1). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 9 u. Tafel 7.
  13. Wappen Münchhausen (Mönch). Vgl. ebd., Bd. 3, Abt. 2, S. 274 u. Tafel 325.
  14. Wappen Veltheim (viergeteilt: 1. u. 4. Baumstamm, beidseitig mit Lindenblättern, 2. u. 3. breiter Balken mit zwei Querfäden belegt). Vgl. ebd., Bd. 2, Abt. 2, S. 10 u. Tafel 9.
  15. Wappen Werder (viergeteilt: 1. u. 4. Pferd, 2. u. 3. schräges Gitter). Vgl. ebd., Bd. 2, Abt. 9, S. 17 u. Tafel 19: hier ist als Wappeninhalt nur ein Pferd angegeben. Möglicherweise wurde der Wappenschild vertauscht, vgl. Anm. 11.
  16. Der Wappenschild fehlt heute.
  17. Wappen Rutenberg (acht anstoßende Rauten 5:3). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 102; Bd. 2, Tafel 253.
  18. Meier, Kunsthandwerk, S. 46. Scherer (Röttger, S. 213) sieht Floris von der Mürtel auch als Bildhauer des Epitaphs an, obwohl es für dessen bildhauerische Tätigkeit keine Belege gibt.

Nachweise

  1. Sammlung Sack, Nr. 136, Teil 1, p. 53 (C) u. p. 255 (Zeichnung).
  2. Schultz, Grabmale, S. 38 (C).

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 660 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0066009.