Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 587 St. Magni 1583

Beschreibung

Grabplatte des Pastors Heinrich Lampe. Sandstein mit Resten der ehemaligen farbigen Fassung. Die hochrechteckige Platte befindet sich heute an der Ostwand des südlichen Seitenschiffs. Sie ist in mehrere Teile zerbrochen und wieder zusammengesetzt worden. Die Inschrift A verläuft auf der im unteren Teil beschädigten Rahmenleiste des Steins. In der oberen Hälfte des Innenfeldes unter einem Bogen ein Relief, das den Verstorbenen in Halbfigur mit einem Buch in Händen darstellt, oben in den Bogenzwickeln Engelsköpfe. In der unteren Hälfte des Innenfeldes eine von Rollwerk eingefaßte Tafel mit der Inschrift B. Unten ragt in die Tafel ein Wappenschild hinein. Die Inschriften sind eingehauen.

Maße: H.: 184 cm; B.: 91 cm; Bu.: 3,5 cm (A), 3 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis (A), mit Versalien am Versbeginn (B).

Sabine Wehking [1/2]

  1. A

    ANNO · 83 · DEN · 13 · (NOVEM)BRISa) STARB DER / WIRDIGER VND WOLGELARTER HER HINRICVS LAMP ERSTER EVANGELISCHER PAST[OR / VND SE]NIOR DISER GEMEIN [SEIN]ES / AMPTS IM · 58 · SEINES ALTERS ABER IM · 84 · IAR DER SELEN GOT GNEDIG SEI

  2. B

    IN QVIBVS ORTVS ERAM TENEBRAS / HINC PRIMVS ABEGI / SVCCENSA VERBI LAMPADE / CHRISTE TVI / HANC VBI VICTRICEM VIDI / POST FVNERA FRATRVM / VLTIMVS IPSE SENEX / CHRISTE TIBI MORIOR

Übersetzung:

Die Dunkelheit, in der ich geboren wurde, habe ich von hier als erster vertrieben mit der entzündeten Fackel deines Wortes, Christus. Nachdem ich diese als Siegerin gesehen habe, sterbe ich, nach dem Tod der Brüder der Letzte, als Greis in dir, Christus. (B)

Versmaß: Elegische Distichen (B).

Wappen:
Lampe1)

Kommentar

Die sehr sorgfältig gehauene Kapitalis weist im Gegensatz zu den anderen Braunschweiger Kapitalisinschriften dieser Zeit ein M mit geraden Hasten und bis auf die Grundlinie reichendem Mittelteil auf. Einige Kapitalisbuchstaben der Inschrift B sind durch lange unter oder über das Schriftband hinausgezogene Fortsetzungen der Hasten in Form von Schlingen und Schleifen verziert, die dem Schriftbild einen ornamentalen Charakter verleihen.

Meier2) schreibt die qualitätvolle Grabplatte dem Bildhauer Georg Röttger zu, der im Jahr 1583 in Braunschweig ansässig wurde (vgl. dazu Nr. 611). Dies läßt sich aufgrund des mangelnden Vergleichsmaterials weder erweisen noch widerlegen. Die von Georg Röttger signierte Grabplatte des Paschasius Brismann aus dem Jahr 1587 (Nr. 611) weist zwar dieselbe Anordnung der Inschriftentafel im Innenfeld auf, bietet aber sonst wenig Anhaltspunkte für einen Vergleich.

Der aus Gronau stammende Heinrich Lampe wurde im Jahr 1525 Prediger an St. Michaelis, in den Jahren 1526 bis 1583 amtierte er zunächst als Prediger, dann als Pfarrer an St. Magni und war dort maßgeblich an der Einführung der Reformation beteiligt.3) Hierauf nehmen die Inschriften seiner

Grabplatte Bezug, insbesondere die Inschrift B, deren erstes Distichon ein Wortspiel enthält: der Nachname Lampe wird in Beziehung gesetzt zu der Fackel der Reformation, die der Geistliche in Braunschweig mit entzündete. Dem entspricht auch das Wappen des Geistlichen, eine Fackel.

Textkritischer Apparat

  1. IXBRIS.

Anmerkungen

  1. Wappen Lampe (Fackel).
  2. Meier, Kunsthandwerk, S. 66.
  3. Vgl. Brutzer, St. Magni Gedenkbuch, S. 68.

Nachweise

  1. Sammlung Sack, Nr. 137, p. 16 u. p. 193 (Zeichnung).
  2. Rehtmeyer, Kirchen-Historie, Teil 3, S. 42 (B).
  3. Uffenbach, Reisen, S. 296.
  4. Brutzer, St. Magni Gedenkbuch, S. 68.
  5. Abb.: Festschrift Reformation, S. 25.

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 587 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0058703.