Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 548(†) St. Martini 1575

Beschreibung

Epitaph des Johannes Werpup und der Katharina von Cramm. Holz, farbig gefaßt, Ölgemälde. Das Epitaph, das heute an der Nordwand in der Kirche hängt, wurde im Jahr 1999 grundlegend restauriert. Den Mittelteil des Epitaphs bildete früher ein oben rundbogig abgeschlossenes Gemälde, das die Verklärung Christi zeigte. Die Figur des Christus war von einem Schriftband in der Art einer Mandorla umgeben, darauf die Inschrift A. Oben in der Mitte Gottvater, links Moses mit den Gesetzestafeln, auf denen wohl die Zehn Gebote standen, die auf einer Photographie des alten Zustands jedoch nur undeutlich zu erkennen sind, rechts Elias, unten die Jünger Petrus, Johannes und Jacobus. Der Verbleib dieses Gemäldes ist ebenso wenig geklärt wie der Verbleib des darunter befindlichen querrechteckigen Gemäldes, auf dem die kniende Stifterfamilie dargestellt war, links der Vater mit sechs Söhnen, rechts die Mutter mit zwei Töchtern. Beide Gemälde sind heute durch Photographien ersetzt. Die beiden Gemälde wurden gerahmt von auf Sockeln stehenden Pfeilern, die einen breiten Fries mit der aufliegenden Bekrönung tragen. Diese rahmenden Elemente sind noch erhalten, ebenso die Zwickel über dem Verklärungsgemälde. Darin zwei geschnitzte Putten, die jeweils ein Buch und das oben über der Mitte angebrachte Schriftband mit der Inschrift B halten. Die schon seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr vorhandene Bekrönung bestand aus mit Engelsfiguren besetztem Rollwerk und einem in der Mitte daraus hervorwachsenden Baum, der auf einer Tafel in der Baumkrone mit der Inschrift C gekennzeichnet war. Den unteren Abschluß des Epitaphs bildet eine erhaltene von Rollwerk mit Engels- und Maskenköpfen eingefaßte Kartusche, darauf in der linken Hälfte die Inschrift D, die rechte Hälfte ist für einen Nachtrag freigelassen, der nicht ausgeführt wurde. Auf dem Fries, den Pfeilern und Sockeln sowie unten auf der Kartusche Vollwappen mit Beischriften (E) darunter, die schon vor dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr vollständig und in ihrer Abfolge durcheinandergebracht worden waren. Die ursprüngliche Abfolge der Wappen ist bei der letzten Restaurierung anhand der Zeichnung in der Sammlung Sack rekonstruiert worden.

Inschriften A und C nach Photographie, E ergänzt nach der Sammlung Sack.

Maße: H.: 60 cm; B.: 167 cm (Kartusche); Bu.: 1,3 cm (B), 2 cm (D), 1,7 cm (E).

Schriftart(en): Kapitalis (A–C, E), Fraktur mit Frakturversalien und Kapitalis (D).

Sabine Wehking [1/4]

  1. A†

    DIESER IST MEIN LIEBER SON AN DEM ICH WOLGEFALEN HAB DEN SOLT IR HORN 1)

  2. B

    ET VITAM aeTERNAM 2)

  3. C†

    ARBOR VITAE

  4. D

    An(no) do(mini) 1575 dinstages nach ELISABET den 22 / nouemberis ist der Edel gestrenge Erundveste / Johan Warpup Droste Zum pinnenberge / in Godt Selicklichen e(n)dslaffen der Selen / Godt wil gnedig vnd Barmherzig sein / vnd leid alhir begraben

  5. E
    WERPVP3)  KRAMME4) 
    BVSCHE5)  BVMELBORG6) 
    BOCK7)  STENBERGE8) 
    QVEREM9)  SCHEVRENSCHLOHS10) 
    TRAPPEN11)  [FELTEM]12) 
    OYENHVSEN13)  PLESSEN14) 
    BARDELA15)  SCVLENBORCH16) 
    KAPELLE17)  BEDEF(E)LTa) 18) 

Übersetzung:

... und an das ewige Leben. (B)

Der Baum des Lebens. (C)

Kommentar

Katharina von Cramm war die Tochter des Burkhard von Cramm und der Gertrud von Boyneburg.19)

Textkritischer Apparat

  1. Das E ist durch die Spitze des in die Beischrift ragenden Wappenschildes verdeckt.

Anmerkungen

  1. Mt. 17,5.
  2. Schluß des apostolischen Glaubensbekenntnisses.
  3. Wappen Werpup (drei Spielwürfel 2:1). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 130; Bd. 2, Tafel 333.
  4. Wappen Cramm (drei Lilien 2:1). Vgl. ebd., Bd. 1, S. 35 u. Tafel 86.
  5. Wappen Busche (Lilie). Vgl. ebd., Bd. 1, S. 25 u. Tafel 15 (Busche II).
  6. Wappen Boyneburg (viergeteilt). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 1, S. 28 u. Tafel 24.
  7. Wappen Bock (Steinbock). Nach der Wappenbeschreibung bei Oeynhausen, Grabinschriften, fol. 97r. Der Wappenschild ist nicht erhalten.
  8. Wappen Steinberg (steigender Steinbock). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 121; Bd. 2, Tafel 305.
  9. Wappen Quernheim (Querbalken). Vgl. ebd., Bd. 1, S. 102; Bd. 2, Tafel 251.
  10. Wappen Scheurenschloß (drei Ringe 2:1). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 7, S. 37 u. Tafel 59.
  11. Wappen Trappen (drei Trappen 2:1).
  12. Wappen Veltheim (breiter Balken mit zwei Querfäden belegt). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 10 u. Tafel 9. Nach der Zeichnung in der Sammlung Sack, Nr. 138, Bd. 1, Teil 2 (o. P.). Das Wappen und das Spruchband mit der Beischrift fehlen heute.
  13. Wappen Oeynhausen (Leiter). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 95; Bd. 2, Tafel 241.
  14. Wappen Plesse (waagerecht gelegter Maueranker). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 12, S. 68 u. Tafel 53: dort senkrechter Maueranker.
  15. Wappen Bardeleben (drei Beile 2:1). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 10, S. 1 u. Tafel 1.
  16. Wappen Schulenburg (drei Klauen 2:1). Vgl. ebd., Bd. 2, Abt. 2, S. 9 u. Tafel 7.
  17. Wappen Kappel (zwei gekreuzte Streitkolben). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 27 u. Tafel 69.
  18. Wappen Biedenfelt (Buchstabe Z). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 4, S. 4 u. Tafel 2: dort Doppelhaken.
  19. Sta Braunschweig, H VIII A, Nr. 756.

Nachweise

  1. Photographie: NLD Hannover, BS 18033.
  2. Sammlung Sack, Nr. 138, Bd. 1, Teil 1 (o. P., C) u. Teil 2 (o. P., Zeichnung); Bd. 3, p. 12 (Kupferstich) u. p. 13f. (C).
  3. Oeynhausen, Grabinschriften, fol. 97r (D auszugsweise).
  4. Schmidt, Martinskirche, S. 62, Abb. A (Kupferstich Becks) Tafel S. 60/61.

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 548(†) (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0054803.