Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 532 Herzog Anton Ulrich-Museum um 1570?

Beschreibung

Uhr. Gehäuse Bronze, vergoldet.1) Die kleine Tischstanduhr im Stil der Renaissance ist im Grundriß quadratisch mit den Ecken vorgebauten Sockeln, auf denen Säulen stehen. Oberhalb der Säulen läuft ein Fries mit Triglyphen um das Gehäuse, darauf liegt eine vorspringende Platte, die oben mit Rankenwerk graviert ist. Dem Gehäuse ist eine Kuppel aufgesetzt, über die vier in Voluten endende Bänder gelegt sind. Sie gehen oben von einem Buckel aus, auf dem als bekrönende Figur ein Putto mit Fahne steht. Die vier Seiten des Uhrgehäuses sind mit Gravuren verziert. Im unteren Teil ist bis zur Höhe der Sockel Beschlagwerk mit Masken- und Tierköpfen sowie Musikinstrumenten eingraviert. In den Feldern zwischen den Säulen vorne das Zifferblatt, im Außenkreis römische (A), im Innenkreis arabische Ziffern (B), in den Feldern der drei anderen Seiten je eine Frauenfigur, die beiden Figuren in den seitlichen Feldern mit je einem Musikinstrument, die Figur im hinteren Feld mit Buch und unbeschriftetem Band. Im vorderen Feld in den Zwickeln unter dem Zifferblatt Löwenköpfe und zwei liegende nackte Frauenfiguren, darunter ein Schriftband mit der Inschrift C. Die Worttrenner sind in Blütenform graviert. Über dem Band links und rechts eine identische Marke mit den Initialen des Goldschmieds (D).

Maße: H.: 35 cm; B./T.: 16,5 cm; Bu.: 0,4 cm (A), 0,35 cm (B), 0,45 cm (C), 0,18 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis (C, D).

  1. A

    I   II   III   IIII   V   VI   VII   VIII   IX   X   XI   XII

  2. B

    13   14   15   16   17   18   19   20   21   22   23   24

  3. C

    · ZV · BRVNSWICK ·

  4. D

    HR     HR

Kommentar

Die Uhr wird aus stilistischen Gründen auf die Zeit um 1570 datiert und dem damals tätigen Braunschweiger Uhrmacher Hildebrand Resen zugeschrieben.2) Es ist jedoch nicht sicher, daß sich die Initialen HR der Marke auf einen Uhrmacher beziehen. Denkbar wäre auch, daß sie von einem Goldschmied stammen, der das Gehäuse anfertigte. In Braunschweig sind in der einschlägigen Zeit verschiedene Goldschmiede mit den Initialen HR nachzuweisen, von denen man allerdings keine Marken kennt. Lediglich mit der Marke des im zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts als Braunschweiger Goldschmied tätigen Heinrich Rosenhagen (vgl. Nr. 943) stimmen die beiden Marken der Uhr überein.3) Da die Formen der Renaissance auch im Kunsthandwerk der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts noch Verwendung fanden, ist es nicht ganz auszuschließen, daß Rosenhagen das Gehäuse anfertigte.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. Uhr 299.
  2. Vgl. dazu Friedrich Thöne, Wolfenbüttel, Geist und Glanz einer alten Residenz. München 1963, S. 270. Klaus Maurice, Die deutsche Räderuhr. München 1976, Bd. 2, S. 22.
  3. Zu Rosenhagen vgl. Spies, Goldschmiede, S. 100, Nr. 446.

Nachweise

  1. Klaus Maurice, Die deutsche Räderuhr. München 1976, Bd. 2, S. 22.

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 532 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0053208.