Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 503 Städtisches Museum (1564†), 1652

Beschreibung

Abendmahlskanne.1) Silber, teilweise vergoldet. Die Kanne, die aus dem Eigentum der Martinikirche stammt und sich heute im Besitz des Städtischen Museums befindet, wurde im Jahr 1652 erneuert. Die Stifterinschrift, die sich auf der Vorgängerkanne von 1564 befunden hatte, wurde auf die neue Kanne übernommen und in den abgeflachten Deckel eingraviert (A). Die Kanne steht auf einem runden, mehrfach eingezogenen Fuß, der in einen kurzen Fußhals übergeht. Auf dem unteren, ausgebuchteten Teil des Gefäßkörpers, der durch umlaufende Profile von dem schlankeren oberen Teil getrennt ist, oben auf einem gravierten, von Rankenwerk umgebenen Schild unterhalb der Tülle die Inschrift B, darunter auf der Wandung die Inschrift C. Die Wandung der Kanne ist ober- und unterhalb der Profile mit graviertem Rankenwerk versehen, das durch Vergoldung hervorgehoben ist. Dasselbe Ornament findet sich auch auf dem geschwungenen Henkel, der unten in einem Engelskopf und oben in der als Muschel gestalteten Daumenrast endet. Unter dem Fuß ist der Kanne die umlaufende Inschrift D eingraviert. Oben unter der Öffnung der Kanne das Braunschweiger Beschauzeichen und die Marke mit den Initialen des Goldschmieds (E).

Maße: H.: 36 cm; Dm.: 14,1 cm (Fuß), 8,8 cm (Öffnung); Bu.: 0,4 cm (A, D), 0,3 cm (B, E), 0,35 cm (C).

Schriftart(en): Fraktur mit Kapitalis (A–D), Kapitalis (E).

Sabine Wehking [1/4]

  1. A

    Heinrich von Scheppensted / DEDIT ANNO 1564 / am gewichte do=/mals haltend / 74 ½a) Loth / silbers

  2. B

    1 . IOHAN : 1 . / Das Blut Jesu Christi / des Sons Gottes machet / uns rein Von aller sünde 2)

  3. C

    REPARAT(UM) ET AUCT(UM) SUMPTIBUS TEMPLI MARTINIANI / ANNO 1652 TOBIA OLFEN CONSULE / ET NICOLAO Warneken PROVISORIBUS

  4. D

    Diese neue kandel Wigt 103 Loth silbers ANNO 1652 .

  5. E

    GEb)

Übersetzung:

Heinrich von Scheppenstedt stiftete (diese Kanne) im Jahr 1564. (A)

Erneuert und vermehrt auf Kosten der Martinikirche im Jahr 1652 durch die Vorsteher Tobias Olffen, Bürgermeister, und Nikolaus Warneke. (C)

Kommentar

Die Initialen (E) stehen für den Goldschmied Gerd Eimke d. J., der die Kanne im Jahr 1652 erneuerte.3)

Bei dem Stifter der Kanne von 1564, Heinrich von Scheppenstedt, handelte es sich vermutlich um den Sohn des Cord von Scheppenstedt und der Margarethe Pawel, der mit Anna Witte verheiratet war und im Jahr 1594 in Lübeck verstarb.4)

Die beiden in Inschrift C genannten Vorsteher der Martinikirche sind auch auf einer Glocke der Martinikirche namentlich erwähnt (Nr. 1020). Zu Tobias Olfen vgl. Nr. 964.

Textkritischer Apparat

  1. Waagerechter Bruchstrich.
  2. Das E epsilonförmig.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. 11/1/83.
  2. 1. Jh. 1,7.
  3. Zu dem Goldschmied vgl. Spies, Goldschmiede, Bd. 3, Nr. 462, S. 106f.
  4. Vgl. Reidemeister, Genealogien, S. 125.

Nachweise

  1. Schröder/Aßmann, Stadt Braunschweig, 2. Abt., S. 154 (A).
  2. Spies, Goldschmiede, Bd. 3, S. 106, Nr. 462,1; Abb. Bd. 2, S. 61, Nr. 161.

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 503 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0050305.