Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 498 St. Martini 1561

Beschreibung

Epitaph des Franz Kale und der Cecilia Schacht. Weißer, teilweise vergoldeter Marmor und dunkler Stein. Das Epitaph hängt im Kircheninnern an der Nordwand. Dem rechteckigen Mittelteil ist ein von Pfeilern getragener Rundbogen eingestellt, in dem ein Relief die Taufe Christi im Hintergrund zeigt, davor vor einem Altar in der Mitte kniend links der Verstorbene mit fünf Söhnen, rechts die Ehefrau mit vier Töchtern. Oben in den Zwickeln des Bogens Engelsfiguren, die Kränze halten. Über dem Mittelteil ein Fries, darauf die zweizeilige Inschrift A. Auf dem Fries ruht ein Gesims, das den Giebel trägt, darin Gottvater mit zum Segen erhobener Rechten. Den unteren Abschluß des Epitaphs bildet eine Kartusche mit einer vertieft eingelassenen marmornen Inschriftentafel, darauf die Inschrift B. Zu beiden Seiten der Inschriftentafel auf dem Rahmen befand sich früher je ein Wappen; heute sind nur noch die Befestigungslöcher zu erkennen. Im rechten Wappen standen Initialen (C). Die Inschriften sind eingehauen, die Buchstaben mit schwarzer Farbe hervorgehoben. Alle I tragen i-Punkte.

Inschrift C nach der Zeichnung in der Sammlung Sack.

Maße: H.: 233 cm; B.: 133 cm; Bu.: 3,5 cm (A), 1,5 u. 0,7 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Jutta Brüdern, Braunschweig [1/2]

  1. A

    DIS . IST . MEIN . LIEBER . SON . AN . WELCHEM . / ICH . WOLGEFALLEN . HABE . MAT . III . 1)

  2. B

    ANNO . DOMINI . M . D . LVIII . DEN . XXIX . TAG . AVGVS(TI) / IST . DER . ERBAR . VND . WOLWEISE . HERRa) . FRANTZ / KALE . DIESER . LOBLICHEN . STADT . BRAVNSCHWEIG / BVRGERMEISTER . IN . GOTT . DE(N) . HERN . SELIGLICHEN . / VERSCHIDE(N) . SEINES . ALTERS . IM LIX . IARE : ANNO . DOMINI / M . D . LXI . DEN . XIII . TAG . IANVARII . IST . DIE . ERBARE . VND / TVGENTSAME . FRAW . CECILIA . DES . HERN BVRGERMEIS=/TERS . FRANTZ . KALEN . VERLASSEN / WIDTFRAW . IN . GOTT . SELIGLICHEN / ENTSCHLAFFEN . IRES . ALTERS . IM / LVI . IARE / DENEN . BEIDEN . GOTT . EIN / FROLICHE . AVFFERSTEHVNG / VERLEICHEN . WOLLE .

  3. C†

    D S

Wappen:
Kale2)Schacht3)

Kommentar

Der Qualität der Bildhauerarbeiten dieses Epitaphs entspricht auch die Ausführung der Inschriften. Die sorgfältig gestaltete Kapitalis, deren Erscheinungsbild heute allerdings durch die unregelmäßig aufgetragene schwarze Farbe beeinträchtigt wird, zeigt besonders charakteristische N, deren Schräghaste oben über die linke Haste hinausgezogen ist und sich in einigen Fällen nach unten in einem weit nach rechts ausgezogenen Zierstrich fortsetzt. Auch die Schräghasten der M sind oben über die seitlichen Hasten hinausgezogen. Scherer schreibt das Epitaph aus stilistischen Gründen der Werkstatt des Meisters H. S. zu.4)

Franz Kale war der Sohn des Hermann Kale und der Hanneke von Damm.5) In den Jahren 1529 bis 1556 gehörte er dem Rat der Altstadt an, in der Zeit von 1530 bis 1533 amtierte er als Kleiner, 1536 bis 1556 als Großer Bürgermeister.6) In dieser Funktion wurde er in das Regierungskollegium berufen, das der Schmalkaldische Bund nach der Einnahme Wolfenbüttels im Herbst 1542 zur Verwaltung des Landes einsetzte.7) Franz Kale, der zu den bedeutenden Braunschweiger Persönlichkeiten seiner Zeit gehörte, war verheiratet mit Cecilia Schacht, der Tochter des Bürgermeisters Dietrich Schacht, dessen Initialen sich in dem Wappen der Familie finden.8)

Textkritischer Apparat

  1. Aus HERN korrigiert.

Anmerkungen

  1. Mt. 3,17.
  2. Wappen Kale (Schrägbalken mit drei Rosen belegt). Wappenbeschreibungen nach der Zeichnung in der Sammlung Sack, Nr. 138, Bd. 1, Teil 2 (o. P.). Vgl. Reidemeister, Genealogien, Tafel S. 48/49.
  3. Wappen Schacht (Schild geteilt, oben Initialen DS, unten geschacht).
  4. Scherer, Röttger, S. 156–160.
  5. Vgl. Reidemeister, Genealogien, S. 88. Die Angabe bei Reidemeister, Franz Kale sei 1488 geboren, läßt sich mit den Daten der Inschrift B nicht vereinbaren. Auch das bei Reidemeister genannte Todesdatum, der 19. August, stimmt nicht mit der Angabe in der Inschrift überein.
  6. Spieß, Ratsherren, S. 141.
  7. Spieß, Geschichte, S. 80.
  8. Reidemeister, Genealogien, S. 88.

Nachweise

  1. Sammlung Sack, Nr. 138, Bd. 1, Teil 1 (o. P., A, B) u. Teil 2 (o. P., Zeichnung); Bd. 3, p. 48f. (B).
  2. Schmidt, Martinskirche, S. 78.
  3. Scherer, Röttger, S. 157f. (B).
  4. Abb.: Spieß, Geschichte, S. 64/65.

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 498 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0049808.