Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 1169 St. Martini 1670

Beschreibung

Grabplatte des Sebald Feulner. Sandstein. Der hochrechteckige Stein, der früher im Kirchenschiff unterhalb der Orgel lag, befindet sich heute außen auf der Westseite der Kirche rechts neben der Tür. Um die Platte verläuft die Inschrift A. Im Innenfeld in der Mitte die Inschrift B, darüber und darunter je zwei Vollwappen mit Beischriften (C). Die Inschriften sind eingehauen.

Maße: H.: 229 cm; B.: 113,5 cm; Bu.: 3,2 cm (A), 3,5–4 cm (B), 1,9 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    HERTZLICH LIEB HABE ICH DICH HERR MEINE / STÄRCKE , HERR MEIN FELS , MEINE BURG , MEIN ERRETTER , MEIN GOTT , MEIN HORT , AUFF DEN ICH TRAWE , MEIN / SCHILD UND HORN MEINES HEILS , UND MEIN /SCHUTZ , ICH WILL DEN HERRN LOBEN UND ANRUFFEN , SO WERDE ICH VON MEINEN FEINDEN ERLOSET . PS . XIIX . 1)

  2. B

    DER HOCHEDELGEBOHRNER / GESTRENGER UND MANVESTER / HERR SEBALD FEULNER / VON UND ZU DROSING , / JST IM HERZOGTHUMB KÄRNTEN / VON EINER ALTEN HOCHADE/LICHEN UND BEY DEM DURCH-/LEUCHT(IGEN) ERZT HERZOGEICHENa) / HAUSE ÖSTERREICH VORLANGST / WOLMERITIRETEN FAMILI / GEBOHREN : HAT SICH ABER / WEGEN DER LEHRE DES H(EILIGEN) EVAN=/GELII HIEHER IN BRAUNSCHWEIG / BEGEBEN , ALDA ER AUCH SELIG / GESTORBEN , UND IN DIESES / RUHEKÄMMERLEIN BEYGE=/SETZET WORDEN ANNO / MDCLXX DEN I . JUNII . / SEINES ALTERS IM LXIIX , IAHRE / SIT EIUS MEMORIA IN BENEDICTIONE .

  3. C
    VON FEULNER2) STAMPKEN3) 
    VON MOSHEIM4) REMMERS5) 

Übersetzung:

Sein Andenken möge gesegnet sein. (B)

Kommentar

Der aus Kärnten stammende Sebald Feulner war der Sohn des erzherzoglichen Rates und Direktors der Landesregierung Hermann Feulner von und zu Dräsing und der Sophia von Mosheim. Sebald Feulner trat 1621 in den Militärdienst ein und wurde zunächst bei der Verteidigung ungarischer und kroatischer Grenzfestungen gegen die Türken eingesetzt. In den Jahren 1625 und 1627 unternahm er zwei Italienreisen. Zusammen mit seiner Familie, die der evangelischen Konfession angehörte, mußte er nach einem Edikt Kaiser Ferdinands II. 1629 das Land verlassen. Feulner begab sich daraufhin wieder in den Militärdienst, diesmal in der Leibkompanie des Prinzen von Oranien. Später trat er in den Dienst des Herzogs Bernhard von Weimar und kämpfte auf schwedischer Seite. Seine Bemühungen um den ihm zustehenden väterlichen Besitz, der vom Kaiser beschlagnahmt worden war, führten nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges dazu, daß er einen Teil des Familienvermögens erhielt. Damit ließ er sich in Braunschweig nieder, wo er im Jahr 1659 Dorothea Stamke heiratete.6)

Textkritischer Apparat

  1. HERZOGEICHEN] Irrtümlich für HERZOGLICHEN.

Anmerkungen

  1. Ps. 18,2f.
  2. Wappen Feulner (drei durch zur Mitte zulaufende Stengel verbundene Rosen).
  3. Wappen Stamke (ausgerissener Stamm).
  4. Wappen Mosheim (viergeteilt: 1. u. 4. steigender oberhalber Steinbock, 2. u. 3. Adler).
  5. Wappen Remmers (steigendes Einhorn).
  6. Angaben nach der Leichenpredigt, Roth, Auswertungen, Nr. 7978.

Nachweise

  1. Sammlung Sack, Nr. 138, Bd. 1, Teil 1 (o. P.) u. Teil 2 (o. P., Zeichnung); Bd. 3, p. 146f.
  2. Schmidt, Martinskirche, S. 121f. (B).

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 1169 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0116908.