Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)
Nr. 1165† St. Katharinen 1657, 1670
Beschreibung
Grabplatte des Georg von Rethem und der Dorothea Widdeke. Die Grabplatte lag im Kirchenschiff vor der Taufe. Es handelte sich um einen hochrechteckigen Stein, um den außen die Grabschrift für den Ehemann (A), in einer zweiten Zeile darunter die Grabschrift für die Ehefrau (B) umlief. In die Mitte des Steins war eine rechteckige Messingtafel mit der umlaufenden Inschrift C eingesetzt, der zwei Wappen eingraviert waren. Darunter auf dem Stein die Inschrift D.1)
Inschriften nach der Zeichnung in der Sammlung Sack.
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
DOM(INVS) GEORGIVS / A RETHEM · CONSVL PATRIAE OBIIT ANNO / 1657 · CVM VIXISSET / ANNOS 82 · UN(UM) MENS(EM) ET 21 DIES
- B
DOROTHEA · WIDDEKEN / DOM(INI) · GEORGII · A RETEM · REIPVBL(ICAE) · PATRIAE · BRVNS(VICENSIS) · CONSVLIS / RELICTA · VIDVA · PIE · OBDOR=/MIVIT · 13 · FEBRVARII · HORA 3 · MATVTINA · ANNO 1670 · AETATIS · SVAE 83 ·
- C
H(ERR) GEORG V(ON) RHETHEM / B(ÜRGERMEISTER) DOROTHEA / WIDDEKEN / S(EINE) E(HELICHE) H(AUS)F(RAU)
- D
HODIE MIHI CRAS TIBI ·
Übersetzung:
Herr Georg von Rethem, Bürgermeister der Vaterstadt, starb im Jahr 1657, als er 82 Jahre, einen Monat und 21 Tage gelebt hatte. (A)
Dorothea Widdeke, nachgelassene Witwe des Herrn Georg von Rethem, Bürgermeisters seiner Heimatstadt Braunschweig, ist fromm eingeschlafen am 13. Februar zur dritten Morgenstunde im Jahr 1670 ihres Alters 83 (Jahre). (B)
Heute mir, morgen dir. (D)
Rethem2) | Widdeke3) |
Anmerkungen
- Beschreibung nach der Zeichnung in der Sammlung Sack, Nr. 136, Teil 1, p. 283b.
- Wappen Rethem (zwei gekreuzte Fackeln). Wappenbeschreibungen nach der Zeichnung in der Sammlung Sack, ebd. Vgl. Reidemeister, Genealogien, S. 48/49.
- Wappen Widdeke (Mondsichel).
- Matrikel Helmstedt, Bd. 1, S. 87, Nr. 120.
- Die biographischen Angaben nach der Leichenpredigt, Roth, Auswertungen, Nr. 4319, u. nach Spieß, Ratsherren, S. 186.
Nachweise
- Sammlung Sack, Nr. 136, Teil 1, p. 69 (A–C) u. p. 283b (Zeichnung).
Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 1165† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0116504.
Kommentar
Es läßt sich nicht entscheiden, ob die Grabplatte bereits nach dem Tod des Ehemanns gefertigt wurde und man die innere Zeile später nachgetragen hat, oder ob sie nach dem Tod der Ehefrau entstand.
Georg von Rethem war ein Sohn des Kanonikers an St. Blasii Andreas von Rethem und der Ilsa Simon; er war ein Bruder des Autor von Rethem (vgl. Nr. 1040). Obwohl er bereits im Jahr 1591 in die Matrikel der Universität Helmstedt eingetragen worden war,4) mußte er laut seiner Leichenpredigt auf ein Studium verzichten, da seine Eltern früh starben, und sich das Geld für seinen Lebensunterhalt als Sekretär bei Privatpersonen verdienen. Im Oktober 1604 heiratete er die aus Braunschweig stammende Dorothea Widdeke (vgl. A1 1611). Im Jahr 1607 wurde Georg von Rethem zum Hauptmann des Hagens gewählt, im Jahr darauf zum Bauherrn, 1611 in den Rat des Hagens. Während seiner Zeit als Bauherr ließ er laut seiner Leichenpredigt an das Rathaus im Hagen eine Inschrift in goldenen Lettern anbringen, die öffentliches Ärgernis erregte (vgl. Nr. 560). Das Amt des Ratsherrn übte er zunächst bis zu den politischen Unruhen im Jahr 1614 aus, während derer ein Teil der Ratsherren entlassen wurde. Im Jahr 1642 wurde Georg von Rethem als Bürgermeister erneut in den Rat des Hagens gewählt. Bis 1648 fungierte er als Kleiner Bürgermeister, von 1650 bis zu seinem Tod am 14. April 1657 als Großer Bürgermeister.5)