Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 1153† St. Ulrici-Brüdern 1665, 1668

Beschreibung

Grabplatte des Henning Gerke und der Elisabeth Nürnberger. Der Stein wurde nach einer Notiz Sacks im November 1866 an der Oker gefunden. Es handelte sich um eine hochrechteckige Platte, in den oberen zwei Dritteln in zwei Spalten die Inschriften A und B jeweils unter einem Wappen, darunter über die ganze Plattenbreite verlaufend die Inschrift C.1)

Inschriften nach der Zeichnung in der Sammlung Sack.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    DER WOLEHRNWERTER / UND HOCHWEISER HERR / HENNING GERKEN WEYLAND / BURGERMEISTER DERO / STADT BRAUNSCHWEIG / WEICHBILDER SACK / STARB AN(N)O CHRISTI / 1665 SEINES ALTERS / IM 90 JAHRE

  2. B

    DIE WOHLERBARE UND / TUGENDSAM FRAU / ELISABETH NÜRNBER/GER H(ERRN) B(URGERMEISTER) HENNING / GERKEN EHELICHE / HAUSFRAU STARB / AN(N)O 1668 IHRES / ALTERS IM 69STEM / JAHRE

  3. C

    APOCALIP . VII / DIESE SINDS DIE KOMEN SIND AUS / GROSSER TRUBSAL UND HABEN IHRE / KLEIDERa) GEWASCHEN UND HABEN / IHRE KLEIDERa) HELLE GEMACHT IM BLUT DES LAMS 2)

Wappen:
Gerke3)Nürnberger4)

Kommentar

Es läßt sich nicht entscheiden, ob die Grabplatte nach dem Tod des Ehemannes oder nach dem Tod der Ehefrau ausgeführt wurde.

Henning Gerke wurde im März 1576 als Sohn einer Bauernfamilie geboren. Seine Eltern schickten ihn in Braunschweig in die Schule und anschließend bei einem Kaufmann in die Lehre. Im Jahr 1591 wurde er nach Wilna geschickt, wo er bei einem Kaufmann arbeitete, der ihm einen Teil seines Vermögens vermachte. Damit begründete Henning Gerke im Jahr 1605 seinen eigenen Kaufhandel, für den er zahlreiche Reisen nach Skandinavien unternahm. Im Jahr 1610 erwarb er das Braunschweiger Bürgerrecht und heiratete Katharina Hantelmann. Seit dem Jahr 1612 besaß er das Haus Schild 6 (vgl. Nr. 771). Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau im Jahr 1626 heiratete Henning Gerke im folgenden Jahr die aus Quedlinburg stammende Elisabeth Nürnberger.5) Diese war zuvor mit dem Braunschweiger Bürger Ludolph Rädeke verheiratet gewesen. Im Jahr 1627 wurde Henning Gerke in den Rat des Sacks gewählt, von 1632 bis 1658 amtierte er als Bruchkämmerer, 1660 bis 1664 als Bürgermeister.6) Er starb am 18. Mai 1665, seine Ehefrau am 12. Juli 1668. Sie wurden in St. Ulrici-Brüdern begraben;7) daher kann die Kirche als der ursprüngliche Standort der Grabplatte gelten.

Textkritischer Apparat

  1. KLEIDER] KINDER Sammlung Sack, in einer Abschrift Sacks. Es ist unwahrscheinlich, daß sich dieser Fehler bereits auf dem Stein befand.

Anmerkungen

  1. Beschreibung nach der Zeichnung in der Sammlung Sack, Nr. 133, Teil 1, p. 52a.
  2. Off. 7,14.
  3. Wappen Gerke (Ast mit daraus nach oben hervorwachsendem Blütenzweig). Wappenbeschreibungen nach der Zeichnung in der Sammlung Sack, Nr. 133, Teil 1, p. 52a.
  4. Wappen Nürnberger (Phönix).
  5. Angaben nach den Leichenpredigten des Henning Gerke und der Elisabeth Nürnberger, Roth, Auswertungen, Nr. 751 u. 4224.
  6. Spieß, Ratsherren, S. 112.
  7. Ebd. Die Leichenpredigten für das Ehepaar enthalten keinen Hinweis auf den Begräbnisort.

Nachweise

  1. Sammlung Sack, Nr. 133, Teil 1, p. 52a (Zeichnung).

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 1153† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0115301.