Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)
Nr. 1148 St. Ulrici-Brüdern 1667
Beschreibung
Grabplatte des Henning Martens und der Anna Beckmann. Sandstein. Die Platte, die früher im Kreuzgang lag, steht dort heute auf der Südseite an der Wand. Im Innenfeld unter zwei Feldern mit Vollwappen die Inschrift A; um den Stein verläuft zwischen zwei Linien die Inschrift B, die auf der linken Seite stark beschädigt ist. Die Buchstaben beider Inschriften sind eingehauen.
Maße: H.: 213 cm; B.: 142 cm; Bu.: 5–3,2 cm (A), 4,5 cm (B).
Schriftart(en): Kapitalis, mit einzelnen Versalien (A).
- A
GRATAE MEMORIAE S(ENATORIS)/ HENINGI MARTENS / MONVMENTVM HIC VIDES / CVI PRIMOS HONORES CREDIDIT PATRIA / SECVM HIC QVIESCIT CVRA LABOR CALAMITAS / QVEM / AMAVIT IPSA PROBITAS VIRTVS SENEM / SVSPEXIT EXTVLITQ(VE) / VIXIT BONIS CHARVS NEMINI MOLESTVS / ET PROVIDVS RERVM et FIDELIS / REI PVBLICAE / [A]MICITIAE CVLTOR CANDORE FIDE OFFICIIS / QVIETIS CVLTOR SINE LITE VITAM / HABERE STVDVIT / [P]OST . LABORES MVLTOS , VARIASQ(VE) OCCVPATIONES / AETAT(E) ANN(ORVM) LXI COMPLET(ORVM) HIC BRVNSVIGAE / DIE XXIV MAII PIE PLACIDEQ(VE) MORTVI / A(NNO) C(HRISTI) M . DC . LXVII . / GRATITVDINIS ET PIETATIS E(RGO) / ERIGI CVRARVNT / RELICTI LIBERIa)
- B
ANNA BECKMANS [CONIV]NX . / EIVS CHARISSIMA NASCITVR HIC A(NNO) H(VIVS) S(AECVLI) III NIXAQ(VE) / MISERICORDIA DIVINA IN DOMINO P[LA/CIDE OBDORMIVIT A(NNO)] P(OST) N(ATVM) S(ALVATORIS) M . DC . LXI .
Übersetzung:
Hier siehst du ein Denkmal der dankbaren Erinnerung an den Ratsherrn Henning Martens, dem das Vaterland die höchste Ehre erwies. Mit ihm, den die Redlichkeit selbst geliebt hat, ruht hier Sorge, Arbeit und Unglück. Die Tugend verehrte den alten Mann und trug ihn empor. Er lebte bei den Guten beliebt, er war niemandem unangenehm und umsichtig in Geschäften und der Stadt treu. Als Bewahrer der Freundschaft, als Bewahrer des Friedens bemühte er sich durch Redlichkeit, Treue und Pflichtbewußtsein ein Leben ohne Streit zu führen. Dem nach vielen Mühen und verschiedenen Beschäftigungen im Alter von vollen 61 Jahren hier in Braunschweig am Tag des 24. Mai im Jahr Christi 1667 fromm und sanft Verstorbenen haben aus Dankbarkeit und Frömmigkeit die hinterlassenen Kinder (dies) errichten lassen. (A)
Anna Beckmann, seine sehr geliebte Ehefrau, wurde hier im dritten Jahr dieses Jahrhunderts geboren und starb gestützt auf die göttliche Barmherzigkeit sanft im Herrn im Jahr nach der Geburt des Heilands 1661. (B)
Martens1) | Beckmann2) |
Textkritischer Apparat
- Die Buchstaben der letzten Zeile sind nur noch ansatzweise zu erkennen.
Anmerkungen
- Wappen Martens (aus einem Herz hervorwachsende Blumen).
- Wappen Beckmann (gestümmelter Ast mit nach oben hervorwachsendem Kleeblatt).
- Immatrikuliert wurde er dort bereits im Jahr 1619: Matrikel Helmstedt, Bd. 1, S. 274, Nr. 239.
- Die biographischen Angaben nach der Leichenpredigt, Roth, Auswertungen, Nr. 719.
- Spieß, Ratsherren, S. 164.
Nachweise
- Sammlung Sack, Nr. 133, Teil 1, p. 54 u. p. 204 (Zeichnung).
Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 1148 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0114804.
Kommentar
Henning Martens war der Sohn des Braunschweiger Bürgers Heinrich Martens (vgl. Nr. 663) und der Regina Jahn. Im Jahr 1624 begann er ein Studium an der Universität Helmstedt.3) Im Jahr 1629 heiratete er Anna Beckmann, die Tochter des Zacharias Beckmann, die von ihrem Vater das Haus Gördelingerstr. 41 (Nr. 863) erbte. Das Ehepaar hatte fünf Kinder; für den im Alter von anderthalb Jahren verstorbenen Sohn Heinrich Martens ist eine Grabplatte erhalten (Nr. 854).4) Henning Martens gehörte in den Jahren 1633 bis 1665 dem Rat des Stadtteils Sack an, 1633 bis 1645 amtierte er als Gerichtsherr, 1647 bis 1655 als Bruchkämmerer und 1657 bis 1665 als Bürgermeister.5)