Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 1138† St. Ägidien 1667

Beschreibung

Grabplatte des Heinrich von Beust und der Katharina Elisabeth von der Hoya. Der Stein lag im Mittelschiff der Kirche. Um den Rand der Platte verlief die Inschrift A, im Innenfeld oben zwei Wappen, darunter die Inschriften B und C.1)

Inschriften nach der Zeichnung in der Sammlung Sack. – Kapitalis.

  1. A

    HIOB XIX V . 25 . [ – – – / – – – / – – – / – – – ] GOTT SEHEN2)

  2. B

    QUIESCIT HEIC MORTUUS / VIR NOBILISSIMUS / CONSULTISSIMUS / DOMINUS HENRICUS BEUST I(URIS) V(TRIUSQUE) L(ICENTIATUS) / COMITUM A REGENSTEIN TETTENBACH / CONSILIARIUS EORUMQUE COMITIA RATISBONAE / A(NN)O MDCLIV . HABITA LEGATUS / SUORUM ET PATRIAE DECUS / POSTQUAM AB ANNO MDCVII . a) VII . APRIL(IS) / QUI NATALIS FUIT / USQ(UE) AD ANNUM MDCLXVII . V . NOVEMBR(IS) / QUI FATALIS / COMPLEVISSET ANNOS LXII . MENS(ES) VII . DIES X . / AD CAELESTEM TRANSIIT PATRIAM / UBI FULGET / PERPETUAM IN AETERNITATEM

  3. C

    DIE WOLEDLE EHR UND TUGENDT/REICHE FRAW CATHARINA ELISABETH / VON DER HOIJE H(ERRN) LICENT(IATEN) BEUST NACHGE/LASSENE WITTWE SO GEBOHREN IM JAHR / MDCXXIV . DEN XXI . OCTOBRIS / GESTORBEN IM JAHR 〈1678 . DEN VI . JUNIJ . 〉/ DEREN SEELEN GOTT WOLLE GNÄDIG SEIN

Übersetzung:

Hier ruht der verstorbene hochedle Mann und sehr ratskundige Herr Heinrich von Beust, Licentiat beider Rechte, Rat der Grafen von Regenstein-Tettenbach und deren Gesandter auf dem im Jahr 1654 in Regensburg abgehaltenen Reichstag, eine Zierde der Seinen und des Vaterlands, nachdem er vom 7. April im Jahr 1607, der sein Geburtstag war, bis zum 5. November im Jahr 1667, seinem Todestag, 62 Jahre, 7 Monate und 10 Tage gelebt hatte. Er ging hinüber in das himmlische Vaterland, wo er in unendlicher Ewigkeit strahlt. (B)

Wappen:
Beust3)Hoya4)

Kommentar

Die Grabplatte wurde wahrscheinlich nach dem Tod des Mannes angefertigt und das Todesjahr der Ehefrau später nachgetragen. Dies läßt sich daraus erschließen, daß Katharina Elisabeth von der Hoya nach dem Tod ihres Mannes in zweiter Ehe mit Daniel Fischer verheiratet war,5) dies in der Inschrift aber nicht erwähnt wird. Zudem war ihr Todesjahr nicht wie die anderen Jahreszahlen in römischen, sondern in arabischen Ziffern ausgeführt. Der am 7. April 1605 in Braunschweig geborene Heinrich von Beust besuchte dort zunächst die Martinischule und später eine Schule in Lüneburg. Im Jahr 1623 immatrikulierte er sich an der Universität Wittenberg und ging von dort 1625 nach Helmstedt, das er 1626 wegen der drohenden Kriegsgefahr und der Pest verließ. 1631 setzte er in Helmstedt seine Studien fort und wurde zugleich Sekretär an der Juristischen Fakultät.6) Dieses Amt übte er vier Jahre lang aus. Im Jahr 1639 erwarb er den Titel eines Licentiaten beider Rechte. Ein Jahr später heiratete er Katharina Elisabeth von der Hoya, die Tochter des Mindener Ratsherrn Jonas von der Hoya. 1644 wurde er zum Rat und Lehnsdirektor des Grafen Wilhelm Leopold zu Rheinstein und Tettenbach in der Grafschaft Regenstein ernannt. Er bekleidete dieses Amt 17 Jahre lang und war währenddessen unter anderem als Gesandter auf dem Reichstag in Regensburg tätig. Später zog er sich in den Ruhestand nach Braunschweig zurück.7)

Textkritischer Apparat

  1. In der Sammlung Sack ist ausdrücklich vermerkt, daß Heinrich von Beust im Jahr 1605 geboren wurde und das im Widerspruch zu der Altersangabe stehende Geburtsdatum auf der Grabplatte falsch ausgeführt war.

Anmerkungen

  1. Beschreibung nach der Zeichnung in der Sammlung Sack, Nr. 127, p. 139.
  2. Hi. 19,25f. Die Inschrift ist in der Sammlung Sack, ebd., unvollständig überliefert. Sinngemäß zu ergänzen zu: Ich weiß, daß mein Erlöser lebt, und er wird mich danach aus der Erde aufwecken, und ich werde mit dieser meiner Haut umgeben werden und werde in meinem Fleisch Gott sehen.
  3. Wappen Beust (durch Zickzacklinie gespalten). Wappenbeschreibungen nach der Zeichnung in der Sammlung Sack, Nr. 127, p. 139.
  4. Wappen Hoya (gespalten, rechts eine Bärentatze, links Querbalken). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 72; Bd. 2, Tafel 173.
  5. Vgl. Sammlung Sack, Nr. 127, p. 31.
  6. Angaben nach der Leichenpredigt, Roth, Auswertungen, Nr. 718. In die Matrikel Helmstedt wurde Heinrich von Beust bereits 1617 eingetragen. Matrikel Helmstedt, Bd. 1, S. 257, Nr. 148. Matrikel Wittenberg, N. R. Bd. 1, S. 281.
  7. Angaben nach der Leichenpredigt, Roth, Auswertungen, Nr. 718.

Nachweise

  1. Sammlung Sack, Nr. 127, p. 31 (B) u. p. 139 (Zeichnung).

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 1138† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0113807.