Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 1131† St. Ulrici-Brüdern 1665

Beschreibung

Grabplatte des Johannes Grotejan. Der Stein lag im Chor. Oben auf der hochrechteckigen Platte drei Wappen, darunter verlief die Inschrift zeilenweise über den Stein.1)

Inschrift nach der Zeichnung in der Sammlung Sack.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. P(RO) M(EMORIA) / REVERENDI CLARISSIMIQ(UE) VIRI / JOANNES GROTEIANI / QUI A PRIMA IUVENTA AD ULTI/MUM USQ(UE) SPIRITUM / BONI CHRISTI CIVIS EGREGIUM / EXPRESSIT EXEMPLUM / AETATEM VERO ADEPTUS VIRILEM / PER UNDECIM PROPEMODUM LUSTRA / UT ALIARUM / SIC ET HUJ(US) TANDEM ECCLES(IAE) ANTISTITEM / O QUANTA FIDE ! / MITEM PARITER AC SEVERUM / SED ET R(EVERENDI) MIN(ISTERII) BR(UNSVICENSIS) PER NOVISS(IMUM) SEXENNIUM / SENIOREM LONGE GRAVISSIMUM SE PRAESTITIT / NASCEB(ATUR) IV . ID(US) JAN(UARII)2) ANNO AERAE CHRIST(I) / M Da) XXCII . / OBIIT PRID(IE) NONAR(UM) JANUAR(II)3) ANNO / M Da) C LXV . / CUM PROPE IMPLESSIT OCTOGESIMUM / ET TERTIUM AETAT(IS) ANNUM .

Übersetzung:

Zur Erinnerung an den ehrwürdigen und hochberühmten Mann Johannes Grotejan, der von frühester Jugend an bis zum letzten Atemzug ein ausgezeichnetes Beispiel eines guten Bürgers Christi darstellte. Nachdem er das Mannesalter erreicht hatte, zeigte er sich durch fast 11 mal 5 Jahre sowohl in anderen und dann auch in dieser Kirche als Pastor in unendlicher Treue, zugleich milde und streng, auch in den letzten sechs Jahren als Senior des ehrwürdigen (Geistlichen) Ministeriums von Braunschweig weitaus am würdigsten. Er wurde geboren am 4. Tag vor den Iden des Januar im Jahr 1582 christlicher Zeitrechnung. Er starb am Vortag der Nonen des Januar im Jahr 1665, nachdem er fast das 83. Lebensjahr vollendet hatte.

Wappen:
Grotejan4)
Meinherr5)?6)

Kommentar

Johannes Grotejan war der Sohn des Schneiders Heinrich Grotejan und der Gese Ebbers aus Klein-Lafferde. Obwohl er aus bescheidenen Verhältnissen stammte, gelang es ihm dank seiner Begabungen, Förderer zu finden, die ihm eine angemessene Schulausbildung an verschiedenen Orten ermöglichten. Im Jahr 1604 begann Johannes Grotjan ein Studium an der Universität Helmstedt,7) 1607 wurde er Rektor der Schule in Hardegsen und 1610 übernahm er die Pfarrstelle in Iber. Im selben Jahr heiratete er Sophia Meinherr, die Tochter eines Pastors aus Falstedt. 1617 ging Johannes Grotejan als Pastor nach Moringen; von dort wurde er 1627 an die Brüdernkirche in Braunschweig berufen. Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau im Jahr 1626 heiratete er 1627 Margaretha, die Witwe des Braunschweiger Bürgers Heinrich Hilke. Diese verstarb im Jahr 1647. Johannes Grotejan war noch bis ins hohe Alter als Pastor tätig; erst wenige Monate vor seinem Tod zog er sich aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands von seinem Amt zurück.8)

Textkritischer Apparat

  1. Neulateinische Zahlzeichen.

Anmerkungen

  1. Beschreibung nach der Zeichnung in der Sammlung Sack, Nr. 133, Teil 1, p. 63 u. p. 218 (Zeichnung).
  2. 10. Januar.
  3. 4. Januar.
  4. Wappen Grotejan (Januskopf). Wappenbeschreibungen nach der Zeichnung in der Sammlung Sack, Nr. 133, Teil 1, p. 63 u. 218.
  5. Wappen Meinherr (Vogelkralle).
  6. Wappen ? (Vogel auf Ast). Der Nachname der zweiten Ehefrau ließ sich auch anhand der Kirchenbücher nicht ermitteln.
  7. In der Matrikel Helmstedt ist lediglich die Ordination Grotejans als Pastor verzeichnet (Bd. 1, S. 213, Nr. 3).
  8. Die biographischen Angaben nach der Leichenpredigt, Roth, Auswertungen, Nr. 708.

Nachweise

  1. Sammlung Sack, Nr. 133, Teil 1, p. 63 u. p. 218 (Zeichnung).

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 1131† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0113101.