Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 1034(†) St. Martini / Städtisches Museum 1654

Beschreibung

Epitaph für Johann Kammann d. J. Messingtafeln, vermutlich auf Holz montiert. Erhalten ist eine annähernd quadratische Messingtafel mit dem gestochenen Brustbild des Verstorbenen, der unter einem Vorhang stehend dargestellt ist. Die Tafel wird im Städtischen Museum aufbewahrt.1) Vor der Brust trägt Johann Kammann ein Medaillon mit dem Bildnis des Braunschweiger Herzogs August d. J. und einer umlaufenden Inschrift (A). In der rechten oberen Ecke ein Fenster mit der Aussicht auf Braunschweig, dessen Kirchen und Gebäude in der Art eines Kupferstichs inschriftlich bezeichnet sind (B). Unten auf dem Fensterrahmen die Künstlersignatur C. Auf einer weiteren, heute nicht mehr erhaltenen Tafel die Inschrift D. Der Zeichnung in der Sammlung Sack2) zufolge waren oben an dem Epitaph zwei Wappen angebracht. Unten unter der Tafel mit der Inschrift D stand in einem langen Feld die Inschrift E.

Inschriften D und E nach der Zeichnung in der Sammlung Sack.

Maße: Porträtplatte: H.: 51 cm; B.: 46 cm; Bu.: 0,15 cm (A), 0,12 cm (B), 0,08 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis (A, D, E), humanistische Minuskel mit Versalien (B, C).

  1. A

    AUGUSTUS D(ER) I(UNGERE) V(ON) G(OTTES) G(NADEN) H(ERZOG) Z(U) B(RAUNSCHWEIG) U(ND) LUN(EBURG)

  2. B

    S . Martin . // Der Thumb . // S . Peter // S . Catharina. // S . Andreas // Vallerslebische / thor

  3. C

    Conrad(us) Buno fecita)

  4. D†

    MEMORIAE VIRI AMPLISSIMI CLARISSIMI ET CONSULTISSIMI D(OMI)N(I) JOHANNIS CAMMAN/NI I(URIS) V(TRIUSQUE) D(OCTORIS) CELEBERRIMI REIPUBL(ICAE) PATRIAE BRUNSVICENSIS PER TRI-/GINTA SEPTEM ANNOS CONSILIARII ET SYNDICI FIDELISSIMI MERI-/TISSIMI NATI IV JANUARII ANNO CHRISTI MDLXXXIV . / DENATI VERO XXI MARTII ANNO MDCXLIX . DIE SUPRA SES-/QUI ANNUM XXII . POSTQUAM DESIDERATISSIMAM CONJU-/GEM DOROTHEAM A SODE PRAE-/CLARI EXEMPLI MA-/TRONAM SE FERME TRIENNIO MINOREM PRAEMISERAT / DEBITAE OBSERVANTIAE AMORIS ET HONORIS / ERGO L(IBENS) M(ERITO)Q(UE) PONI CURAVIT / AVTOR CAMMANN I(URIS) V(TRIUSQUE) D(OCTOR) REIPUB(LICAE) / PATRIAE BRUNSVICENSIS CONSUL

  5. E†

    FECIT HEINRICH LAKEMANN ANNO 1654

Übersetzung:

Conrad Buno hat (dies) gemacht. (C)

Zur Erinnerung an den sehr bedeutenden, hochberühmten und sehr kundigen Herrn Johann Kammann, Doktor beider Rechte, sehr berühmten Ratgeber und sehr zuverlässigen und hochverdienten Syndikus seiner Heimatstadt Braunschweig für 37 Jahre, der am 4. Januar im Jahr Christi 1584 geboren wurde, aber am 21. März im Jahr 1649 starb, am 22. Tag über anderthalb Jahre hinaus, nachdem er die sehr vermißte Ehefrau Dorothea von Sode, eine Frau von berühmter Vorbildlichkeit, die fast drei Jahre jünger war als er,3) vorausgeschickt hatte. Aus schuldigem Gehorsam, Liebe und Ehrerbietung hat Autor Kammann, Doktor beider Rechte, Bürgermeister seiner Heimatstadt Braunschweig (dieses) gern und verdientermaßen setzen lassen. (D)

Heinrich Lakemann hat (dies) im Jahr 1654 angefertigt. (E)

Wappen:
Kammann4)Sode5)

Kommentar

Zu Johann Kammann d. J. und seiner Ehefrau Dorothea von Sode vgl. deren Grabplatte (Nr. 968). Das Ehepaar blieb kinderlos; daher setzte der Bürgermeister Autor Kammann (vgl. Nr. 1136), vermutlich ein Neffe Johann Kammanns, ihnen das Epitaph.

Bei dem Graveur der Messingtafeln handelte es sich der Inschrift B zufolge um den Braunschweiger Kupferstecher Conrad Buno.6) Der in der Inschrift E genannte Gießer Heinrich Lakemann hat die Tafeln angefertigt.

Textkritischer Apparat

  1. Zum Zeitpunkt der Bearbeitung nur f lesbar, die übrigen Buchstaben durch den Rahmen verdeckt.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. 11/1/189 (B11, D113).
  2. Sammlung Sack, Nr. 138, Bd. 1, Teil 1 (o. P.).
  3. Der Leichenpredigt (Roth, Auswertungen, Nr. 3963) zufolge war die 1585 geborene Dorothea von Sode lediglich ein Jahr jünger als ihr Ehemann. Möglicherweise sollte an dieser Stelle gesagt werden, daß sie bei ihrem Tod drei Jahre jünger war als ihr Ehemann bei seinem Tod, was den Tatsachen entspräche.
  4. Wappen Kammann (aus Ast hervorwachsender Zweig mit drei Eicheln daran). Wappenbeschreibungen nach der Zeichnung in der Sammlung Sack, Nr. 138, Bd. 1, Teil 1 (o. P.).
  5. Wappen Sode (geteilt, oben und unten eine Rose).
  6. Vgl. Kat. Brunswiek, S. 234.

Nachweise

  1. Sammlung Sack, Nr. 138, Bd. 1, Teil 1 (o. P., Zeichnung, C, D, E), u. Bd. 3, p. 49f. (C, D, E).
  2. Schmidt, Martinskirche, S. 79.

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 1034(†) (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0103409.