Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 1007 St. Katharinen 1651

Beschreibung

Epitaph des Abtes von Riddagshausen Peter Tuckermann. Holz und Alabaster, in Schwarz, Weiß und Gold gefaßt. Das seitlich leicht zurückspringende Epitaph ist an einem Pfeiler auf der Westseite des Kirchenschiffs angebracht. Oben in einer Kartusche ein Vollwappen vor zwei gekreuzten Abtsstäben unter einer Mitra, vor dem Fries darunter rechts und links je ein weiteres Vollwappen. Oberhalb der seitlichen Wappen je eine freistehende Engelsfigur mit Marterwerkzeugen, über dem großen Wappen als oberer Abschluß eine Erlöserfigur. Im Mittelteil gerahmt von je zwei Säulen links und rechts eine Darstellung der Kreuzigung, unter dem Kreuz Maria und Johannes, im Hintergrund Jerusalem. Das Kreuz fehlte offenbar schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Heute sind nur noch die Figuren der Maria und des Johannes erhalten, die vor die Bogennische gesetzt sind. Oben in den Bogenzwickeln Engelsköpfe. Vor den Säulen auf Sockeln links die Figur des Moses, rechts die Figur Johannes des Täufers sowie ganz außen jeweils ein auf Voluten liegender Putto. Unterhalb des Mittelteils von Sockeln gerahmt die in Goldbuchstaben gemalte Inschrift auf einer querrechteckigen schwarzen Tafel; sie setzt sich darunter auf einer weiteren querrechteckigen Tafel zwischen mit Engelsköpfen besetzten Voluten fort. Den unteren Abschluß bildet Volutenornament zwischen zwei Maskenköpfen.

Maße: H.: ca. 320 cm; B.: 187 cm; Bu.: 4 cm (1. Zeile), 2,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis, in den ersten vier Zeilen und in der letzten Zeile mit Versalien.

Jutta Brüdern, Braunschweig [1/2]

  1. D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) S(ACRUM) PETRO TUCKERMANNO . S(ANCTAE) THEOL(OGIAE) D(OCTORI) / ABBATI RIDDAGESHUSANO , TRIUM ORDINE MAGNORUM PRINCI=/PUM , PATRUM PATRIAE , HENRICI IULII , FRIDERICI ULRICI , AU=/GUSTI , DUCUM BRUNS(VICENSIUM) ET LUNEB(URGENSIUM) CONCIONATORI AULICO , / PRAESIDI CONSISTORIANO ET ECCLESIARUM INCLYTI DUCATUS / GENERALISSIMO SUPERINTENDENTI , VIRO ET ORATORI , ALIORUMa) / POTIUS QUAM NOSTRO ELOGIO , SUMMO PARENTI OPTIME // MERITO , NATO MDb) XXC DIE S(ANCTAE) URSULAE1) , DENATO MDb) CLI / XXVII MAII , BRUNSUIGAE IN TEMPLO S(ANCTAE) CATHARINAE IUXTA / UXORIS ANNAE MATTHIAE MATRIS NOSTRAE CARISS(IMAE) CINERESc) / SEPULTO , SUPERSTITES LIBERI IULIUS AUGUSTUS ET / DOROTHEA MONUMENTUM HOC CUM LACRYMIS / POSUIMUS .

Übersetzung:

Dem höchsten größten Gott geweiht. Dem Peter Tuckermann, Doktor der heiligen Theologie, Abt von Riddagshausen, der Reihe nach dreier großer Fürsten, Vätern des Vaterlandes, des Heinrich Julius, des Friedrich Ulrich und des August, Herzögen von Braunschweig und Lüneburg, Hofprediger, Konsistorialdirektor und Generalsuperintendent der Kirchen des berühmten Herzogtums, einem Mann und Redner, nach dem Urteil der anderen mehr als unsere Inschrift es ausdrücken kann von höchster Qualität, dem hochverdienten Vater, der geboren wurde 1580 am Tag der heiligen Ursula (und) gestorben ist 1651 am 27. Mai, der in Braunschweig in der Kirche St. Katharinen neben den sterblichen Überresten seiner Ehefrau Anna Matthias, unserer sehr teuren Mutter begraben ist, haben wir, die überlebenden Kinder Julius August und Dorothea dieses Denkmal unter Tränen gesetzt.

Wappen:
Tuckermann2)
Matthias3)Hildebrand4)

Kommentar

Peter Tuckermann stammte aus Lennep bei Köln. Im Jahr 1593 ging er mit seinem Bruder nach Salzwedel und immatrikulierte sich im Oktober 1599 an der Universität Helmstedt.5) Nach seinem Studium nahm Tuckermann im Jahr 1605 in Helmstedt eine Pastorenstelle an und heiratete im Jahr 1607 Anna Matthias, die Tochter eines Salzwedeler Kaufmanns. 1608 wurde Tuckermann auf die Stelle des Hofkaplans nach Wolfenbüttel berufen. Am 17. Juni 1623 erwarb er in Helmstedt den Titel eines Doktors der Theologie6) und wurde dort noch im selben Jahr zum Generalsuperintendenten ernannt; zwei Jahre später wurde er zum Abt von Riddagshausen gewählt. Nach dem Tod seiner ersten Frau im Jahr 1635 heiratete Tuckermann im Jahr 1637 die aus Celle stammende Anna Hildebrand, die Tochter des braunschweigisch-lüneburgischen Kanzlers Johannes Hildebrand, die zum Zeitpunkt der Eheschließung bereits 42 Jahre alt war. Anna Hildebrand starb im Jahr 1678.7)

Textkritischer Apparat

  1. ALIORUM] Fehlt bei Schultz.
  2. Neulateinische Zahlzeichen.
  3. CARISS. CINERES] CARIES CINERIS Schultz.

Anmerkungen

  1. 21. Oktober.
  2. Wappen Tuckermann (geteilter und mehrfach gespaltener Balken, darüber doppelköpfiger Adler, darunter Hirschkopf zwischen zwei Krümmen).
  3. Wappen Matthias (zwei Zweige mit je einer Eichel und Eichenlaub).
  4. Wappen Hildebrand (Anker mit sich darum windendem Fisch).
  5. Matrikel Helmstedt, Bd. 1, S. 145, Nr. 134.
  6. Ebd., S. 298, Nr. 1.
  7. Angaben nach den Leichenpredigten für Peter Tuckermann, Anna Matthias und Anna Hildebrand, Roth, Auswertungen, Nr. 8423, 5904 u. 5293.

Nachweise

  1. Sammlung Sack, Nr. 136, Teil 1, p. 247.
  2. Schultz, Grabmale, S. 39.

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 1007 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0100702.