Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)
Nr. 968† St. Martini 1647, 1649
Beschreibung
Grabplatte des Johann Kammann und der Dorothea von Sode. Der Stein lag im nördlichen Seitenschiff. Die Inschrift A verlief um den Rand des Steins, die Inschrift B in zweiter Zeile darunter. Im Innenfeld oben zwei Wappen, darunter die Inschriften C und D.1)
Inschriften nach der Zeichnung in der Sammlung Sack.
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
A(NN)O 1649 . D(EN) 21 . MARTIJ IST DER EHRENVESTER / GROSACHTBAR HERR JOHANN KAMMANN / 37 . JÄHRIGER WOLVERDIENTER / SYNDICUS SEINES ALTERS 66 . JAHR IN GOTT SEELIG ENTSCHLAFFEN
- B
ANNO 1647 . D(EN) 27 . AUGUST IST DIE / EHRBARE VIEL EHR UND TUGENDSAME FRAU DOROTHEA / VON SODE DES HERRN SYNDICI / EHELICHE HAUSFRAU IHRES ALTERS 63 JAHR SEELIG IN GOTT ENTSCHLAFFEN
- C
SCHAFF IN MIR GOTT EIN REINES HERTZ [ – – – ] VON MIR . / PS . 51 V 12 2)
- D
WENN ICH NUR DICH HABE [ – – – ] THEIL / PS 73 . V . 25 . 26 . 3)
Kammann4) | Sode5) |
Anmerkungen
- Beschreibung nach der Zeichnung in der Sammlung Sack, Nr. 138, Bd. 1, Teil 2 (o. P.).
- Ps. 51,12. Das Bibelzitat ist in der Sammlung Sack, ebd., nur auszugsweise überliefert. Sinngemäß zu ergänzen zu: Schaff in mir Gott ein reines Herz, und gib mir einen neuen gewissen Geist. Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir.
- Ps. 73,25f. Das Bibelzitat ist in der Sammlung Sack, ebd., nur auszugsweise überliefert. Sinngemäß zu ergänzen zu: Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch Gott allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.
- Wappen Kammann (aus Ast hervorwachsender Zweig mit drei Eicheln daran). Wappenbeschreibungen nach der Zeichnung in der Sammlung Sack, Nr. 138, Bd. 1, Teil 2 (o. P.).
- Wappen Sode (geteilt, oben und unten je eine Rose). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 25 u. Tafel 27.
- Matrikel Helmstedt, Bd. 1, S. 151, Nr. 136. Matrikel Wittenberg, N. R. Bd. 1, S. 46. Matrikel Jena, Bd. 1, S. 41. Matrikel Rostock, Bd. 2, S. 291b. Die übrigen Orte nach: Werner Arnold, Gelehrtes Beamtentum in Braunschweig. Johann Camman d. J. (1584–1649) und seine Bibliothek. In: Wolfenbütteler Notizen zur Buchgeschichte 25, 2000, S. 61–80, hier S. 63.
- Bestallungsurkunde in: Sta Braunschweig, H VIII A, Nr. 681.
- Vgl. Heinrich Nentwig, Johannes Kammann, Stifter der Kammannschen Bibliothek. In: Braunschweigische Anzeigen Nr. 152–155, Juli 1894.
- Sta Braunschweig, H VIII A, Nr. 681.
- Hierzu ausführlich Arnold (wie Anm. 6).
- Angaben nach der Leichenpredigt, Roth, Auswertungen, Nr. 3963.
Nachweise
- Sammlung Sack, Nr. 138, Bd. 1, Teil 1 (o. P., A, B) u. Teil 2 (o. P., Zeichnung); Bd. 3, p. 241f. (A, B).
- Schmidt, Martinskirche, S. 171 (A, B).
Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 968† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0096809.
Kommentar
Es läßt sich nicht entscheiden, ob die Grabplatte nach dem Tod des Ehemanns oder nach dem Tod der Ehefrau angefertigt wurde und die Sterbedaten des Ehemanns nachgetragen wurden.
Johann Kammann war der Sohn des Licentiaten der Rechte Johann Kammann d. Ä. (vgl. Nr. 770). Im Jahr 1600 immatrikulierte er sich an der Universität Helmstedt, 1606 an der Universität Wittenberg und 1607 an den Universitäten Jena und Rostock, sowie von 1609 bis 1612 in Gießen, Köln, Heidelberg und Tübingen.6) Im Jahr 1612 wurde er vom Rat der Stadt Braunschweig zunächst auf fünf Jahre als Sekretär eingestellt mit der Option, später das Amt des Syndikus zu übernehmen.7) Aber bereits im Jahr 1614 wurde Kammann zusammen mit dem überwiegenden Teil des Rates aufgrund von Unruhen in der Stadt entlassen. Obwohl der neue Rat ihn kurz darauf bat, die Stelle des Sekretärs wieder zu übernehmen, zog es Kammann zunächst vor, nach Lüneburg zu gehen. Nach wiederholten Bemühungen des Rates, ihn zurückzuholen, nahm Kammann 1615 die Stelle eines Advokaten und Ratgebers der Stadt an. Seit 1624 bekleidete er das Amt des Stadtsyndikus. Das Verhältnis zwischen dem Rat der Stadt und dem langjährigen Syndikus war nicht ganz spannungsfrei; offenbar hielt der Rat jedoch große Stücke auf den eigenwilligen Syndikus, der es sich daher leisten konnte, seine eigenen Interessen durchzusetzen.8) Eine Akte des Stadtarchivs Braunschweig enthält Privatpapiere Johann Kammanns, die ihn als einen in verschiedenen Sprachen Gelehrten ausweisen. Die Aufzeichnungen enthalten Tabellen des Alphabeths und verschiedener Lautwerte in den unterschiedlichen europäischen Sprachen, darunter auch Griechisch, sowie Hebräisch, Syrisch und Arabisch.9) Kammann besaß eine zu Teilen wohl schon von seinem Vater Johann Kammann d. Ä. ererbte Bibliothek, die als die größte private Bibliothek der Stadt Braunschweig in der damaligen Zeit gilt und Aufschlüsse über die Gelehrsamkeit ihres Besitzers gibt.10)
Dorothea von Sode wurde im Juli 1585 geboren. Sie war die Tochter des aus Hannover stammenden Georg von Sode, der in Hamburg als Kaufmann tätig war. Sie wuchs in Hamburg auf und heiratete Johann Kammann dort im Jahr 1617.11) Das Ehepaar stiftete im Jahr 1642 der Kirche St. Michaelis eine Silberkanne (vgl. Nr. 915). Vgl. a. das Epitaph des Johann Kammann Nr. 1034.