Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 967† St. Martini 1649

Beschreibung

Glocke. Die Glocke sprang bereits 1652 und wurde im selben Jahr durch eine neue ersetzt, die jedoch ebenfalls nach kurzer Zeit sprang und 1665 neu gegossen wurde. Über den Platz der archivalisch überlieferten Inschriften auf der Glocke ist nichts bekannt. Es ist jedoch zu vermuten, daß eine Inschrift oben um den Glockenhals und eine andere unten um die Glocke verlief. Auf dem Glockenmantel befand sich eine Darstellung des heiligen Martin, die aller Wahrscheinlichkeit nach mit derselben Beischrift versehen war wie die gleiche Darstellung auf der 1665 gegossenen Nachfolgerglocke (vgl. Nr. 1126). Außerdem befanden sich auf der Glocke fünf Wappen, die vermutlich ebenfalls Beischriften trugen.1)

Inschriften nach Sta Braunschweig, G II 1, Nr. 83.2)

  1. A

    Sum a(nn)o D(omi)nj 1649 fusa

  2. B

    Erhalt Uns Herr beij deinem Wortt Vorleighe unß Frieden gnädiglich . Tempore nunc belli duro

  3. C

    Dum trahatura) AUDITE voco vos ad Sacra VENITE Da veniam Christe plebs supplicat et sonus iste O rex gloriae Chr(ist)e benigne veni cum pace electosb) libera

Übersetzung:

Ich bin im Jahr des Herrn 1649 gegossen worden. (A)

... in der harten Kriegszeit. (B)

Solange (am Seil) gezogen wird, rufe ich euch, hört, kommt zum Gottesdienst! Gib Gnade, Christus, darum bittet das Volk und dieser Schall. O König der Ehre, gütiger Christus, komm mit Frieden, befreie die Auserwählten. (C)

Versmaß: Zwei zweisilbig leoninisch gereimte Hexameter (C, 1. und 2. Zeile), der erste metrisch fehlerhaft.

Kommentar

Die Glocke wurde von dem aus Wolfenbüttel stammenden Michael Appe gegossen.3)

Textkritischer Apparat

  1. trahatur] TRACTATUR Pfeifer.
  2. electos] ELECTOR Pfeifer.

Anmerkungen

  1. Es handelte sich um die Wappen des Andreas Pawel, Hans Sedeler, Tilemann von Damm, Andreas Krammer und Nikolaus Warneke (so laut Rechnung für den Glockenguß, Sta Braunschweig, G II 1, Nr. 83, fol. 159r). Der Bildhauer Wilhelm Schurius wurde dafür entlohnt, daß er die Wappen schnitzte.
  2. Pfeifer überliefert zusätzlich für diese Glocke noch die Inschrift SOLA · FIDES · IN · CHR(ISTV)M · SALVAT ·. Es ließ sich nicht feststellen, woher dieser Text stammte. Offenbar hat Pfeifer die in der Archivalie (Sta Braunschweig, G II 1, Nr. 83, fol. 215v) in normaler Kursive mit dem Vermerk Uff die Glocken zu setzen wiedergegebenen Inschriften analog zu den anderen Glocken in Kapitalis umgesetzt und mit Worttrennern versehen.
  3. Zu dem Glockengießer vgl. Pfeifer, Martinsglocke, Sp. 89–91.

Nachweise

  1. Sta Braunschweig, G II 1, Nr. 83, fol. 159r.
  2. Pfeifer, Kirchenglocken, S. 105.
  3. Ders., Martinsglocke, Sp. 89.

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 967† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0096700.