Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)
Nr. 960† St. Andreas 1649
Beschreibung
Epitaph des Henning von Geitel. Das hölzerne Epitaph hing zunächst an einem Pfeiler des Mittelschiffs,1) bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs an der Westwand rechts neben der Orgelempore.2) Über den Verbleib ist nichts bekannt. Es handelte sich um ein großes hochrechteckiges Gemälde mit abgeschrägten Ecken, in dem die Kreuzabnahme Christi dargestellt war. Der Rahmen war mit Voluten besetzt; auf den oberen Schrägen saß jeweils eine Engelsfigur. Oben über dem Rahmen eine Kartusche mit der Inschrift A, darüber als Bekrönung eine Engelsfigur. Unter dem Gemälde eine Kartusche mit dem Brustbild des Verstorbenen und der Inschrift B.3)
Inschriften nach der Zeichnung in der Sammlung Sack.
- A
HENNING V(ON) GETEL / Brunsvici ex antiquissimorum Geteliorum fami/lia natus vir prudens integer avis bonisa) Decemvir / per XL Annos fidelis An(no) aetatis LXXIV reparatae / vero Salutis MDCXLIX ipso die mortis Dominice4) pie / et placide denatus gloriosum Servatoris Sui / adventum heic expectat interim hoc quicquid est / Monumenti Patri de se optime merito Pietatis / et memoriae ergo posuit filius / IOHAN V(ON) GETEL I(URIS) U(TRIUSQUE) D(OCTOR)
- B
natus / 1575 . / aetatis / 74 .
Übersetzung:
Henning von Geitel, geboren in Braunschweig als Mitglied der sehr alten Familie Geitel, ein kluger, rechtschaffener Mann mit guten Vorfahren, 40 Jahre hindurch ein zuverlässiger Zehnmann, der im 74. Lebensjahr und im Jahr des erneuerten Heils 1649 am Karfreitag fromm und sanft gestorben ist, erwartet hier die ruhmvolle Ankunft seines Retters. Inzwischen hat dies, was auch immer es für ein Denkmal sei, sein Sohn, der Doktor beider Rechte Johann von Geitel, für seinen hoch um ihn verdienten Vater aus Frömmigkeit und des Andenkens wegen gesetzt. (A) Geboren 1575, (gestorben) im 74. Lebensjahr. (B)
Textkritischer Apparat
- avis bonis] Die Sammlung Sack verzeichnet als nachträglich angemerkte Variante auch cives bonus.
Anmerkungen
- Sammlung Sack, Nr. 129, p. 162.
- Vgl. die Abb. bei Jünke, Zerstörte Kunst, S. 48f.
- Beschreibung nach der Abb. ebd. Die Inschriften sind auf der Photographie nicht zu erkennen.
- 23. März.
- Angaben nach der Leichenpredigt, Roth, Auswertungen, Nr. 8408.
Nachweise
- Sammlung Sack, Nr. 128, p. 9 (A) u. p. 162 (Zeichnung).
Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 960† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0096007.
Kommentar
Henning von Geitel wurde am 23. April 1575 geboren. Er war der Sohn des Braunschweiger Bürgermeisters Hans von Geitel und der Anna Hoffmeister. Im Jahr 1601 heiratete er Magdalena von Plessen, die nur ein Jahr nach der Eheschließung starb. In zweiter Ehe heiratete Henning von Geitel im Jahr 1609 Anna Schmidt, die noch im selben Jahr verstarb. Seit 1609 übte Henning von Geitel das Amt eines Zehnmannes der Neustadt aus. Im Jahr 1620 heiratete er in dritter Ehe Katharina Müller, die 1646 starb. Der Sohn, Johann von Geitel, der seinem Vater das Epitaph setzen ließ, stammte aus erster Ehe und war das einzige Kind Henning von Geitels.5)