Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 952† St. Michaelis 1647

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Gemälde. Öl auf Leinwand. Das Gemälde befand sich mit 19 Passionsgemälden an der sogenannten Schülerprieche. Dargestellt war der auferstandene Christus in einem Kranz von zwölf Strahlen. Die Inschrift A verlief auf den seitlichen und auf der oberen Rahmenleiste um das Bild, die Inschrift B auf der unteren Rahmenleiste.1)

Inschriften nach der Zeichnung in der Sammlung Sack.

Schriftart(en): Kapitalis (A).

  1. A

    CHRISTI PASSIO / HOROSCOPIA PASSIONIS / NOSTRA REDEMPTIO

  2. B

    Casparus Wulf praefecturae / Wulferbytanae quaestor / modernus inventor . A(nn)o . 1647 . / Anna Weincamps / I . H . Gieseler pinxit

Übersetzung:

Die Passion Christi. Die Anzeige der Stunden der Passion. Unsere Erlösung. (A)

Caspar Wulf, Kämmerer und heutiger Begründer der Wolfenbüttelschen Verwaltung. Im Jahr 1647. Anna Weinkamp. I. H. Gieseler hat (dies) gemalt. (B)

Kommentar

Der mittlere Teil der Inschrift A nimmt vermutlich Bezug auf die Christus umgebenden zwölf Strahlen, die als eine Art Uhr die zwölf Stunden der Passion von der Gefangennahme bis zum Kreuzestod symbolisieren sollen.

Caspar Wulf und Anna Weinkamp, die Tochter des Braunschweiger Goldschmieds Lienhard Weinkamp, heirateten im Jahr 1624. Da Anna Weinkamp am 30. Dezember 1647 starb, könnte es sein, daß das Bild als eine Art Epitaph zum Gedenken an die aus Braunschweig stammende Verstorbene in Auftrag gegeben und in der Kirche aufgehängt wurde. Anna Weinkamp wurde in Wolfenbüttel beigesetzt, wo ihr Ehemann zum damaligen Zeitpunkt als Amtmann tätig war.2)

Anmerkungen

  1. Beschreibung nach der Zeichnung in der Sammlung Sack, Nr. 140, p. 22.
  2. Die biographischen Angaben nach der Leichenpredigt, Roth, Auswertungen, Nr. 4679.

Nachweise

  1. Sammlung Sack, Nr. 140, p. 22 (Zeichnung) u. p. 53 (Zeichnung).
Addenda & Corrigenda (Stand: 25. November 2016):

Das Gemälde dürfte der heute noch erhaltenen, an Inschriften reichen sogenannten Passionsuhr aus St. Sixti in Northeim aus dem Jahr 1638 entsprochen haben (DI 96, Nr. 282), der die Kupferstiche aus dem 1611 gedruckten ‚Passionszeiger‘ des Valerius Herberger zugrundeliegen (Valerius Herberger, Horoscopia Passionis Domini. Leipzig 1611, VD 17, 1:052106H, dazu ausführlich Lampe in DI 96, Nr. 282, vgl. a. DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 892). Die Gemälde in Northeim und Braunschweig wurden von demselben Ehepaar, Caspar Wulf und Anna Weinkamp, gestiftet. Anna Weinkamp starb ihrer Leichenpredigt zufolge am 30. Dezember 1651. Das Gemälde wurde somit noch zu ihren Lebzeiten angefertigt.

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 952† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0095207.