Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 931 Handwerkskammer, Burgplatz 2a 1644, 1652, 1656

Beschreibung

Szepter des Glaseramts.1) Achteckiger Holzstab mit Silberbeschlägen in der Mitte und an den Enden sowie angehängten Silberschildern. Um den Silberbeschlag des einen Stabendes läuft die Inschrift A, die sich auf den vier Seiten des mittleren Beschlages fortsetzt und auf dem Beschlag des unteren Stabendes endet. An allen vier Seiten des mittleren Beschlags je eine Öse, an der jeweils drei Schilder hängen, darunter eines, das älter ist als das aus dem Jahr 1652 stammende Szepter und vermutlich von einem älteren Szepter oder einem Pokal übernommen wurde. Das ovale Schild mit vielfach eingebuchtetem Rand trägt auf der Vorderseite ein graviertes Vollwappen, auf der Rückseite die Inschrift B. Fünf weitere Schilder stammen noch aus dem Bearbeitungszeitraum, die übrigen – ebenfalls mit Namen von Glasern versehen – aus jüngerer Zeit bleiben hier unberücksichtigt.

Rautenförmiges Schild mit eingraviertem Vollwappen und der Namensbeischrift C darunter. Ovales Schild, an den Seiten und unten volutenartig eingebuchtet, auf der erhöhten ovalen Mitte ein eingraviertes Vollwappen mit der Jahreszahl D darin, auf dem Rand die Inschrift E. Rautenförmiges Schild beidseitig mit schraffiertem Rand, auf der einen Seite ein graviertes Vollwappen mit den Emblemen des Glaseramts, eine Rautenscheibe mit zwei kreuzweise durchgesteckten Kröseleisen, auf der anderen Seite die Inschrift F. Rautenförmiges Schild, auf der einen Seite die Inschrift G, auf der anderen ein eingraviertes Vollwappen. Rautenförmiges Schild, auf der einen Seite zwischen drei Rädern ein Engel mit einem Andreaskreuz, darunter die Inschrift H, auf der anderen Seite die Embleme des Glaseramts. Auf dem mittleren Beschlag das Braunschweiger Beschauzeichen und eine Marke mit den Initialen des Goldschmieds (I), dieselben Marken (J) auch auf dem Schild mit der Inschrift F; auf dem Schild mit der Inschrift B unter dem Wappen das Braunschweiger Beschauzeichen und eine Marke mit den Initialen des Goldschmiedes (K).

Maße: L.: 56 cm (Szepter). H.: 6,8 cm; B.: 5,4 cm (B). H.: 8,4 cm; B.: 5,8 cm (C). H.: 7,1 cm; B.: 5,4 cm (D/E). H.: 7,8 cm; B.: 5,7 cm (F). H.: 7,8 cm; B.: 5,2 cm (G). H.: 9,7 cm; B.: 6,3 cm (H). Bu.: 0,15–0,3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis, mit Versalien (A–C, F, G), Kapitalis und Minuskel mit kursiven Elementen (E).

Sabine Wehking [1/8]

  1. A

    NACH FOLGENDE GESELLEN / HABEN DISES GEBESSERT // MATIAS SCHEMMEL / ZACHARIAS BERREUTER / IOST BOVLEKEN // HINRICH VOLMER / HINRICH DETERDING // BERENT HOFROGGE · B(UCHSEN)S(CHAFFER)2)/ ELIAS EBERHART · B(UCHSEN)S(CHAFFER) / ANDREAS SPERLING // MELCHER HABER / IOCHIM VOGT / PAUL HANSEN / PAUL KLOTZ //ANNO 1652

  2. B

    CHRISTIAN / GRAVENHORST3) / ANNO . 1 . 6 . 4 . 4 .

  3. C

    ANDREAS / IACOBS4)

  4. D

    16 / 56

  5. E

    HEINRICH ROHWOLDT5) / Hildesheim

  6. F

    PETER / FVRST / 1652

  7. G

    BERENT / HOFROGGE6) / ANNO : 1652

  8. H

    · BURCHARDT · REDEKEN · / 1656

  9. I

    GE

  10. J

    GE

  11. K

    GE

Kommentar

Bei dem Goldschmied, der die Beschläge des Szepters und das Schild mit der Inschrift F fertigte, handelt es sich um den in Braunschweig nachweisbaren Gerd Eimke, der 1640/41 Mitglied des Goldschmiedeamts wurde und in den Jahren 1659 bis 1673 als Gildemeister amtierte.7) Während die Marke auf dem Szepterbeschlag eindeutig Gerd Eimke d. J. zuzuweisen ist und exakt mit der bei Spies wiedergegebenen Marke übereinstimmt, ist die Marke mit denselben Initialen in anderer Gestaltung auf dem Schild mit der Inschrift B vermutlich dem gleichnamigen Vater, Gerd Eimke d. Ä. zuzuweisen, der seit 1609/10 als Goldschmied tätig war und von 1625 bis 1647 als Gildemeister amtierte.8) Zum Glaseramt vgl. dessen Pokal Nr. 943.

Anmerkungen

  1. Städtisches Museum, Inv. Nr. Cga 227.
  2. ‘Buchsenschaffer’ = Schatzmeister.
  3. Wappen Gravenhorst (von einem Pfeil, einem Kröseleisen und einem Lötkolben durchbohrtes Herz, aus dem drei Blumen hervorwachsen).
  4. Wappen Jacobs (geteilt, oben der Apostel Paulus? mit Schwert und Buch, unten die Embleme des Glaseramts, zwei kreuzweise durch eine Rautenscheibe gesteckte Kröseleisen). Andreas Jacobs ist in den Jahren 1664 bis 1677 urkundlich genannt. Vgl. Fuhse, Handwerksaltertümer, S. 95.
  5. Wappen Rohwoldt (gespalten, rechts die Embleme des Glaseramts, links Hirsch im Wald), in der Helmzier Hausmarke H58.
  6. Wappen Hofrogge (Herz mit drei daraus hervorwachsenden Ähren).
  7. Vgl. Spies, Goldschmiede, Bd. 3, S. 106f., Nr. 462. Das Szepter ist dort nicht unter den Arbeiten Eimkes aufgeführt.
  8. Ebd., S. 96, Nr. 430.

Nachweise

  1. Fuhse, Handwerksaltertümer, S. 94f.

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 931 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0093102.