Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 902 St. Katharinen 1641

Beschreibung

Grabplatte der Anna Brandis. Sandstein. Die Grabplatte lag früher im Mittelschiff der Kirche. Heute ist sie an der Südwand vor dem Chor angebracht. Um den Rand verläuft eine eingehauene Inschrift. Im Innenfeld ein Relief, das die Verstorbene in Seitenansicht mit einem Hündchen in einer Nische zeigt. Sie trägt eine auffallende Kopfbedeckung mit einer weit vorstehenden Schute und hält ein Buch in der Linken, während sie mit der rechten Hand einen Schal vor der Brust zusammenrafft. In den Ecken des Innenfeldes vier Vollwappen.

Maße: H.: 203 cm; B.: 108 cm; Bu.: 4,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/1]

  1. DIE ERBARE VND EHRENVIELTUGENDREICHE FR/AUWE ANNA GEBORNE BRANDIS HERN · D(OCTORIS) · FRANCISCI DROSEMANSa) SEHL(IG) · WITWE IST / DEN · 5 · MERTII · A(NN)O · 1641 · SEHL(IG) · IN CHRIS(TO) ENTSCHL/AFFEN VND DEN · 12 · CHRISTANSEHE NLICHb) ANHERO BESTATEtc) · IHRES · ALTERS · 54 · IAHR · 5 MONAT

Wappen:
Drösemann1)Brandis2)
? 3)Schrader4)

Kommentar

Anna Brandis war die Tochter des fürstlich braunschweigischen Rates Johann Brandis und seiner Ehefrau Anna Schrader und die Nichte des Ludolph Schrader (vgl. Nr. 623). Erzogen wurde sie von ihrer Großmutter Anna Pawel (vgl. Nr. 745), an deren Seite sie aufgrund einer testamentarischen Verfügung im Mittelschiff der Katharinenkirche vor der Kanzel beigesetzt wurde. Im Jahr 1613 heiratete Anna Brandis den Syndikus der Stadt Braunschweig, Franz Drösemann. Mit ihm, der später als lüneburgisch-cellischer Hofgerichtsassessor tätig war, zog sie nach Hildesheim. Franz Drösemann starb im Oktober 1626. Sieben Jahre nach dem Tod ihres Mannes kehrte Anna Brandis nach Braunschweig zurück, wo sie 1641 starb. Bis zu ihrem Tod führte sie in Braunschweig erfolglos einen Prozeß um die Herausgabe ihres mütterlichen Erbes.5)

Textkritischer Apparat

  1. Das erste S aus E korrigiert.
  2. S und T verschränkt. Vermutlich wurde das T bei der Ausführung vergessen und später nachgetragen.
  3. Das t über der Zeile nachgetragen.

Anmerkungen

  1. Wappen Drösemann (nackte Männerfigur mit Fischschwanz, rechte Hand erhoben mit einem Schlagstock).
  2. Wappen Brandis (geteilt, oben wachsender oberhalber Hirsch, unten drei Schrägbalken). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 23 u. Tafel 24.
  3. Wappen ? (Stern und Mondsichel).
  4. Wappen Schrader (bekrönter Löwenrumpf). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 8 u. Tafel 7.
  5. Angaben nach der Leichenpredigt, Roth, Auswertungen, Nr. 4701.

Nachweise

  1. Sammlung Sack, Nr. 136, Teil 1, p. 85.
  2. Schultz, Grabmale, S. 41.

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 902 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0090207.