Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 768 St. Katharinen 1621

Beschreibung

Epitaph des Georg von der Schulenburg und der Lucia von Veltheim. Sandstein, Schiefer und Alabaster, teilweise vergoldet und farbig gefaßt. Das große, in drei Achsen und fünf Stockwerken aufgebaute Epitaph war ursprünglich als eine Art Lettner hinter dem Laienaltar aufgestellt und hatte links und rechts je einen rundbogig abgeschlossenen Durchgang zum Chor. Seit dem Jahr 1789 befindet es sich an der Westwand des südlichen Seitenschiffs. In der unteren Zone vor den beiden mittleren Pilastern oben die Figuren des Moses und David, außen links und rechts ein männlicher und ein weiblicher Hermenpilaster. In der darüberliegenden Zone im erhöhten Mittelteil ein Relief der Anbetung Christi durch die Hirten über einer Kartusche mit der in zwei Spalten angeordneten Inschrift A, die in goldener Farbe auf schwarzem Grund ausgeführt ist. Links und rechts davon je zwei freistehende Säulen, zwischen denen auf Sockeln die Figur je einer Tugend steht. In den beiden äußeren Achsen knien in rundbogigen Öffnungen links der Ehemann, rechts die Ehefrau, beide als vollplastische Figuren dargestellt. Den äußeren Abschluß der mittleren Zone bilden Säulen. Beiden Figuren waren jeweils 16 um die Bogennischen herum verteilte Vollwappen zugeordnet, von denen heute nur noch 24 vollkommen willkürlich angebrachte Wappen vorhanden sind. Die heutige Anordnung hat zur Folge, daß Wappen, die in die Ahnenreihe des Mannes gehören, sich heute auf der Seite der Ehefrau befinden und umgekehrt. Die ursprüngliche Anordnung der Wappen kann nach den Angaben der Sammlung Sack einigermaßen rekonstruiert werden, allerdings könnten auch bereits im 18. Jahrhundert einzelne Wappenschilde vertauscht gewesen sein.1) Auf dem Gesims der zweiten Etage stehen Putten und Tugendfiguren. Der dreigeschossige obere Aufbau des Epitaphs enthält im Mittelteil übereinander Reliefdarstellungen der Auferstehung, der Himmelfahrt und Gottvaters mit zum Segen erhobener Rechten sowie als Bekrönung eine Figur des heiligen Georg. Seitlich des Aufbaus zwei weitere Tugendfiguren sowie Ornamentwerk mit figürlichen Darstellungen. Das ganze Epitaph ist mit zahlreichen Engelsköpfen sowie Putten verziert. Auf der Rückseite des Epitaphs befand sich laut Beck die Jahreszahl B. Auf der unteren Sockelplatte des rechten Pfeilers der Arkaden im unteren Geschoß drei eingeritzte Buchstaben, bei denen es sich um ein Graffito handeln dürfte (C).

Inschrift B nach der Sammlung Sack.

Maße: H.: ca. 1000 cm; B.: 530 cm; Bu.: 3–4 cm (A), 2,5 cm (C).

Schriftart(en): Fraktur mit Kapitalis (A), Kapitalis (C).

Sabine Wehking [1/2]

  1. A

    Der Woledler Gestrenger vnd / Ehrnvester Jürgen von der / Schulenburg Levins sohn / ist in Gott selig entschlaf-/fen den 20 APRIL A(NN)O / 1619 · seines Alters / 84 Jahr // Die Woledle und Vieltugend-/same frau Lucia von Velthe/imb Georg von der Schulenbu/rch S(elig) nachgelassene Witwe / ist in Gott Selig entschlaffen / den 5 . IANUAR . A(NN)O 1620 . / ihres Alters im 77 . Jahr

  2. B †

    1621

  3. C

    L O H

Wappen (linke Seite) nach der Zeichnung in der Sammlung Sack:
Schulenburg2)
Viereck3)Rohr4)Quitzow5)Arnim6)
Schulenburg2)Knesebeck7)
Quitzow7)Strahlendorff7)
Alvensleben8)Bredow9)
Plessen10)Berge11)Schack12)Rohr7)[?]

Kommentar

   

   
Wappen (rechte Seite) nach der Zeichnung in der Sammlung Sack:
Veltheim13)
Veltheim13)Plessen7)[?]Oppershausen14)
Hauß15)Veltheim13)
Bothmer16) Bartensleben17)
Münchhausen18)Rutenberg19)
Rutenberg7)Estorff20)Bussche21)Schwichelt22)Schulenburg2)

Zu Georg von der Schulenburg und zu dem Begräbnis in der Katharinenkirche vgl. Nr. 756. Mit der Anfertigung des Epitaphs wurde der Bildhauer Georg Röttger durch einen Vertrag beauftragt, den er am 25. August 1619 mit den Testamentsvollstreckern des Georg von der Schulenburg schloß. Die Arbeiten sollten zwei Jahre dauern und Röttger dafür 2000 Taler erhalten. Davon sollte er auch den Bildhauer Luleff Bartels aus Magdeburg bezahlen, den er für die Anfertigung des Epitaphs heranzog.23)

Anmerkungen

  1. Sammlung Sack, Nr. 136, Teil 1, p. 264. Zwei Wappen fehlten bereits im 18. Jahrhundert. Die Wappen sind in der Sammlung Sack nur namentlich bezeichnet, nicht in Zeichnung wiedergegeben.
  2. Wappen Schulenburg (viergeteilt: 1. u. 4. drei Vogelkrallen 2:1, 2. u. 3. schreitender bekrönter Ochse, die Krone mit Fahnen besteckt). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 15 u. Tafel 17.
  3. Wappen Viereck (drei mit je einer Nadel belegte Jagdhörner 2:1). Vgl. ebd., Bd. 3, Abt. 2, S. 427 u. Tafel 470.
  4. Wappen Rohr (mehrfache Spitzteilung von oben nach unten). Vgl. ebd., S. 330 u. Tafel 383.
  5. Wappen Quitzow (schräggeteilt, links und rechts je ein Stern). Vgl. ebd., Bd. 3, Abt. 6, S. 17 u. Tafel 15.
  6. Wappen Arnim (Eichbaum, zu jeder Seite drei kleinere Pappelbäume). Vgl. ebd., Bd. 3, Abt. 2, S. 75 u. Tafel 97.
  7. Der Wappenschild fehlt heute.
  8. Wappen Alvensleben (zwei Balken). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 7, S. 1 u. Tafel 1: zwei Balken, der obere mit zwei, der untere mit einer Rose belegt.
  9. Wappen Bredow (Steigbaum). Vgl. ebd., Bd. 3, Abt. 2, S. 98 u. Tafel 127.
  10. Wappen Plessen (schreitender Stier). Vgl. ebd., S. 300 u. Tafel 352.
  11. Wappen Berge (drei Zickzackbalken). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 7, S. 15 u. Tafel 19.
  12. Wappen Schack (schräggestellte Lilie). Vgl. ebd., Bd. 2, Abt. 9, S. 15 u. Tafel 16.
  13. Wappen Veltheim (viergeteilt: 1. u. 4. Baumstamm, beidseitig mit Lindenblättern, 2. u. 3. breiter Balken mit zwei Querfäden belegt). Vgl. ebd., Bd. 2, Abt. 2, S. 10 u. Tafel 9.
  14. Wappen Oppershausen (Rad). Vgl. ebd., Bd. 6, Abt. 6, S. 119 u. Tafel 77.
  15. Wappen Hauß (ausgerissener gestümmelter Baumstamm). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 66; Bd. 2, Tafel 160.
  16. Wappen Bothmer (Boot). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 4 u. Tafel 4.
  17. Wappen Bartensleben (Wolf über zwei Garben). Vgl. ebd., Bd. 6, Abt. 6, S. 9 u. Tafel 6.
  18. Wappen Münchhausen (Mönch). Vgl. ebd., Bd. 3, Abt. 2,1, S. 274 u. Tafel 325.
  19. Wappen Rutenberg (acht anstoßende Rauten 5:3). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 102; Bd. 2, Tafel 253.
  20. Wappen Estorff (schräggestellte Lilie). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 6 u. Tafel 7.
  21. Wappen Bussche (Lilie). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 25 u. Tafel 58.
  22. Wappen Schwichelt (drei abgerissene Löwenköpfe 2:1). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 9 u. Tafel 7.
  23. Vgl. dazu Heinrich Mack, Zum Schulenburgischen Grabdenkmal in der Katharinenkirche. In: Braunschweigisches Magazin 1924, Sp. 44–47.

Nachweise

  1. Sammlung Sack, Nr. 136, Teil 1, p. 37 (A, B), p. 264 u. p. 336 (A, B).
  2. Scherer, S. 63 (A, B).
  3. Schultz, Grabmale,S. 38 (A, B).
  4. Paul Jonas Meier, Untersuchungen zur Plastik des Frühbarocks in Niedersachsen. In: Niedersächsisches Jahrbuch NF 5, 1928, S. 164–192, hier S. 167 (B), Abb. 1–5.
  5. Abb.: Meier, Kunsthandwerk, Abb. 80. Dorn, Kirchen, Abb. 113.

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 768 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0076809.