Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)
Nr. 756† St. Katharinen 1619
Beschreibung
Messingtafel in einer Steinplatte über dem Grabgewölbe des Georg von der Schulenburg. Der Stein mit eingelassener Messingtafel lag zusammen mit den beiden steinernen Grabplatten für Georg von der Schulenburg und seine Ehefrau (Nr. 757 u. 763) im Chor der Kirche. Die Messingtafel wurde Ende des 18. Jahrhunderts entfernt und ist verloren. Die Inschrift war in zwei Spalten angeordnet. Sie ist wegen des im 18. Jahrhundert auf der Grababdeckung stehenden Kirchengestühls in der Sammlung Sack nicht vollständig wiedergegeben.1)
Inschrift nach der Sammlung Sack.2)
Schriftart(en): Kapitalis.
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[ – – – ] DER WOLEDLER GE/STRENGER VESTER / UND MANNHAFFTER / GEORGE VON DER / SCHULENBURGK LE-/VINS SEHLIGER SOHN / IST IM 1535 . JAR IN DIE-/SE WELT GEBOHREN UND / NACHDEM ER IN SEINER / JUGEND IN UNTERSCHIE-/DENEN KRIEGES ZOE-/GEN ALS DERO ZEIT / IN DEUTSCHLANDT / AUCH AUSSERHALB / IN UNGARN FRANCK-/REICH DENNEMARCK / UND NIEDERLANDT / SICH FINDEN UNDT // GEBRAUCHEN LASSEN / UND BEY ANGEHENDEN ALTER IM JAHR 1600 ALHIE / IN DIESE LOEBLICHE STADT / BRAUNSCHWIEG SICH / RUHIG GESETZET IST / ER IM 1619 JAHR / AM 20 . APR(IL) SELIG ENT-/SCHLAFEN UND DIE / LEICHE AN DIESEN ORT / BESTATIGET WERDEN / DEN GOTT SEY DER / SEELEN GNEDIG / JOH. AM 13 . CAP . / ALSO HAT GOTT [ – – – ] HABEN 3)
Anmerkungen
- Angaben nach der Sammlung Sack, Nr. 136, Teil 1, p. 101 u. 291.
- Die Wiedergabe der Inschrift folgt der Version in der Sammlung Sack, Nr. 136, Teil 1, p. 291.
- Jh. 3,16. Die Inschrift ist in der Sammlung Sack, ebd., nur auszugsweise wiedergegeben. Sinngemäß zu ergänzen zu: Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
- Die Angabe findet sich nur in der Leichenpredigt, Roth, Auswertungen, Nr. 8127. In der Matrikel der Universität Wittenberg ist Georg von der Schulenburg nicht eingetragen.
- Angaben nach der Leichenpredigt, Roth, Auswertungen, Nr. 8127.
- Sammlung Sack, Nr. 136, Teil 1, zwei Blätter zu p. 101a.
- Sta Braunschweig, G II 4, Nr. 6, fol. 93r–94r.
Nachweise
- Sammlung Sack, Nr. 136, Teil 1, p. 101 u. 291.
Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 756† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0075606.
Kommentar
Georg von der Schulenburg war der Sohn des Levin von der Schulenburg und der Ilse von Quitzow. Er studierte zunächst zwei Jahre lang an der Universität Wittenberg4) und diente dann als Junker am Hof des Herzogs Heinrich d. J. von Braunschweig. Mit knapp 18 Jahren nahm er an der Schlacht von Sievershausen teil und gelangte später im Kriegsdienst nach Frankreich, in die Niederlande und nach Dänemark. Im Jahr 1566 nahm er an dem Türkenfeldzug des Kaisers Maximilian teil. Im Alter von 54 Jahren heiratete er 1589 Lucia von Veltheim. Im Jahr 1600 ließ er sich in Braunschweig nieder, wo er 1619 starb.5)
Einem in der Sammlung Beck enthaltenen Auszug aus dem Totenbuch von St. Katharinen sind Details über die Beisetzung des Georg von der Schulenburg und seiner Frau Lucia von Veltheim zu entnehmen. Danach wurden beide Eheleute in von Kupfersärgen umgebene Holzsärge gelegt, die jeweils mit einem Kruzifix verziert waren und vier Wappen sowie – nicht überlieferte – Inschriften trugen. Die Särge wurden in das Grabgewölbe gesetzt, in dem vier Inschriften, vermutlich Bibelsprüche, an die Wände gemalt waren.6) Nach einem Vertrag zwischen den Erben Georgs von der Schulenburg und der Katharinenkirche vom 7. Juni 1619 zahlten diese 1000 Taler für ein Begräbnis auf dem Chor, das mit einer steinernen Platte (vgl. Nr. 757, 763) und mit einer Messingtafel darauf bedeckt werden durfte, die jedoch so flach zu sein hatte, daß sie für die Kirchenbesucher keine Behinderung darstellte. In dem Preis war auch die Errichtung eines Epitaphs enthalten, das jedoch nicht die Sicht durch die Kirche behindern sollte (vgl. Nr. 768).7) Die Bestimmung muß später ein wenig abgeändert worden sein, da von einer ungestörten Sicht nach der Errichtung des Epitaphs in Form eines Lettners nicht mehr die Rede sein konnte. Die in Relation zu anderen Begräbnissen außerordentlich hohe Kaufsumme von 1000 Talern macht aber deutlich, daß offenbar von Beginn an eine besondere Hervorhebung des Begräbnisplatzes durch aufwendige Grabdenkmäler geplant war.