Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 751 St. Martini 1618

Beschreibung

Deckelaufbau der Taufe. Holz und Alabaster, farbig gefaßt. Der hohe mehrteilige Aufbau des im Grundriß sechseckigen Taufdeckels trägt unten sechs Alabasterreliefs, die den Untergang der Ägypter im Roten Meer, die Heilung des Naaman im Jordan, das Eherne Meer, den Zug der Bundeslade durch das Rote Meer, die Sintflut und die Beschneidung darstellen. Zwischen den Reliefs stehen vor den Ecken sechs vollplastische Apostelfiguren. In der Zone darüber unter einem von sechs Säulen getragenen Baldachin eine Darstellung der Taufe Christi und der Pfingstszene mit vollplastischen Figuren. Die Inschriften A und B befinden sich auf zwei der Säulen, die die Szene umgeben, darüber jeweils ein Wappenschild. Die Inschrift C verläuft oben auf dem Fries zwischen den Säulen. In der Zone darüber stehen außen vor einer Laterne weitere sechs Apostelfiguren sowie sechs Tugenden. Der Deckelaufbau wird bekrönt von einem Kruzifix, daran ein flatterndes Band mit dem Titulus D. Alle Inschriften sind gemalt.

Maße: H.: 404 cm; Dm.: 120 cm; Bu.: 0,8 cm (A, B), 4 cm (C, D).

Schriftart(en): Kapitalis (A, B, D), Fraktur (C).

Sabine Wehking [1/1]

  1. A

    IOST · CALE · GERLEFES / SELIGER · SOHN · ANNO 1618

  2. B

    EMERENTIA SCHRADERS / SEIN · EHEL(ICHE) HAVSF(RAV) · SEHL(IG)

  3. C

    1 . IOH Dreij sind die // da zeugen auff // erden , der Geist vnd // daß waser vnd das // Blut , vnd die // Dreij sind beijsam(m)en 1)

  4. D

    I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDAEORVM) 2)

Wappen:
Kale3)Schrader4)

Kommentar

Jost Kale, der Sohn des Gerleff Kale und der Elisabeth von Damm, gehörte im Jahr 1612 dem Rat der Altstadt an.5) In seinem im Dezember 1618 verfaßten Testament setzte er für einen neuen Taufdeckel der Martinikirche die Stiftung von 500 Gulden aus seinem Vermögen fest, die er bereits versprochen und zum Teil ausgezahlt habe. Eventuelle Mehrkosten sollten von den Erben beglichen werden.6) Der Taufdeckel wird der Werkstatt des Georg Röttger zugeschrieben,7) bei dem Kale auch drei Grabplatten für seine Familie in Auftrag gab (vgl. Nr. 759).

Anmerkungen

  1. 1. Jh. 5,7f.
  2. Io. 19,19.
  3. Wappen Kale (Schrägbalken mit drei Rosen belegt). Vgl. Reidemeister, Genealogien, Tafel S. 48/49.
  4. Wappen Schrader (bekrönter Löwenrumpf). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 8 u. Tafel 7.
  5. Spieß, Ratsherren, S. 141.
  6. Sta Braunschweig, B I 23, Bd. 5, fol. 157v.
  7. Vgl. dazu Meier, Kunsthandwerk, S. 55.

Nachweise

  1. Sammlung Sack, Nr. 138, Bd. 1, Teil 2 (o. P., nur Namen und Jahreszahl).
  2. Schmidt, Martinskirche, S. 40 (A, B).
  3. Schröder/Aßmann, Stadt Braunschweig, 2. Abt., S. 150 (A, B).
  4. Meier, Kunsthandwerk, S. 54 (A, B), S. 55 (B) u. Abb. 74.
  5. Abb.: Dorn, Kirchen, Abb. 71.

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 751 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0075106.