Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 746 Landesmuseum / Städtisches Museum 1616

Beschreibung

Zwei Tafeln vom Denkmal des Braunschweiger Burglöwen. Die gemalte Inschrift A steht in goldenen Buchstaben auf dunklem Grund auf einer ovalen Kartusche aus Bronze, die früher vor der Brust des Löwen angebracht war und im Jahr 1841 entfernt wurde.1) Die Kartusche befindet sich heute im Landesmuseum. Die Inschrift B steht auf einer oben durch drei Bögen abgeschlossenen Steintafel, die ehemals zu Füßen des Burglöwen vor dem Sockel angebracht war. Im Jahr 1858 wurde sie durch eine neue Tafel mit derselben Inschrift ersetzt. Das Original befindet sich heute im Städtischen Museum Braunschweig. Die ersten beiden Zeilen der in erhabenen Buchstaben ausgeführten Inschrift B sind völlig abgewittert, die Buchstaben in schwarzer Farbe nachgemalt, ab der dritten Zeile sind die Buchstaben zumindest teilweise auch plastisch erhalten; nach unten hin wird der Erhaltungszustand der Inschrift deutlich besser. Die in schwarzer Farbe nachgemalte Inschrift stimmt, was die Verteilung der Buchstaben in der Zeile betrifft, an einigen Stellen nicht mit den erhaltenen Resten der erhabenen Inschrift überein, sie gibt den Inschriftentext aber mit einer kleinen Ausnahme getreu wieder. Völlig abweichend vom alten Befund ist die Interpunktion der gemalten Fassung, in der nach jedem Wort ein Worttrennpunkt gesetzt ist. Hierfür gibt es in den erhaltenen Teilen der erhabenen Fassung keinerlei Anhaltspunkt. Die Wiedergabe der Inschrift B folgt daher der erhabenen Fassung, soweit diese erhalten ist; die in eckigen Klammern stehenden Ergänzungen folgen der gemalten Fassung. Alle I der erhabenen Fassung haben i-Punkte in Form kleiner Dreiecke.

Maße: H.: 62,5 cm; B.: 50 cm; Bu.: 2,5 cm (A). H.: 88 cm; B.: 85 cm; Bu.: 3,7 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/2]

  1. A

    HENRICUS . LEO . DEI . GRATIA . / DVX . BAVARIAE . ET . SAXONIAE / AD . SEMPITERNAM . ET . ORIGINIS . / ETa) . NOMINIS . SUI . MEMORIAM . / BRVNSVICI . IN . AVITO . MAIORUM . / SUORVM . PALATIO / ANNO . AB . INCARNATO . D(OMI)NO / MO . CO . LXVIO / M(ONUMENTUM) H(OC) P(OSUIT)

  2. B

    [ANNO ]/ SALVTIS . H[V]M[A]NI / GENERIS [MDC]XVI / [MEN]S(E) AVG(VSTI) [ILLVST]RISSIMVS / [PRINCEPS] D[O]MIN[V]S [D](OMI)N(V)S FRIDERICVS / [HVLD]ER[IC]VSb) . HENRICI . IVLII [FIL]IVS . BRVNS(VICENSIS) . / E[T] LV[NEB(VRGENSIS)] DVX . HOC . AN[TI]QVV(M) MONVMENTV(M) / GE[NTILITI]V(M) , TEMPORI[S] [ET] COELI INIVRIA / COLLAPSV(M) RES[T]AVRA[R]I ET PRISTINO NITO/RI RES[T]ITVI CVRAVIT , POSTQVAM ANNO / [PRAEC]E[D]E[NT]I . VRBEM HANC ACERRIMA / OBSIDI[O]NE . A XXII . [I]VLII VSQ(VE) AD XI NOVEMB(BRIS) / CINXISSE[T] ET , TANDEM SOLVTA EA MENSE =/ FEBR(VARII) PAX [E]T CONC[O]RDIA , HOMAGIO / SVB IVRAMENTI FIDE PRAE[S]TITO . / [F]IRMATA ESSET IN REI PERENNEM / MEMORIAM .

Übersetzung:

Heinrich, der Löwe, von Gottes Gnaden Herzog von Bayern und Sachsen hat dieses Denkmal zur ewigen Erinnerung an seine Herkunft und seinen Namen zu Braunschweig im angestammten Palast seiner Vorfahren im Jahr seit der Fleischwerdung des Herrn 1166 gesetzt. (A) Im Jahr des Heils des Menschengeschlechts 1616 im Monat August hat der hochberühmte Fürst (und) Herr Herr Friedrich Ulrich, Sohn des Heinrich Julius Herzog von Braunschweig und Lüneburg, dieses alte Denkmal seiner Vorfahren, das durch die Unbilden der Zeit und des Wetters verfallen war, erneuern und in altem Glanz wiedererstehen lassen, nachdem er die Stadt im vorhergehenden Jahr durch eine sehr harte Belagerung vom 22. Juli bis zum 11. November umzingelt hatte und nachdem diese schließlich im Februar aufgehoben und Friede und Eintracht durch einen Lehnseid mit Treueschwur befestigt wurden, zur ewigen Erinnerung an diese Begebenheit. (B)

Kommentar

Ob die Tafel mit der Inschrift A auch aus dem Jahr 1616 stammt, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen. Vom Schriftbild der Kapitalis her liegt eine Datierung auf das 18. Jahrhundert näher. Es ist auch nicht ausgeschlossen, daß der Inschriftentext bereits im Jahr 1616 zusammen mit der Steintafel angebracht, der Schild mit der Inschrift aber später erneuert wurde.2)

Textkritischer Apparat

  1. Die Haste von E und T bilden den gemeinsamen Buchstabenbestandteil, der linke Teil des T-Balkens nach links an das E angesetzt.
  2. HVLDERICVS] HVLDARICVS in der gemalten Version.

Anmerkungen

  1. Carl Wilhelm Sack, Der eherne Löwe auf dem Burgplatze zu Braunschweig und seine Jubelfeier nach 700 Jahren 1866. In: Braunschweigisches Magazin 79, 1866, S. 313–326, hier S. 322.
  2. Zum Text der Inschrift A vgl. a. Gosebruch in: Der Braunschweiger Burglöwe (s. Quellenangabe), S. 9–13.

Nachweise

  1. Carl Wilhelm Sack, Der eherne Löwe auf dem Burgplatze zu Braunschweig und seine Jubelfeier nach 700 Jahren 1866, S. 313–326, hier S. 317f. (A) u. S. 321 (B).
  2. Schröder/Aßmann, Stadt Braunschweig, 2. Abt., S. 202 (B) u. 203 (A).
  3. Schiller, Architectur, S. 9f.
  4. Der Braunschweiger Burglöwe, Bericht über ein wissenschaftliches Symposion in Braunschweig vom 12. 10. bis 15. 10. 1983. Hg. v. Martin Gosebruch, Göttingen 1985 (Schriftenreihe der Kommission für Niedersächsische Bau- und Kunstgeschichte bei der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft 2), S. 12 u. 201 (A), Abb. LII S. 62 (B), Abb. LV S. 64 (A).

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 746 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0074609.