Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 696† Dom St. Blasii 16. Jh.?

Beschreibung

Gedenktafel. Die Tafel, auf der die Inschrift in schwarzen Buchstaben auf weißem Grund angebracht war, hing an einem Pfeiler in der Nähe des Chores.1)

Inschrift nach Rehtmeyer.

  1. Mille ubi tercentos lustris simul octo videbas Annos natalem post Jovis isse diem Atropos Ottonis iussisset et ossa cubare Princeps Bruniadum qui venerandus erat Atque una ambarum cineres coniungeret urna Coniugum et hic voluit contumulentur humo Illius in tenera rector lanuginis aram Reinboldus sanctae tunc struit hanc Mariae Mille etiam venerentur ibi bis quinque beati Milites ac sancta Lucia sponsa Dei Et Catharina simul cum divo sacra Matthaeo Coelicola abs omni est hoc honoranda loco Et venit in celebri Mariae festo Madalenae Illius altaris annua sacra dies

Übersetzung:

Als, nachdem man 1340 Jahre nach Gottes Geburt vergangen sah, Atropos befohlen hatte, daß auch die Gebeine Ottos zu ruhen hätten, der der verehrungswürdige Fürst der Brunonen war, und dieser wollte, daß in einem einzigen Grab die sterblichen Überreste seiner beiden Ehefrauen mit ihm gemeinsam bestattet würden, da ließ Reinbold, sein Erzieher in der zarten Zeit seines Bartflaums, diesen Altar der heiligen Maria errichten. Auch sollen dort die Zehntausend heiligen Ritter und die heilige Lucia, die Braut Gottes, verehrt werden. Auch ist die heilige Katharina zusammen mit dem heiligen Matthäus als Himmelsbewohnerin von jedem an diesem Ort zu verehren und an dem feierlichen Festtag der Maria Magdalena ist der geheiligte Jahrestag dieses Altars.

Versmaß: Elegische Distichen.

Kommentar

Reinbold war Erzieher und Hofmeister Ottos des Milden.2) Den Altar, dessen Hauptpatron Matthäus war und der im südlichen Seitenschiff stand, begründete der Kanoniker an St. Blasii und spätere Pfarrherr von St. Katharinen im Jahr 1334.3) Die in der Inschrift angegebene Jahreszahl ist fehlerhaft, da Otto der Milde erst im Jahr 1344 verstarb.

Anmerkungen

  1. Rehtmeyer, Kirchen-Historie, Teil 1, S. 93.
  2. Ebd.
  3. Vgl. Döll, Kollegiatstifte, S. 175.

Nachweise

  1. Rehtmeyer, Kirchen-Historie, Teil 1, Beilage, S. 93.

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 696† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0069602.