Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 656 St. Martini 1595, 1624

Beschreibung

Epitaph des Georg von Walbeck und der Lucia Schrader. Holz, farbig gefaßt, Ölgemälde. Das Epitaph hängt im nördlichen Seitenschiff. Den Mittelteil bildet ein Ölgemälde, das im Vordergrund links den Ehemann mit zwei als im Kindesalter verstorben gekennzeichneten Söhnen und rechts die Ehefrau mit zwei Töchtern in Bethaltung zeigt. Im Hintergrund eine Darstellung der Himmelfahrt Christi. Das Gemälde wird gerahmt von zwei umrankten Säulen, neben denen innen und außen früher jeweils die Figur einer Tugend stand. Die Figuren fehlen heute. Oben über dem Mittelteil ein reich verziertes und mit Engelsköpfen besetztes Gesims, darüber ein querrechteckiger von einem Giebel bekrönter Aufsatz, darin zwei Bogennischen mit Vollwappen. Unterhalb des Mittelteils eine querrechteckige Tafel, darauf in der linken Spalte die Inschrift A, in der rechten Spalte die Inschrift B. Rechts unten neben der Tafel auf dem Rahmen stand früher die aus Initialen (C) bestehende Marke (M5) des Malers, sie ist heute übermalt.

Inschrift C nach Photographie.

Maße: H.: ca. 330 cm; B.: 166 cm; Bu.: 2,2 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

Jutta Brüdern, Braunschweig [1/2]

  1. A

    Anno Domini 1 ··5 ··9 ··5·· den 3[0]a) Ia=/nuarij den mittag vmb 12 vhr Jst / der Ernfehste Achtbar vnd Hoch/gelarter herr Georgius von Wal/beken , beider Rechten Doctor / vnd diser Stadt Braun=/schweigk Sindicus , Jm Herrn / seliglich entschlaffenn Seines / alters im 37 Jahr , dem der Al=/mechtige Gott eine fröliche auf=/ferstehung Zum ewigen leben / gnediglich verleihen wolle Amen .

  2. B

    Anno 1624 · den 15 · FEBRUAR[IJ]b) / frue Umb 6 Uhr , Jst Die Ehrbare / Und Viel Ehrntvgendsame Fraw / Lucia Schraders Herren D(oktor) Georg / Von Walbecken Sehl(ige) Hinterlasene / Wittwe Jn Gott Dem Herrn / Sehlig Entschlaffen Jhres Alters / Jm Vier Vndt Funffzigsten Jahr / Derselben Wolle Der Aller Hohste / Ahn Jenem Grossen tage Eine / Froliche Aufferstehung Ver/leyhen Amen

  3. C †

    FM

Wappen:
Walbeck1)Schrader2)

Kommentar

Die Signatur FM des Malers Floris von der Mürtel (C) belegt, daß das Epitaph bereits nach dem Tod des Ehemanns 1595 angefertigt wurde, da Mürtel im Jahr 1609 starb (vgl. Nr. 588). Ältere Photographien des Epitaphs zeigen eine leicht voneinander abweichende Ausführung der Inschriften in den beiden Spalten, die darauf zurückzuführen ist, daß man die Inschrift B später nachgetragen hat. Der heutige Zustand suggeriert dieses allerdings sehr viel stärker als der ältere Befund, da die Inschrift B bei der letzten Restaurierung sehr unbeholfen nachgearbeitet wurde.

Georg von Walbeck, der am 20. September 1558 geboren wurde, immatrikulierte sich im Jahr 1574 an der Universität Marburg.3) Im September 1588 heiratete er Lucia, die Tochter des Wandschneiders Kurt Schrader und der Anna Pawel (vgl. Nr. 745).4) Mit welcher Berechtigung Georg von Walbeck in seiner Grabschrift als Syndikus der Stadt Braunschweig bezeichnet ist, ließ sich nicht nachweisen. Die einigermaßen vollständig erhaltenen Rechnungsbücher der Stadt verzeichnen Walbeck nicht als Syndikus; lediglich die Jahrgänge 1594/95 fehlen, so daß nicht ganz auszuschließen ist, daß Walbeck kurz vor seinem Tod als Syndikus der Stadt fungierte.5)

Textkritischer Apparat

  1. Die Ausführung der Ziffer 0 wurde bei der Restaurierung offensichtlich vergessen, an der Stelle ein weites Spatium.
  2. Die Ausführung der beiden letzten Buchstaben ist bei der Restaurierung unterblieben.

Anmerkungen

  1. Wappen Walbeck (Frauenbüste). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 11 u. Tafel 9.
  2. Wappen Schrader (bekrönter Löwenrumpf). Vgl. ebd., S. 8 u. Tafel 7.
  3. Matrikel Marburg, Teil 3, S. 77b.
  4. Die biographischen Angaben bei Reidemeister, Genealogien, S. 165.
  5. Sta Braunschweig, B II 1.

Nachweise

  1. Photographie: NLD Hannover, BS 18038.
  2. Sammlung Sack, Nr. 138, Bd. 1, Teil 1 (o. P., A, B) u. Teil 2 (o. P., Zeichnung, A, B); Bd. 3, p. 41f. (A, B).
  3. Schmidt, Martinskirche, S. 75 (A, B).
  4. Scherer, Röttger, S. 219 (A).
  5. Abb.: Meier, Kunsthandwerk, Abb. 89. Ders., Grabdenkmalkunst, S. 44.

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 656 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0065600.