Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)
Nr. 590 St. Ulrici-Brüdern 1583
Beschreibung
Epitaph des Claus von Bortfeld. Sandstein. Der hochrechteckige Stein ist auf der Ostseite des Kreuzgangs aufgestellt. Die linke Seite ist abgeschlagen, um die Platte zu Bauzwecken zu verwenden. Dies erklärt auch, warum sie in der Sammlung Sack nicht verzeichnet ist. Im Innenfeld eine Darstellung des Verstorbenen in Ritterrüstung im Relief, zu seinen Füßen der Helm. Auf beiden Seiten des Steins ursprünglich je vier Vollwappen, dazwischen jeweils eine Frauenfigur und ein Löwenkopf; heute ist nur noch die rechte Seite erhalten. Unterhalb des Reliefs auf einer von Rollwerk umgebenen Kartusche eine erhaben ausgeführte Inschrift, die ersten Buchstaben sind durch die Beschneidung der Platte auf der linken Seite verloren. Links und rechts der Kartusche je ein Löwenkopf.
Maße: H.: 235 cm; B.: 113 cm; Bu.: 2,3–2,8 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
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[ANN]O · D(OMI)NI · 1 · 5 · 8 · 3 · DEN 14 · AVGVSTI · VMB · 12 · VHR · ZV · NACHTS · IST · DER / [...] EHRNVESTE · ERBAR · VND · GESTRENGER · IVNCKER · CLAVS · VON · BORTFELT / [CHRIS]TOF · SELIGERN · SON · ZV · EGENSTET · SELIGLICH · IN · GODT · ENTSLAFEN · VND · / DEN · 24 · AVGVST · CHRISTLICH · BEGRABN · SEINS · ALTERS · 27 IAR · GOT · GNAD · DER SELE(N)
[Bortfeld]1) | Freytag2) |
[Weferling] | Hauß3) |
[Münchhausen] | Münchhausen4) |
[Schulenburg] | Zersen5) |
Anmerkungen
- Die heute fehlenden Wappen der väterlichen Seite nach dem Epitaph Nr. 591.
- Wappen Freytag (drei Ringe 2:1). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 7 u. Tafel 7.
- Wappen Hauß (ausgerissener gestümmelter Baumstamm). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 66; Bd. 2, Tafel 160.
- Wappen Münchhausen (Mönch). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2,1, S. 274 u. Tafel 325.
- Wappen Zersen (Kesselhaken). Vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 134; Bd. 2, Tafel 344.
- Die Identifizierung des mit WH signierenden Künstlers mit dem als Bildhauer in Braunschweig nachweisbaren Weimar Heinemann (Meier, Kunsthandwerk, S. 19) ist allerdings nicht gesichert, da es keine in den Quellen nachzuweisende Verbindung zwischen dem Bildhauer des Epitaphs der Armgard von Bortfeld und dem Bildhauer Weimar Heinemann gibt.
Nachweise
- Scherer, Röttger, S. 150.
- Schultz, Grabmale, S. 79.
Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 590 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0059002.
Kommentar
Das Epitaph zeigt in der ungewöhnlichen Gestaltung der Rahmenleisten mit den zwischen den Wappenschilden angeordneten Frauenfiguren eine auffällige Ähnlichkeit zu dem Epitaph der Armgard von Bortfeld (Nr. 602), das mit WH oder HW signiert ist und dem Braunschweiger Bildhauer Weimar Heinemann zugeschrieben wird.6) Es ist auch möglich, daß das Epitaph des Claus von Bortfeld ursprünglich ebenfalls mit einem Sockel und einem Aufsatz sowie seitlichen Abschlüssen versehen war. Auch die ähnliche Gestaltung der Kartusche mit der Inschriftentafel und den seitlich angebrachten Löwenköpfen deutet darauf hin, daß die Epitaphien vom selben Bildhauer stammen. Die für die beiden Denkmäler verwendeten Kapitalisschriften unterscheiden sich jedoch deutlich voneinander. Während die Grabschrift für Claus von Bortfeld in einer geraden schlanken Kapitalis ausgeführt ist, handelt es sich bei der Grabschrift für Armgard von Bortfeld um eine rechtsgeneigte Kapitalis. Eine Verwendung des Steins als Grabplatte ist aufgrund seiner Gestaltung auszuschließen, auch wenn es in der Brüdernkirche noch ein weiteres Epitaph gab, das für Claus von Bortfeld und seine Ehefrau Agnes von Freytag bestimmt war (vgl. Nr. 591).