Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)
Nr. 577† St. Katharinen 1581
Beschreibung
Grabplatte für Johannes Esich und Gesa Speckhahn. Die Grabplatte lag im Mittelschiff der Kirche und wurde vermutlich im 19. Jahrhundert entfernt. Nach einem Vermerk von Brückmann roch der Stein auffällig nach Katzenurin.1) Die Inschrift A verlief auf den Rahmenleisten der Platte und wurde in den Ecken von je einem Vierpaß mit einem Vollwappen darin unterbrochen. Die Inschrift begann in der oberen linken Ecke, die beiden letzten Wörter in einer weiteren Zeile oben unterhalb der Rahmenleiste. Im Innenfeld zwei oben segmentbogig abgeschlossene Felder, darin je ein Vollwappen. Im unteren Teil ein oben und unten von Rollwerk eingefaßtes Feld mit der Inschrift B. Die Grabplatte war zur Zeit Becks bereits im unteren Teil gebrochen. Über den Verbleib ist nichts bekannt.2)
Inschrift nach dem Kupferstich Becks.
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
AN(N)Oa) 78 . IPSO DIE S : MICH:/AELIS3) OBIIT DOMINVS IOHANNES ESYCHIVS / CONSVL BREMENSIS / AN(N)Oa) 81 . 5 . JANVARII OBIIT GESA SPEKHANEN · / VXOR EIVS
- B
ESYCHIVS JACET HIC PATRIAE PATER EXVL AVITA / Q(VI) CONSVL FRATER TERTIVS VRBE FVIT / NAM VITA MERITISQ(VE) GRAVEM PATRIAEQ(VE) PARENTEM / CALVINI EIECIT CONSCELERATA COHORS / RELIGIO HVC ATTRAXIT EVM CVM CONIVGE HONESTA / VNA QVIB(VS) SEMPER MENS FVIT VNVS AMOR / DELITIAE NVLLAE NEC OPVM STVDIOSA CVPIDO / GRATIA NVLLA DEI GRATIA SOLA FVIT
Übersetzung:
Im Jahr 78 am Michaelistag starb Herr Johannes Esich, Bürgermeister von Bremen. Im Jahr 81 am 5. Januar starb Gesa Speckhahn, seine Ehefrau. (A)
Esich liegt hier, der vertriebene Vater der Heimatstadt, der in der Stadt seiner Väter als dritter Bruder Bürgermeister war. Denn die gewissenlose Gefolgschaft des Calvin vertrieb den durch sein Leben und Verdienste Bedeutenden und Vater der Heimatstadt. Der Glaube zog ihn hierher zusammen mit seiner angesehenen Ehefrau; unter ihnen war immer eine Meinung und eine einzigartige Liebe. Es gab keinerlei Freuden und kein eifriges Verlangen nach Reichtum, keine Gunst – allein die Gnade Gottes. (B)
Versmaß: Elegische Distichen (B).
Esich4) | Speckhahn5) |
Esich4) | Speckhahn5) |
?6) | ?7) |
Textkritischer Apparat
- O hochgestellt.
Anmerkungen
- Brückmann, Centuria, Ep. 53, S. 5: In templo D. Catarinae dicato lapis prostat sepulchralis foetidus, urinam felium graveolens, cum incisis insignibus et epicediis, quae singula, ob summam lapidis, qui marmoris species est, et ad saxum suillum Norvegicum pertinet, duritiem adhuc distincte videnda, nec ullo modo laesa. Lapis per se non male olet, ferro vero attritus vel aliis instrumentis et laesus corum vaccinum ustum vel lotium felium, obsulphur inpurum, quo scatet, excitatum et volatile redditum, olet.
- Beschreibung nach dem Kupferstich Becks.
- 29. September.
- Wappen Esich (Kranz). Wappenbeschreibungen nach dem Kupferstich Becks.
- Wappen Speckhahn (Hahn).
- Wappen ? (zwei Lilien).
- Wappen ? (schräggeteilt, vorne drei Rosen, hinten Wellenbalken).
- Vgl. Spieß, Geschichte, S. 115, u. Herbert Schwarzwälder, Geschichte der Freien Hansestadt Bremen. Bd. 1, Bremen 1975, S. 238–251.
- Mack, Bürgergeschlechter, S. 134–140.
Nachweise
- Beck, H III, 1,15, fol. 161v (Kupferstich).
- Sammlung Sack, Nr. 136, Teil 1, p. 62 u. p. 63 (Kupferstich Becks).
- Abb.: Brückmann, Centuria, Epistola 53, Tafel III, S. 4/5 (Kupferstich Becks). Spieß, Bild einer Stadt, S. 104 (Kupferstich Becks).
Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 577† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0057706.
Kommentar
Der Kaufmann Johannes Esich stammte aus Bremen und bekleidete dort dreimal in der Zeit von 1558 bis 1561 das Amt des Bürgermeisters. Im Jahr 1562 mußte er Bremen verlassen, weil er an seinem lutherischen Glauben festhielt und sich nicht zum Calvinismus bekannte.8) Esich ließ sich in Braunschweig nieder. Zusammen mit seiner Frau Gesa Speckhahn hatte er acht Kinder; sein Sohn Heinrich ist unter den Stiftern der Priechengemälde der Brüdernkirche vertreten (vgl. Nr. 663).9)