Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 570(†) St. Martini 1579

Beschreibung

Epitaph des Theodor Preutze. Holz, farbig gefaßt. Das Epitaph hängt an der Westwand rechts neben der Orgelempore. Es besteht heute nur noch aus einem breiteren querrechteckigen unteren Teil und einem schmaleren oberen Teil. Der untere Teil ist in drei Achsen unterteilt: seitlich zwei Bogennischen, die jeweils von zwei freistehenden Säulen gerahmt sind, darin links eine Marienfigur, rechts die Figur Johannes des Täufers; im mittleren Feld dazwischen ein oben segmentbogig abgeschlossenes Relief der Kreuzigung mit der knienden Familie am Fuß des Kreuzes. Links ein Mann und vier Frauen, rechts ein Ehepaar, am Fuß des Kreuzes ein Wickelkind. Oben in den Bogenzwickeln zwei Engelsfiguren. Der untere Teil des Epitaphs wird durch ein Gesims vom oberen Teil getrennt, dessen in der Mitte vorspringender Fries alternierend mit Triglyphen und Engelsköpfen besetzt ist, in der Mitte darüber zwei Masken- und drei Tierköpfe. Der obere Teil des Epitaphs besteht aus einer Sockelzone und einem entsprechend dem unteren Teil gestalteten Aufbau mit seitlichen Nischen, die hier von vorspringenden Pilastern gerahmt werden, sowie einem oben rundbogig abgeschlossenen Relief im Mittelteil. In den Nischen Engelsfiguren; das Relief stellt die Himmelfahrt Christi dar. Davor steht auf der als Sarg gestalteten mittleren Sockelzone die Figur des auferstandenen Christus mit Kreuzfahne, rechts der Oberkörper eines Wächters. Den seitlichen Abschluß des Epitaphs bilden zwei aus Ornament hervorwachsende Männerfiguren, den oberen Abschluß ein Gesims, darauf die Jahreszahl A. Auf den Sockeln unterhalb der Pilaster links und rechts die Inschrift B, auf den Pilastersockeln die einzelnen Ziffern der Jahreszahl C. Die Jahreszahlen und die Inschrift sind erhaben geschnitzt und vergoldet. Die Inschrift D befand sich auf einer Mitte des 19. Jahrhunderts noch vorhandenen Kartusche unten am Epitaph, die heute ebenso fehlt wie sechs unter den dargestellten Personen angebrachte Wappen.

Inschrift D nach der Zeichnung in der Sammlung Sack.

Maße: H.: ca. 350 cm; B.: ca. 170 cm; Bu.: ca. 10 cm (A), ca. 4 cm (B, C).

Schriftart(en): Kapitalis (B), Fraktur (D).

Sabine Wehking [1/1]

  1. A

    15 79

  2. B

    SICVT ASCENDIT // ITA VENIET

  3. C

    1 // 5 // 7 // 9

  4. D †

    Epitaphium deß Erbarn Theodor(us) Preutze dieser Erbarn Stadt / Braunschweig in die 46 . Jar Hauß Syndicus gewesen Gott zu / Ehren Diesem Gottshauß zur Zier und allen Christen zur ermunter/ung und Trost des Glaubens der Erlösung durch Jhesum Christum er/worben . Von seiner Ehelichen Dochter Anna Preutzen aufgerichtet / Im Jahre des Herrn MDLXXIX

Übersetzung:

So wie er auferstanden ist, so wird er kommen. (B)

Wappen:
Preutze1)Weddigen2)Nieding3)Kale4)Kale4)Preutze1)

Kommentar

Der Anzahl der Wappen an dem Epitaph nach zu schließen war der Syndikus Theodor Preutze dreimal verheiratet. Dem widerspricht allerdings die Darstellung des Verstorbenen mit vier Frauen unter dem Kreuz. Das Epitaph ließ seine Tochter Anna Preutze errichten, die zusammen mit ihrem ersten Ehemann rechts unter dem Kreuz dargestellt ist.

Theodor Preutze ist in den Rechnungsbüchern der Stadt seit dem Jahr 1533 unter der Rubrik ‘Schreiberlohn’ aufgeführt.5) Anna Preutze war in erster Ehe mit Hans Kale verheiratet, in zweiter Ehe mit Franz Kalm. Sie starb im November 1618.6) Mit ihrem zweiten Ehemann zusammen stiftete sie der Brüdernkirche einen Taufstein (vgl. Nr. 731) und der Martinikirche Geld für einen neuen Schalldeckel der Kanzel (Nr. 749).

Anmerkungen

  1. Wappen Preutze (drei Maiglöckchen 2:1). Wappenbeschreibungen nach der Zeichnung in der Sammlung Sack, Nr. 138, Bd. 1, Teil 2 (o. P.).
  2. Wappen Weddigen (Hausmarke H14).
  3. Wappen Nieding (zweireihig geschachter Balken, darüber und darunter eine Rose). Vgl. Kämpe, Wappenbuch, Bd. 3, fol. 133.
  4. Wappen Kale (Schrägbalken mit drei Rosen belegt). Vgl. Reidemeister, Genealogien, Tafel S. 48/49.
  5. Sta Braunschweig, B II 1, Nr. 81, fol. 30v, und die folgenden Jahrgänge.
  6. Reidemeister, Genealogien, S. 89 u. 92.

Nachweise

  1. Sammlung Sack, Nr. 138, Bd. 1, Teil 1 (o. P.); Bd. 3, S. 7f.
  2. Schmidt, Martinskirche, S. 60 (D).
  3. Scherer, Röttger, S. 162f. (A, D).
  4. Meier, Kunsthandwerk, S. 14 (B) u. Abb. 22.

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 570(†) (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0057000.