Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 558(†) St. Ulrici-Brüdern 1577

Beschreibung

Glasscheiben. Die Scheiben, die früher in einem Fenster auf der Südseite der Kirche über der Großen Prieche angebracht waren, wurden – soweit sie noch vorhanden sind – zur Zeit der Entstehung dieses Bandes restauriert und sollen wieder in der Brüdernkirche angebracht werden. Ursprünglich handelte es sich bei den in ein oben rundbogig abgeschlossenes Fenster eingesetzten Scheiben um insgesamt 18 Wappenbilder mit Beischriften, die in einer Reihe von zwei Bildern (A) und in vier Reihen zu je vier Bildern (B–E) angeordnet waren. Erhalten haben sich mit kleineren Beschädigungen die zehn oberen Wappenbilder. Die beiden unteren Reihen sind wohl im 19. Jahrhundert bei einer Verkürzung des Fensters entfernt worden. Die beiden oberen Wappenbilder bestehen jeweils aus zwei übereinandergesetzten quadratischen Scheiben, die von je einer Figur gehaltene Vollwappen zeigen. Die übrigen Wappenbilder sind auf je einer annähernd quadratischen Scheibe ausgeführt und zeigen lediglich ein Vollwappen. Die Beischriften sind jeweils zweizeilig unterhalb der Wappen auf gelbem Grund in schwarzen Buchstaben angebracht. In vier Wappenschilden befinden bzw. befanden sich Inschriften: Wappen Gudenus (F), Wappen Lossius (G), Wappen Leine (H), Wappen Petersen (I). Unterhalb der Wappen die heute verlorene Inschrift J.1)

Die Inschriften D, E, H–J und die Ergänzungen der anderen Inschriften nach der Zeichnung in der Sammlung Sack.

Maße: H.: ca. 60 cm; B.: ca. 60 cm (pro Fensterquadrat); Bu.: 5–6 cm (A–E), 4 cm (F, G).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    MARTINVS KEMNITIVS2) / SVPERIN(TEN)DENS D(OCTOR) // [I]OAN[NES] ZANGER3) / [O]ENIPON[TAN – – – ]4)

  2. B

    HENRICVS LAMPADIVS5) / AD DIVVM MAGNVM // IOANNES LENTZ6) / AD SANCTAM KATHERINAM // THEODORICVS MAYER7) / AD DIVVM MAGNVM // [GEORGIVS] SLOTER8) / [AD SANCTAM] MARIAM

  3. C

    [M(AGISTER) IOANNES] GVDENVS9) / [AD DIVVM MICHA]ELEM // PETRVS NE[TZEN]IVS10) / AD DIVVM HVLDARICVM // M(AGISTER) IOANNES RIPIVS11) / AD DIVVM ANDREAM // M(AGISTER) IOANNES LOSSIVS12) / AD DIVVM MARTINVM

  4. D†

    CHRISTOPHOR(VS) LEINE13) / AD DIVVM BLASIVM // FRIDERICVS PETERSEN14) / AD DIVVM HVLDARICVM // M(AGISTER) IOANNES KONIG15) / AD DIVVM ANDREAM // MELCHIOR NEOPHANIVS16) / AD DIVVM PETRVM

  5. E†

    M(AGISTER) IACOBVS GODEFRIDVS17) / AD DIVVM MARTINVM // DAVID PRAETORIVS18) / AD DIVVM AEGIDIVM // IOANNES LEVERICVS19) / AD DIVAM KATHERINAM // OTTO SWVLBER20) / [ – – – ]

  6. F

    G G G G a)

  7. G

    V(ERBVM) D(OMINI) M(ANET) I(N) AE(TERNVM) 21)

  8. H†

    COR REGIS / IN MANV DOMINI . 22)

  9. I†

    VIRESCIT VVLNERE VIRTVS . 23)

  10. J†

    DOMINVS DABIT VERBVM // EVANGELIZANTIBVS // VIRTVTE MVLTA // PSALM 68 24) ANNO 1577

Übersetzung:

Heinrich Lampe an St. Magni ... (B–E)

Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit. (G)

Das Herz des Königs (ist) in der Hand des Herrn. (H)

Durch die Verwundung wächst die Tugend. (I)

Der Herr wird das Wort denen geben, die mit großer Tugend das Evangelium verkünden. (J)

Textkritischer Apparat

  1. Die Buchstabenfolge ist nicht sicher aufzulösen.

Anmerkungen

  1. Beschreibung nach der Zeichnung und den Angaben in der Sammlung Sack, Nr. 133, Teil 1, p. 120a.
  2. Wappen Chemnitz (geteilt, oben oberhalbe Lilie). Die Beschreibung der heute fehlenden Wappen ergänzt nach der Zeichnung in der Sammlung Sack, Nr. 133, Teil 1, p. 120a. Zu Martin Chemnitz vgl. Nr. 522.
  3. Wappen Zanger (Querbalken mit einer Zange belegt, darüber und darunter eine Rose).
  4. Johannes Zanger stammte aus Innsbruck. Vgl. Graesse/Benedict, Orbis latinus, S. 228.
  5. Wappen Lampe (geteilt, davor eine Öllampe). Zu Heinrich Lampe vgl. dessen Grabplatte Nr. 587.
  6. Wappen Lentz (Stamm, daraus nach oben ein Ast mit einer Knospe und zwei Blättern hervorwachsend).
  7. Wappen Meier (Querbalken, darüber eine, darunter zwei Mohnkapseln?).
  8. Wappen Schloter (geteilt, oben oberhalber Löwe, unten drei Rechtecke 2:1). Zu Georg Schloter vgl. dessen Grabplatte Nr. 627.
  9. Wappen Gude (Querbalken, darauf die Inschrift G G G G, darüber ein Ring, darunter eine Taube mit Ölzweig). Zu Johannes Gude vgl. Nr. 628.
  10. Wappen Netzen (Vogel auf Ast). Peter Netzen war mit Elisabeth Rosen verheiratet, die in St. Ulrici-Brüdern beigesetzt wurde (vgl. Nr. 583).
  11. Wappen Riepe (Sparren, darüber zwei Kleeblätter, darunter ein Mond).
  12. Wappen Lossius (Querbalken, darauf die Inschrift V. D. M. I. AE., darüber und darunter eine Lilie).
  13. Wappen Leine (geteilt, oben ein von einem aus einer Wolke am linken Schildrand wachsenden Arm gehaltenes bekröntes Herz, unten zwei Querbalken, darauf die Inschrift COR REGIS IN MANV DOMINI .).
  14. Wappen Petersen (zwei Kleeblätter mit verschlungenen Stielen, darunter die Inschrift VIRESCIT VVLNERE VIRTVS .).
  15. Wappen König (spindelartiger Gegenstand).
  16. Wappen Neophanius (oben zwei gekreuzte mit Engelsköpfen besetzte Hörner, unten eine Kirche).
  17. Wappen Gottfried (Frauenbüste).
  18. Wappen Prätorius (Querbalken, mit zwei Rosen und einem Stern dazwischen belegt, darüber und darunter eine Rose).
  19. Wappen Lever (Auferstehungsdarstellung).
  20. Wappen Swülber (Figur der Prudentia).
  21. 1. Pt. 1,25.
  22. Prv. 21,1.
  23. Vgl. Walther, Proverbia sententiaeque, Bd. 5, S. 773, Nr. 33600.
  24. Ps. (G) 67,12. Die Stellenangabe in der Inschrift folgt der Zählung der Lutherbibel.

Nachweise

  1. Sammlung Sack, Nr. 133, Teil 1, p. 120a u. p. 130 (Zeichnung).
  2. Sack, Barfüßer, S. 406.
  3. Kämpe, Wappenbuch, Bd. 2, fol. 3 (H).

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 558(†) (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0055800.