Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 520 Herzog Anton Ulrich-Museum 1569

Beschreibung

Zwei als Gegenstücke konzipierte Porträts, die den Braunschweiger Bürger Reinhard Reinerdes und seine Ehefrau Gese Meier zeigen.1) Öl auf Pappelholz. Die Gemälde von Ludger tom Ring d. J. sind Eigentum des Städtischen Museums Braunschweig und wurden dem Herzog Anton Ulrich-Museum 1906 als Dauerleihgabe übergeben. Reinhard Reinerdes ist hinter einem Tisch stehend dargestellt. Er trägt einen Siegelring mit seinem Wappen und Initialen (A). Im Hintergrund ein getäfeltes Zimmer, im Fenster zwei Vollwappen; auf den Schriftbändern unter den Schilden Beischriften (F), die zum Teil nur schemenhaft zu erkennen sind. Auf dem Tisch eine Vase; auf einem um den Vasenkörper geschwungenen Band die Inschrift B. Am Hals der Vase das Zeichen des Malers (M3) und die Jahreszahl C links und rechts davon. Der Raumhintergrund des einen Bildes setzt sich in dem anderen fort. Gese Meier ist auf die gleiche Art dargestellt wie ihr Ehemann. Sie trägt zwei an Halsketten hängende Medaillen, auf der unteren die Umschrift D, auf der zum größten Teil von den Händen verdeckten oberen die Umschrift E. Auch hier befindet sich im Hintergrund ein Fenster, darin zwei Vollwappen und Schriftbänder mit Beischriften (G) darunter.

Maße: H.: 84 cm; B.: 59 cm (jedes Gemälde); Bu.: 0,15 cm (A, D, E), 0,6 cm (B, C), 0,4 cm (F, G).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    R R

  2. B

    VERBIS IN HERBIS ET I a)

  3. C

    15 69

  4. D

    [ – – – ]MANDR[..]IMP[ – – – ]

  5. E

    CALF + [.]

  6. F R[EI]NERDE[S]b) MEIER 
     
    G [PLAGGE]ME[IER] [N]ID[ING] 

Übersetzung:

(Gott ist) in den Worten, den Gräsern und (den Steinen). (B)

Wappen:
Reinerdes2)Plaggemeier3)
Meier4)Nieding5)

Kommentar

Reinhard Reinerdes, der Sohn des Ludolph Reinerdes und der Mette Plaggemeier,6) ist seit 1529/30 als Mitglied der Goldschmiedegilde nachzuweisen; in den Jahren 1559 bis 1572 amtierte er als Gildemeister.7) Er starb im Jahr 1594 (vgl. seine Grabplatte Nr. 652).

Der Maler der Porträts, Ludger tom Ring d. J., stammte aus Münster und war der Sohn des Malers Ludger tom Ring d. Ä. Er wohnte spätestens seit dem Jahr 1569 in Braunschweig, im Jahr 1572 erwarb er hier das Bürgerrecht. In Braunschweig heiratete tom Ring eine Witwe aus der Familie Bardenwerper. Hier malte er eine Anzahl von Porträts vornehmer Braunschweiger Bürger, die das hohe Ansehen tom Rings als Maler in Braunschweig belegen.8)

Textkritischer Apparat

  1. Zu ergänzen zu [IN] VERBIS IN HERBIS ET I[N LAPIDIBVS EST DEVS]. Vgl. dazu Riewerts/Pieper, Maler, S. 115, Nr. 124. Dieselbe Inschrift findet sich – ebenfalls auf Blumenvasen – auf zwei weiteren Gemälden tom Rings aus dem Jahr 1562, in einem Fall handelt es sich um denselben Teil des Spruchs, in dem anderen ist die Mitte des Spruchs auf der sichtbaren Seite der Vase angebracht. Vgl. Riewerts/Pieper, Maler, Abb. 107/108.
  2. R[EI]NERDE[S]] RNINERDES Kat. tom Ring.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. GG 698 u. 699.
  2. Wappen Reinerdes (quergeteilter Schild, davor ein Ring). Vgl. Kämpe, Wappenbuch, Bd. 3, fol. 160.
  3. Wappen Plaggemeier (zwei Gräser zwischen drei Blättern). Vgl. ebd., Bd. 5, fol. 8.
  4. Wappen Meier (Baum auf Hügel).
  5. Wappen Nieding (zweireihig geschachter Balken, darüber und darunter eine Rose). Vgl. Kämpe, Wappenbuch, Bd. 3, fol. 133.
  6. Meier, Stammtafeln, Bd. 2, Reinerdes.
  7. Spies, Goldschmiede, Bd. 3, S. 40, Nr. 215.
  8. Vgl. Nr. 522, 528, 529, 535, 538, 544, 547, 550, 553, 557, 589. Riewerts/Pieper, Maler, bes. S. 45 u. passim. In Kat. tom Ring finden sich kaum Angaben zur Biographie Ludger tom Rings d. J.

Nachweise

  1. Riewerts/Pieper, Maler, S. 118, Nr. 132 u. 133 (B, C).
  2. Kat. Stadt im Wandel, Bd. 1, S. 305, Nr. 244 (B, C), Abb. S. 306.
  3. Kat. tom Ring, Bd. 2, S. 620 (B, C), Abb. ebd.

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 520 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0052005.