Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 505† St. Katharinen 1565

Beschreibung

Epitaph des Johannes Becker. Das hölzerne Epitaph war an einem Pfeiler auf der Südseite des Kirchenschiffs angebracht und wurde vermutlich bei einer Kirchenrenovierung im 19. Jahrhundert entfernt. Im Mittelteil eine Darstellung der Stifterfamilie unter dem Kreuz, links der Vater mit vier Söhnen, von denen drei als verstorben gekennzeichnet waren, rechts die Mutter mit vier Töchtern, von denen ebenfalls drei als verstorben gekennzeichnet waren. Die Inschrift A stand über dem Mittelteil auf einem Fries unterhalb des Giebels. Unterhalb des Mittelteils die Inschrift B, zu beiden Seiten jeweils ein Wappen. Im linken Wappenschild die Inschrift C; unten auf einer Kartusche die Inschrift D.1)

Inschriften nach der Zeichnung in der Sammlung Sack.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    HONESTISSIMI VIRI PIETATE PRVDENTIA ET VIRTVTE PRAESTANTIS / DOMINI IOHANNIS BECCERI BRVNSVICENSIS REIPVB(LICAE) CONSVLIS

  2. B

    SIS BRVNSVIGA MEMOR BECCERI CONSVLIS OLIM PER TRIA LVSTRA TVAS QVI BENE IVVIT OPES VIR GRAVIS INGENIO PRAESTANS LINGVAQVE DISERTA CONSILIISQVE BONIS OFFICIISQVE PIIS DEFLET ADHVC ILLVM PIETAS PRVDENTIA PLANGIT INTEGRITAS LVGET PLORAT AMICA FIDES HIC CINERES REQVIEM CAPIVNT MENS VIVIT OLYMPO VIVIT QVI CHRISTI SANGVINE FISVS OBIT

  3. C

    HELF GOTT

  4. D

    CARISS(I)moa) PATRI FILIVS CONRADVS / BECKER(VS) S(ANCTAE) THEOLOGIAE DOCTOR / PIETATIS ERGO POSVIT / OBIIT MENSE NOVEMBR(IS) / AN(N)O · MDLXV ·

Übersetzung:

(Epitaph) des hochehrwürdigen, durch Frömmigkeit, Klugheit und Tugend herausragenden Mannes, Herrn Johannes Becker, Bürgermeister der Stadt Braunschweig. (A) Du, Braunschweig, bewahre das Andenken an den Bürgermeister Becker, der einst fünfzehn Jahre lang deine Macht erfolgreich beförderte. Der bedeutende Mann zeichnete sich durch seinen Charakter und durch wohlgefügte Rede aus, durch gute Entscheidungen und gewissenhafte Pflichterfüllung. Ihn beweint immer noch die Frömmigkeit, die Klugheit wehklagt, die Redlichkeit trauert, die freundschaftliche Treue weint. Hier findet die Asche Ruhe, die Seele lebt im Olymp. Er lebt, der im Vertrauen auf das Blut Christi gestorben ist. (B) Dem liebsten Vater hat der Sohn Konrad Becker, Doktor der heiligen Theologie, (dieses) aus kindlicher Liebe gesetzt. Er starb im Monat November im Jahr 1565. (D)

Versmaß: Elegische Distichen (B).

Wappen:
Becker2)?3)

Kommentar

Johannes Becker war in den Jahren 1537 bis 1554 Ratsherr des Hagens, in der Zeit von 1552 bis 1565 amtierte er als Kleiner Bürgermeister.4) Sein Sohn Konrad Becker immatrikulierte sich im März 1546 an der Universität Wittenberg und im Juni 1552 an der Universität Rostock, wo er den Doktorgrad der Theologie erwarb.5) In den Jahren 1582 bis 1586 fungierte Konrad Becker als Stadtsuperintendent von Hildesheim. Im Jahr 1586 wurde er von dem dortigen Magistrat wegen Lehrstreitigkeiten aus dem Amt entlassen. Er starb im Jahr 1588.6)

Textkritischer Apparat

  1. Die Minuskelbuchstaben hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Beschreibung nach der Zeichnung in der Sammlung Sack, Nr. 136, Teil 1, p. 250.
  2. Wappen Becker (Stamm, daraus zwei Stiele mit Eicheln daran hervorwachsend). Wappenbeschreibungen nach der Zeichnung in der Sammlung Sack, ebd.
  3. Wappen ? (Querbalken mit der Inschrift HELF GOTT, darüber und darunter eine Rose).
  4. Vgl. Spieß, Ratsherren, S. 72.
  5. Matrikel Wittenberg, Bd. 1, S. 230a, Z. 14; Matrikel Rostock, Bd. 1, S. 123a, Z. 83.
  6. Vgl. Meyer, Pastoren, S. 501.

Nachweise

  1. Sammlung Sack, Nr. 136, Teil 1, p. 50f. u. 250 (Zeichnung).

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 505† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0050501.