Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 462 St. Martini 1552

Beschreibung

Leuchterhalterung. Messing. Die hochrechteckige, oben bogenförmig abgeschlossene Platte war früher an einem Pfeiler der Kanzel befestigt, heute hängt sie in der Sakristei an der Wand. Oben im Bogen eine größere Gestalt eines Lautenspielers, links und rechts davon zwei kleinere Horn blasende Figuren im Relief. Den Mittelteil der Tafel nimmt die Inschrift A ein, die in durch Rundstab voneinander getrennten Zeilen verläuft. Die vier ersten Zeilen sind durch die in der Mitte befindliche eigentliche Leuchterhalterung unterbrochen. Unten ein querrechteckiges vertieftes Feld, in dem eine Engelsfigur zwei Wappenschilde hält. Auf der Rahmenleiste darüber die Inschrift B; auf der Rahmenleiste darunter die Inschrift C, dahinter das Meisterzeichen des Gießers (M2). Die Worttrenner der beiden letzten Zeilen von Inschrift A sind in Form von Paragraphenzeichen ausgeführt, die anderen Worttrenner in Rautenform. Die Buchstaben der Inschrift A sind erhaben, die der Inschriften B und C vertieft ausgeführt.

Maße: H.: 60 cm; B.: 29,5 cm; Bu.: 1,5 cm (A), 1 cm (B, C).

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/2]

  1. A

    ESAIE · 52 · ROMA · 10 ·/ WIE · LIEBLICH SIND · DIE · / FVSSTE a) · DERE · DIE ·/ DEN · FRIEDE · VERKVNDI·/GEN · DIE · DAS · GVTE · VERKVNDI·/GEN 1) · PSALM · 119 · DEIN · WORT · IST · / MEINES · FVSSTESa) · LEVCHTE · VN/DE · EIN · LIECHT · AVFF · ME/INEM · WEGE · 2) A(NNO) · 1 · 5 · 5 · 2 ·

  2. B

    IERONEMVS · VAN ·DAMME ·

  3. C

    HANS · MISSENNER

Wappen:
Damme3)Sesen?4)

Kommentar

Hans Meißner gehörte zu den bedeutenden Gießern der Stadt Braunschweig. Er wurde im Jahr 1550 von der Stadt als Zeug- und Schützenmeister angestellt.5) Meißner erhielt zunächst für seine Tätigkeit 20 Gulden im Jahr; im Laufe der Jahre stieg sein Lohn auf 70 Gulden.6) Er starb im Jahr 1582.7) Den Arbeiten Meißners liegen offenbar Modelle verschiedener Bildschnitzer zugrunde, da diese von sehr unterschiedlicher Qualität sind. Dies zeigt schon ein Vergleich der eher einfach, aber dennoch sehr gefällig gestalteten Leuchterhalterung mit dem außerordentlich qualitätvollen Epitaph des Hermann von Vechelde (Nr. 489), das ebenfalls das Meisterzeichen und die Künstlersignatur des Hans Meißner trägt.8)

Der Stifter des Leuchters, der Wandschneider Hieronymus von Damme, ist 1552 und 1553 als Ratsherr der Altstadt nachzuweisen. Verheiratet war er mit Ottilie Sesen.9)

Textkritischer Apparat

  1. Sic!

Anmerkungen

  1. Rö. 10,15. Dort verkürztes Zitat aus Jes. 52,7: ... die Füße der Boten, die ... .
  2. Ps. 119,105.
  3. Wappen Damme (steigender Hund mit Halsband). Vgl. Reidemeister, Genealogien, Tafel S. 16/17.
  4. Wappen Sesen? (drei Glöckchen 2:1).
  5. Sta Braunschweig, B II 2, Nr. 5, fol. 52r. Die Behauptung, daß Hans Meißner aus Nürnberg stammte (Thieme/Becker, Künstlerlexikon, Bd. 24, S. 346), beruht möglicherweise auf einer Verwechslung mit einem Meister Hans von Nürnberg, dessen Entlohnung in dem Kämmererbuch zugleich mit der Entlohnung Hans Meißners verzeichnet ist. Es handelt sich dabei jedoch offensichtlich um zwei verschiedene Personen.
  6. Ebd., B II 1, Nr. 115, fol. 22r.
  7. Pfeifer, Kirchenglocken 1920, S. 113.
  8. Vgl. Nr. 466, 476, 489. Vgl. a. Thieme/Becker, Künstlerlexikon, Bd. 24, S. 346. Meier, Kunsthandwerk, S. 12, sieht die Leuchterhalterung irrtümlich als ein Grabdenkmal des Hieronymus von Damme an.
  9. Vgl. Reidemeister, Genealogien, S. 46.

Nachweise

  1. Sammlung Sack, Nr. 138, Bd. 1, Teil 1 (o. P., B, C) u. Teil 2 (o. P., B, C).
  2. Abb.: Dorn, Kirchen, S. 235, Abb. 220.

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 462 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0046203.