Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 434 Städtisches Museum 1538

Beschreibung

Schwellbalken1) vom Haus Küchenstr. 2.2) Das Haus, in dem der Küchenrat tagte, wurde im Jahr 1865 abgerissen. Zwei mit reichem Schmuck versehene Schwellbalken des Hauses und einige Ständerbalken mit dazugehörigen Knaggen, sowie Fußwinkelhölzer und das Fragment des Braunschweiger Stadtwappens werden heute im Städtischen Museum aufbewahrt. Auf dem einen, vom ersten Obergeschoß stammenden vorderen Balkenteil links und rechts je ein Wappenschild mit dem Braunschweiger Löwen darin, zur Mitte hin links ein Löwe, rechts ein Hund, dazwischen ein Schriftband mit dem erhaben geschnitzten Baudatum darauf. Eine Photographie des Hauses zeigt über dem mit der Inschrift versehenen Balken am Haus Ständer und Fußwinkelhölzer mit geschnitzten nackten Figuren.3) Die Ständer über dem ornamentierten Schwellbalken des vorgekragten zweiten Obergeschosses waren ebenfalls mit Figurenschmuck versehen. Auch hier links und rechts auf dem Balken ein Wappenschild mit dem Braunschweiger Löwen; beide Balkenenden sind heute beschnitten, so daß die Wappen nicht mehr vollständig sind. Die Worttrenner haben die Form nach oben und unten ausgezogener Quadrangeln.

Maße: H.: 37 cm; B.: 480 cm; Bu.: 24 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Sabine Wehking [1/3]

  1. Anno · do(min)i · M · ccccc · xxxviiia) · Jar ·

Kommentar

Die beiden Schwellbalken dürften aus der gleichen Werkstatt stammen wie der Balken mit dem Baudatum an der Alten Waage (vgl. Nr. 423). Hierfür spricht die große Übereinstimmung in der Ausführung der Inschriften. Besonders charakteristisch ist die gekürzte Form doi statt des üblichen dni. Aber auch die Gestaltung einzelner Buchstaben, vor allem der Versalien, wie auch der Worttrenner stimmt bis ins Detail überein. Die Buchstabenbestandteile dieser Inschrift bekommen durch einen erhöhten Mittelgrad eine besonders plastische Struktur, in der auch die Bogenbrechung der gotischen Minuskel sichtbar wird. Dies traf allerdings nicht für die Buchstaben der Inschrift an der Alten Waage zu, die eine flache Oberfläche aufwiesen. Beiden Inschriften gemeinsam ist die Gestaltung der Versalien. Der Versal M besteht aus einer senkrechten mittleren Haste und zwei Bögen, deren Enden nach außen umgebogen und eingerollt sind. In ähnlicher Weise ist der Versal A gestaltet; er setzt sich zusammen aus einer senkrechten rechten Haste, einem nach links ansetzenden Bogen mit eingerolltem Bogenende und einem nach links ansetzenden, mit einer tropfenförmigen Ausbuchtung versehenen Deckbalken sowie einem vor die anderen Buchstabenbestandteile gelegten Mittelbalken mit eingekerbten Seiten. Auch die x weisen eine senkrechte Haste und eine unten eingerollte Rechtsschräghaste sowie einen Querbalken auf.

Textkritischer Apparat

  1. Das v mit einem diakritischen Häkchen darüber, die i mit i-Punkten.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. Ccc 17.
  2. Nro. 1379.
  3. Photographie NLD Hannover, BS 6086.

Nachweise

  1. Photographie: NLD Hannover, BS 6086.
  2. Sammlung Sack, Nr. 90, Teil 1, fol. 96 (Zeichnung), u. Teil 2, p. 21.
  3. Pfeifer, Holzarchitektur 1892, Tafel 15 (Zeichnung).
  4. Steinacker, Häuserkatalog.

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 434 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0043408.