Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 56: Stadt Braunschweig II (2001)

Nr. 415† Stobenstr. 17 1530

Beschreibung

Hausinschriften.1) Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Es handelte sich um ein dreigeschossiges traufenständiges Fachwerkhaus mit Zwischengeschoß und zwei vorgekragten Obergeschossen.2) Die Schwellbalken der Obergeschosse waren mit Laubstab verziert. Auf dem Laubstab des zweiten Obergeschosses das Baudatum A, links und rechts davon jeweils zweizeilig die Inschrift B. Links und rechts außen neben der Inschrift B je eine männliche Figur, die linke hielt eine Armbrust, die rechte eine Kugel. Die Worttrenner der Inschrift B in Form von Paragraphenzeichen.

Inschriften nach Photographien.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

  1. A

    anno d(omi)ni M ccccc ym xxx Jar

  2. B

    Wat kan · jck · arme · man · / Dartho · de · mi · hat · den · jck · nicht / endoa) // Dat · hatet · vel · mannigem · dat · he · suht ·/ doch · Moht · he · liden · wat · dar · schuth b) 3)

Kommentar

Das Haus gehört wie Ölschlägern 40 (Nr. 412) zu der Gruppe von Häusern mit naturalistisch ausgeführtem Laubstab. Die dem Laubstab aufgelegten Buchstaben der Inschrift A waren ebenso wie die in zwei Zeilen verlaufenden Buchstaben der Inschrift B plastisch gestaltet, indem die einzelnen Buchstabenbestandteile eine vertiefte Kerbe zwischen zwei Stegen aufwiesen. Durch diese Gestaltung traten die Bogenbrechungen der gotischen Minuskel in der Art eines umgeschlagenen Bandes besonders deutlich hervor.4) Die Ausführung der Inschriften ordnet sich – wie bei den anderen Häusern mit naturalistisch ausgeführtem Laubstab – dem Ornament unter. So ist die längere Inschrift B eher unauffällig in kleineren Buchstaben zweizeilig an den Beginn und an das Ende des Schwellbalkens gesetzt, während die einzelnen Bestandteile des in großen Buchstaben ausgeführten Baudatums zwischen die Laubranke verteilt sind. Die Ausführung des letzten Verses auf der rechten Seite in Spiegelschrift nimmt der Inschrift ein wenig von ihrer Ernsthaftigkeit.

Als Besitzer des Hauses läßt sich für die Zeit von 1520 bis 1560 Ludeke Schutte nachweisen, der wohl auch als der Bauherr gelten kann.5) Es ist nicht auszuschließen, daß die Darstellung des Mannes mit der Armbrust links vor der Inschrift B den Namen des Bauherrn bildlich umsetzt.

Textkritischer Apparat

  1. nicht endo] endo aus Platzgründen klein unter der Zeile nachgetragen; nichts tho Steinacker; nichten do. Jesse.
  2. Die letzte Zeile war spiegelverkehrt ausgeführt.

Anmerkungen

  1. Nro. 2119.
  2. Abb. bei Fricke, Bürgerhaus, Tafel 71b.
  3. ‘Was kann ich armer Mann dazu, sie hassen mich, denen ich nichts tu. Das ist manchem unlieb, was er sieht, doch muß er sich gefallen lassen, was da geschieht.’
  4. Zu der bei Meier, Kunsthandwerk, S. 9, getroffenen Zuschreibung des Hauses an einen Meister Simon Stappen vgl. Nr. 412, Anm. 5. Die Fragwürdigkeit von Meiers Zuschreibungen wird auch daran deutlich, daß sich die beiden Häuser Ölschlägern 40 und Stobenstr. 17 nicht nur in der Gestaltung des Laubstabs deutlich unterscheiden, indem der Laubstab am Haus Ölschlägern 40 sehr viel schlichter ausgeführt ist, sondern auch in der Gestaltung der Buchstaben.
  5. Meier, Häuserbuch, Bd. 3, p. 5.

Nachweise

  1. Photographien: NLD Hannover, BS 2342/3, 5669 u. 10534. Städtisches Museum, Topographische Sammlung.
  2. Sammlung Sack, Nr. 90, Teil 1, p. 31, u. Teil 2, fol. 81 (Zeichnung).
  3. Pfeifer, Holzarchitektur 1892, S. 466 (B).
  4. Steinacker, Häuserkatalog.
  5. Fricke, Fachwerk, S. 32 (B).
  6. Mack, Inschriften, S. 217.
  7. Jesse, Inschriften, S. 141.
  8. Fricke, Haussprüche, S. 45.
  9. Abb.: Fricke, Bürgerhaus, Tafel 105d.

Zitierhinweis:
DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 415† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di056g009k0041502.