Die Inschriften der Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671

Gesammelt und bearbeitet von Sabine Wehking

1. Vorworte, Vorbemerkungen und Hinweise zur Benutzung

1.1 Vorwort Dietrich Mack

Meine Geburtsstadt ist Braunschweig, wo Vorfahren von mir seit mehr als 200 Jahren zuhause waren.

Als man mir 1946 die Aufgabe übertrug, die Inschriften meiner Heimat nach dem Muster der Heidelberger Akademie zu sammeln und zu deuten, sagte ich zu, ohne zu ahnen, daß damit eine Verpflichtung auf mich zukam, die mein Tun ein ganzes Leben lang bestimmen würde.

Die Zahl der Inscriptionen bis 1671 ist umfangreicher als die anderer Städte und Landschaften unseres Vaterlandes. Erschwerend kommt hinzu, daß infolge von Kriegseinwirkungen vor allem in Braunschweigs Altstadt mehr als 70 % aller Objekte nicht mehr an Ort und Stelle einsehbar sind. Sie sind verloren und müssen daher archivalisch erforscht werden.

Die Fülle des Materials ist bedingt durch die Größe der Stadt im Mittelalter. Sie war Mitglied der Hanse und deren Zentrale in Mitteldeutschland. Sie hatte damit über Jahrhunderte Aufgaben zu erfüllen, die in Nordeuropa, in einem wirtschaftlich, kulturell und politisch zu beherrschenden Raum, mit denen von Lübeck, Köln, Danzig, Riga und Narva vergleichbar sind.

Zudem wirkten in Braunschweig zwei Instanzen zugleich, nur selten gemeinsam, oft gegeneinander. Die Stadt war Zentrale aller welfischen Herzogtümer und deren gemeinsames Eigentum. Nach Abzug der Wolfenbütteler Linie, seit 1432, hat sie sich aber fast wie eine freie Reichsstadt selbständig demokratisch von ihren eigenen Bürgern verwalten lassen.

Das vom Herzog verwaltete Teilgebiet hat seinen Mittelpunkt in der Burg Dankwarderode. Auf dem Platz, der das Rondell davor umgibt, steht das Denkmal des Löwen, an seinem Rand der Blasiusdom, an dessen Pforte Heinrichs des Löwen Namensgeber – der Sage nach – seine Tatzen gepreßt hat. Dem Herzog eigen war auch das Cyriakusstift am Alten Bahnhof und das Ägidienkloster; er und die Seinen schufen auch den Welfenschatz.

Das wichtigste Zeichen des Bürgerbereichs sind die Häuser des gemeinen Rates und der fünf Weichbilde Altstadt, Neustadt, Hagen, Altewiek und Sack, überragt von zehn Kirchen, zwei Kapellen, zwei Hospitälern und drei Klöstern. Die Zünfte schufen sich hier ihre Gildehäuser, speziell das Gewandhaus. Auf dem Wollmarkt erhebt sich neu die Alte Waage; in deren Nähe liegt der Hafen, von dem die Handelskoggen zur Nordsee aufbrachen. Vergessen dürfen wir aber auch nicht die Stadtmauer, die prächtigen Stadttore und die zahlreichen Brücken über die Oker rundum und quer durch die Stadt.

Diese Oker, Braunschweigs Bindeglied in die Welt, möge Sinnbild für das Wirken aller Mitarbeiter an den Inschriften sein. Von der Quelle bis zum Städtischen Hafen erstreckt sich meine Arbeit: ich suchte die Ursprünge und nahm all die Zuflüsse auf, die erreichbar waren, zu Anfang als Wanderer mit schwerem Schritt; später, als die Oker schiffbar wurde, ging es aufs Boot und dann auf Kähne, die die große Last tragen mußten. An Braunschweigs Hafen – ich war 40 Jahre am Werk – versagten die Kräfte und das Schifflein verlangte, daß seine Fracht auf tragfähigere Wasserfahrzeuge übergesetzt wurde. Da kamen für die letzten 40 Kilometer bis zur Flußmündung in die Aller Helfer: Frau Dr. Boockmann und Frau Dr. Wehking, die erste unterstützt von der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, die zweite von der Stiftung NORD/LB . ÖFFENTLICHE in Braunschweig und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Sie haben alles dafür getan, daß die Sammlung erweitert, gesichtet, der Öffentlichkeit übergebbar und für jedermann lesbar wurde. Der Ring, in dem jeder von uns nur ein Kettenglied war – denn wir dürfen auch die Vorgänger aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert nicht vergessen – ist geschlossen: ihnen und uns zur Freude!

Zum Schluß habe ich noch eine Bitte. In die Inschriftensammlung dürfen nur die Objekte übernommen werden, die individuell gefertigte Inschriften tragen und nicht der Serienproduktion entstammen. Bei meiner Arbeit ist manches angefallen, was diese Vorgabe nicht erfüllte. Das waren vor allem die gußeisernen Ofenplatten, von denen Braunschweig etwa 300 besitzt. Diese sind vor allem zur Zeit der Reformation und in deren Gefolge entstanden. Ich habe angeregt durch Herrn [Druckseite VIII] Prof. Kippenberger (Marburg) seit 1950 zur Entzifferung und Deutung beigetragen. Ich würde mich freuen, wenn sich jemand fände, der auch dieses opus der Allgemeinheit nahebrächte.

Braunschweig, den 4. August 2001

Dietrich Mack

1.2 Vorwort Sabine Wehking

Der zweite Band der Braunschweiger Inschriften entstand in den Jahren 1996 bis 2001 im Auftrag der Inschriftenkommission der Göttinger Akademie der Wissenschaften. Das Zustandekommen dieses vergleichsweise umfangreichen Bandes ist ganz wesentlich der Stiftung NORD/LB . ÖFFENTLICHE in Braunschweig zu verdanken, die die Hälfte der für die Finanzierung anfallenden Honorarmittel getragen und einen wesentlichen Zuschuß zu den Druckkosten geleistet hat. Ohne die Bewilligung dieser beträchtlichen Mittel durch die Stiftung hätte das große Projekt des zweiten Braunschweiger Inschriftenbandes nicht in Angriff genommen werden können. Daher ist der Stiftung NORD/LB . ÖFFENTLICHE an erster Stelle für die großzügige Förderung Dank zu sagen.

Die vorliegende Edition wurde aufgrund der von Herrn Dr. Dietrich Mack in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg angelegten Inschriftensammlung erarbeitet, die für die Jahre von 1529 bis 1671 ca. 600 Inschriften sowie ca. 250 Baudaten enthält. Für die Zeit von 1650 bis 1671, der auch von Herrn Dr. Mack befürworteten Zeitgrenze der Braunschweiger Inschriftenedition, sind in seiner Sammlung nur wenige Inschriften aufgenommen, so daß für diesen Zeitraum noch einmal eine systematische Sammlung erforderlich war. Auch für den Zeitraum bis 1650 konnte der Bestand noch um einige in der Sammlung Mack nicht enthaltene Inschriften erweitert werden, bei denen es sich in erster Linie um magazinierte Museumsbestände handelt. Auf diese Weise kamen zu dem Bestand der Inschriftensammlung Mack noch etwa 200 Inschriften hinzu, die eine längere Bearbeitungszeit als zunächst geplant erforderten. Daß die Bearbeitung des 800 Inschriften umfassenden Bestandes trotzdem innerhalb vergleichsweise kurzer Zeit erfolgen konnte, ist der akribischen Vorarbeit von Herrn Dr. Mack zu verdanken, dessen präzise Angaben zu Archivalien und Literatur einen gezielten Zugriff auf die benötigten Materialien ermöglichten und langes Suchen ersparten. Die hohe Zuverlässigkeit seiner Vorarbeiten und die guten Zugriffsmöglichkeiten auf die Bestände des Stadtarchivs erlaubten es, die in den Zusammenhang der Inschriften gehörenden Archivalien für die Kommentierung zu berücksichtigen – was unter anderen Umständen aus Zeitgründen hätte unterbleiben müssen. Um so trauriger ist es, daß Dr. Dietrich Mack das Erscheinen des zweiten Braunschweiger Inschriftenbandes nicht mehr erlebt hat. Er ist am 11. August 2001 – wenige Tage nachdem er das Vorwort zu diesem Band verfaßt hat – gestorben. Seine Arbeit, die weit über das Sammeln von Inschriften hinausging, hat die genealogische Forschung zu Braunschweiger Familien einen bedeutenden Schritt vorangebracht. Dem gilt unser großer Respekt.

In Braunschweig habe ich bei meinen Arbeiten überall freundliche Unterstützung erhalten. Die Herren Dr. Christof Römer (Braunschweigisches Landesmuseum) und Dr. Alfred Walz (Herzog Anton Ulrich-Museum) waren mir bei der Suche nach Inschriftenträgern in den Beständen der beiden Museen behilflich. Herr Dr. Gerd Spies (Städtisches Museum) verschaffte mir Zugang zu den Magazinen seines Hauses und ermöglichte damit die Bearbeitung schwer zugänglicher Inschriftenträger, zu denen vor allem eine große Anzahl damals noch magazinierter Häuserbalken gehörte. Die langwierigen Arbeiten im Städtischen Museum und im Altstadtrathaus wurden in äußerst freundlicher Weise betreut von Frau Dr. Haase, Frau Dr. Eschebach und Herrn Rensch. Sehr hilfsbereit waren auch die Pastoren und Küster der Braunschweiger Kirchen, unter denen vor allem Herr Harry Elpelt (Kirchenvogt an St. Martini) hervorzuheben ist, der uns bei den Arbeiten vor Ort mit Rat und Tat zur Seite stand. Während der Bearbeitung dieses Bandes habe ich einen großen Teil der Zeit im Stadtarchiv Braunschweig zugebracht. Herr Dr. Manfred Garzmann und seine Mitarbeiter haben meine Arbeiten jederzeit freundlich und kompetent unterstützt und damit ganz wesentlich dazu beigetragen, daß mir die Forschung im Stadtarchiv sehr viel Freude gemacht hat. Ihnen gilt mein Dank ebenso wie Herrn Koch vom ev.-luth. Stadtkirchenbauamt in Braunschweig, den Damen und Herren des Staatsarchivs Wolfenbüttel und des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege in Hannover.

Ohne die tatkräftige Unterstützung der in der Arbeitsstelle der Inschriftenkommission in Göttingen beschäftigten Hilfskräfte hätte dieser Band nicht in so kurzer Zeit fertiggestellt werden [Druckseite X] können. Frau Christiane Sommer hat die Zettelkartei der Inschriftensammlung Mack in den Computer eingegeben. Frau Anika Ilse hat mich bei den Arbeiten an den Objekten in Braun-schweig unterstützt und dabei durch ein hohes Maß an Einsatz und Umsicht dazu beigetragen, daß die Außenarbeiten in vergleichsweise kurzer Zeit erledigt werden konnten. Frederick Czech, Anika Ilse, Irene Mayer und Meike Willing haben verschiedene Korrekturdurchgänge an dem umfangreichen Manuskript durchgeführt. Die Meisterzeichen und Hausmarken hat Annette Schwandt (Hamburg) gezeichnet.

Der Vorsitzende der Göttinger Inschriftenkommission Herr Prof. Ulrich Schindel hat das umfangreiche Manuskript durchgesehen und vor allem die Übersetzungen der lateinischen Inschrif-ten geprüft. Hierfür danke ich ihm ebenso wie für die engagierte Unterstützung des gesamten Projektes. Die Zusammenarbeit mit dem Dr. Ludwig Reichert-Verlag, besonders mit Frau Ursula Reichert, sowie mit der Druckerei gestaltete sich in gewohnt freundlicher und kooperativer Art.

Allen Genannten und Ungenannten, die an dem Zustandekommen dieses Inschriftenbandes beteiligt waren, sage ich hiermit Dank. Mein ganz besonderer Dank gilt Herrn Wolfgang A. Jünke (Braunschweig), dessen große Kenntnis der Braunschweiger Kunstdenkmäler eine wesentliche Hilfe während des gesamten Arbeitsprozesses war und der sich zudem noch der Mühe der Manuskriptdurchsicht unterzogen hat, sowie Frau Dr. Christine Wulf (Göttingen), die wie üblich den Band während seiner ganzen Entstehungszeit mit tatkräftiger Hilfe und konstruktiver Kritik begleitet hat.

Göttingen im Sommer 2001

Sabine Wehking

1.3 Vorbemerkungen und Hinweise zur Benutzung

Die vorliegende Edition umfaßt die Inschriften der Stadt Braunschweig im Zeitraum von 1529 bis 1671 und setzt damit den ersten Band der Braunschweiger Inschriften (DI 35) fort. Das Jahr 1671 wurde als obere Zeitgrenze angesetzt, weil mit ihm die Selbständigkeit der Stadt Braunschweig endete. Das in den Inschriftenbänden üblicherweise als Zeitgrenze geltende Jahr 1650 wird daher hier mit Rücksicht auf diese deutliche Zäsur in der Stadtgeschichte vernachlässigt. Ausgeklammert sind in diesem Band diejenigen – heute in den Museen aufbewahrten – Stücke, die in den Umkreis der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel gehören und damit der Residenz Wolfenbüttel zuzuordnen sind; dies betrifft vor allem die häufig mit Inschriften versehenen Waffen, die großenteils in Braunschweig hergestellt wurden, aber nicht im eigentlichen Sinne zum Inschriftenbestand der Stadt Braunschweig gehören.

Als Kriterium für die Aufnahme von Inschriften in den Band gilt das Provenienzprinzip, d. h. berücksichtigt wurden nur solche Stücke, die sich vor 1672 in Braunschweig befunden haben. Aufgenommen wurden sowohl original als auch kopial überlieferte Inschriften. Dabei ist Vollständigkeit angestrebt. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, daß sich nach Abschluß der Arbeiten noch die eine oder andere original oder kopial überlieferte Inschrift findet. Was die original erhaltenen Inschriften betrifft, ist dies umso wahrscheinlicher, als nicht nur bekannt ist, daß sich unter dem jetzigen Fußboden des Doms St. Blasii noch etliche Grabplatten in situ befinden, sondern auch um die Kirchen herum Steinplatten als Pflaster dienen, die das Format von Grabplatten haben und sehr wahrscheinlich auf der Unterseite Inschriften tragen. Die kopiale Überlieferung dagegen macht dank der Sammelleidenschaft des Anton August Beck (vgl. Kap. 3. 1.) den Eindruck, daß die im 18. Jahrhundert noch vorhandenen Inschriften der Kirchen und Häuser einigermaßen vollständig aufgenommen worden sind.

Die Aufnahme und Anordnung der Inschriften sowie die Einrichtung der einzelnen Artikel folgt den Richtlinien der Interakademischen Kommission für die Herausgabe der Deutschen Inschriften. Entsprechend wurden alle Inschriften aufgenommen, die nicht Gegenstand anderer Disziplinen wie der Sphragistik und Numismatik sind.

Der Katalogteil

Die Inschriften sind chronologisch angeordnet. Für undatierte Inschriften wurde eine möglichst enge Eingrenzung ihres Entstehungszeitraums angestrebt. Sie sind jeweils an das Ende des ermittelten Zeitraums gestellt. Konnte ein Terminus post oder ante quem ermittelt werden, ist der Katalogartikel vor oder nach dem nächstliegenden Datum eingeordnet. Mehrere Inschriften mit gleicher Datierung sind nach alphabetischer Abfolge der Standorte und Inschriftenträger wiedergegeben.

Kopial überlieferte Inschriften von Grabdenkmälern mit mehreren, separat angebrachten Grab-schriften sind auch dann berücksichtigt, wenn die Todesdaten der Grabschriften teils in die Zeit vor, teils in die Zeit nach dem Ende des Jahres 1671 fallen. An erhaltenen Beispielen zeigt sich, daß oft ein Grabdenkmal nach dem Tod eines Ehepartners angefertigt wurde und die Grabschrift oder die Todesdaten für den anderen später nachgetragen wurden.

Die Katalogartikel sind untergliedert in Kopfzeile, beschreibenden Teil, Wiedergabe des Inschriftentextes, Kommentar und Apparat.

Die Kopfzeile enthält die laufende Nummer, die Bezeichnung des Standortes und die Datierung(en) der Inschrift(en). Die Zählung beginnt im Anschluß an die letzte Nummer des ersten Braunschweiger Inschriftenbandes mit Nr. 411.

Ein Kreuz neben der laufenden Nummer kennzeichnet Inschriften, deren Original verlo-ren ist.
†? Ungeklärter Verbleib des Inschriftenträgers.
(†) Nur ein Teil der Inschriften ist noch im Original erhalten.
17. Jh.? Ein Fragezeichen bezeichnet eine zweifelhafte Datierung.

Der beschreibende Teil eines Artikels enthält Angaben zur Ausführung der Inschrift(en) und des Inschriftenträgers. Die Beschreibung erfolgt vom Blickpunkt des Betrachters aus. Handelt es sich um mehrere Inschriften auf einem Inschriftenträger, so werden diese mit A, B, C ... bezeichnet.

Sind die Inschriften im Original überliefert, werden die Maße des Inschriftenträgers, die Buchstabenhöhe und die Schriftart angegeben. Sind die Inschriften nur kopial überliefert, ist die Quelle, nach der zitiert wird, genannt.

Der Inschriftentext ist eingerückt. Mehrere Inschriften auf einem Inschriftenträger sind entsprechend der Beschreibung mit A, B, C ... bezeichnet. Die Zeilenumbrüche des Originals werden bei der Wiedergabe der Inschriften nicht eingehalten, sondern nur bezeichnet. Verse werden auch dann voneinander abgesetzt, wenn das Original den Text fortlaufend wiedergibt.

Befinden sich mehrere mit A, B, C ... bezeichnete Inschriften auf einem Inschriftenträger, markiert ein Kreuz hinter dem jeweiligen Buchstaben eine im Unterschied zu anderen Inschriften desselben Trägers nicht erhaltene Inschrift.
[...] Eckige Klammern mit Punkten darin bezeichnen Textverlust, bei dem sich die Zahl der ausgefallenen Buchstaben einigermaßen genau bestimmen läßt. Ein Punkt steht jeweils für einen ausgefallenen Buchstaben. Ergänzter Text steht ebenfalls in eckigen Klammern.
[ – – – ] Eckige Klammern mit Strichen darin stehen für Textverlust, dessen Umfang sich nicht bestimmen läßt. Im Fall kopial überlieferter Inschriften, die nach der Sammlung Sack ediert sind, stehen diese Klammern auch in Bibelzitaten, die diese Überlieferung häufig nur auszugsweise wiedergibt.
( ) Kürzungen werden in runden Klammern aufgelöst. Bei der Auflösung der Abkürzungen ist AE- oder E-Schreibung je nach Usus der Inschrift eingesetzt, ebenso U- oder V-Schreibung. Wenn die Inschrift keinen Anhaltspunkt gibt, wird nach klassischem Gebrauch verfahren. Punkte nach Abkürzungen auf der Grundlinie oder hochgestellte Punkte werden nur dann beibehalten, wenn die Inschrift durchgehend mit Worttrennern versehen ist. Die Abkürzung einer Bibelstellenangabe innerhalb einer Inschrift wird nicht aufgelöst, die Abkürzung des Wortes sanctus zur Bezeichnung eines oder einer Heiligen nur in besonderen Fällen.
<...> In spitzen Klammern stehen spätere Nachträge in Inschriften oder für Nachträge frei-gelassene Stellen. Später auf dem Inschriftenträger hinzugefügte Inschriften sind nicht in spitze Klammern gesetzt, sondern mit einem zusätzlichen Datum in der Kopfzeile ver-zeichnet.
/ Ein Schrägstrich markiert das Zeilenende.
// Zwei Schrägstriche markieren den Wechsel des Inschriftenfeldes.
AE Die Unterstreichung zweier Buchstaben bezeichnet eine Ligatur.

Wappenbeischriften werden im allgemeinen im Anschluß an die übrigen Inschriften wiedergegeben. Bei Ahnenproben wird dabei soweit möglich die Anordnung der Wappen beibehalten. Fußnoten verweisen auf den Anmerkungsapparat, in dem die Blasonierungen und Wappen-nachweise zu finden sind.

Einer lateinischen Inschrift schließt sich die Übersetzung an.

Bei metrischen Inschriften folgt die Bestimmung des Versmaßes. [Druckseite XIII]

Soweit sich auf dem Inschriftenträger Wappen befinden, werden die Namen in einer der Anordnung auf dem Inschriftenträger oder der früheren Anordnung soweit wie möglich entsprechenden Form wiedergegeben. In Fällen, in denen dies bereits durch die Wiedergabe der Wappenbeischriften geleistet wird, kann hierauf verzichtet werden. Fußnoten verweisen auf den Anmerkungsapparat, in dem die Blasonierungen und Wappennachweise zu finden sind. Wappen, die in der kopialen Überlieferung nur namentlich bezeichnet sind, werden auch dann nicht blasoniert, wenn der Wappeninhalt bekannt ist.

Der Kommentarteil enthält Erläuterungen zu verschiedenen mit der Inschrift oder dem Inschriftenträger zusammenhängenden Fragestellungen. Diese können sich beispielsweise auf Besonderheiten der Schrift oder des Inhalts einer Inschrift beziehen, historische oder biographische Angaben enthalten oder der Erklärung ikonographischer Zusammenhänge dienen. In einigen Fällen ist als Quelle biographischer Angaben die Personenkartei Mack genannt. Es handelt sich hierbei um eine von Dietrich Mack angelegte genealogische Zettelkartei mit stichwortartigen Angaben zu Personen.1) Auf eine Überprüfung der Angaben an den Quellen im Stadtarchiv Braunschweig wurde in diesen Fällen aus Zeitgründen verzichtet, da die genealogischen Erhebungen Macks außerordentlich zuverlässig sind.

Der Apparat gliedert sich in Buchstaben- und Ziffernanmerkungen sowie Quellenangaben.

Die Buchstabenanmerkungen beziehen sich auf textkritische Probleme der Inschrift, sie enthalten abweichende Lesarten der Parallelüberlieferung, soweit sie relevant sind, und weisen auf orthographische Besonderheiten oder fehlerhafte Stellen hin.

Die Ziffernanmerkungen enthalten Erläuterungen und Literaturnachweise. Bei Hausinschriften findet sich am Beginn der Ziffernanmerkungen ein Nachweis der alten Häusernummer (Nro.).2)

Die am Schluß des Artikels angeführten Quellenangaben beziehen sich auf die wichtigsten kopialen Überlieferungen der Inschrift und geben Abbildungsnachweise. Enthält eine Publikation lediglich eine Abbildung und keine Textwiedergabe der Inschrift, so ist diese am Ende des Absatzes unter der Rubrik ‘Abb.:’ angeführt. Vollständigkeit ist bei den Quellennachweisen nicht angestrebt. Ist die Inschrift lediglich kopial überliefert, steht an erster Stelle diejenige Quelle, nach der die Inschrift zitiert wird.

Ein besonderes Problem betrifft die Übersetzung der Wendung aetatis suae und das Verständnis der deutschen Entsprechung seines Alters. Der Braunschweiger Bestand weist zahlreiche Inschriften auf, in denen Altersangaben enthalten sind. Im Fall der lateinischen Texte ergibt sich das Problem, ob die Angabe aetatis suae oder aetatis mit ‘im Alter von ..’ (Kardinalzahl) oder mit ‘im .. Lebensjahr’ (Ordinalzahl) zu übersetzen ist. Zur Klärung dieser Frage wurden sämtliche Inschriften mit Altersangaben daraufhin überprüft, ob sich eine sichere Entscheidung für den jeweiligen Fall treffen läßt. Für die häufig auf Gemälden vorkommenden Altersangaben ist dies zumeist auch dann nicht möglich, wenn das Geburtsdatum der betreffenden Person bekannt ist, da sich das Entstehungsdatum innerhalb des Jahres für die Gemälde nicht bestimmen läßt. Anders verhält es sich bei den Grabinschriften, die in vielen Fällen eine genaue Bestimmung der auf das Todesdatum bezogenen Altersangabe erlauben. Von 19 Inschriften, die eine genaue Bestimmung des Alters zuließen, wurde in neun Inschriften3)aetatis suae im Sinn von ‘im Alter von ..’ verwendet, in zehn Inschriften4)im Sinn von ‘im .. Lebensjahr’. Dabei scheint es in der Zeit vom 16. bis zum Ende des 17. Jahrhunderts eine gewisse Verlagerung der Bedeutung in der Weise zu geben, daß die Formel im 16. Jahrhundert häufiger für ‘im Alter von ..’ steht, während sie nach der Mitte des 17. Jahrhunderts – zumindest im Braunschweiger Inschriftenmaterial – fast ausschließlich im Sinn von ‘im .. Lebensjahr’ vorkommt. Ein Blick auf die in den Inschriften oft verwendete deutsche Entsprechung seines [Druckseite XIV] Alters .. oder seines Alters .. Jahr zeigt, daß diese ebenfalls für beide Bedeutungen Verwendung findet.5) Präzise ist dagegen die genauso häufig verwendete deutsche Formel seines Alters im .. Jahr,6) die ausnahmslos ‘im .. Lebensjahr’ meint, ebenso wie deren lateinische Entsprechung anno aetatis suae.

Um mit der Übersetzung nicht eine Entscheidung vorzugeben, die sich ohne Kenntnis des Geburtsdatums oder des Entstehungsdatums eines Porträts nicht treffen läßt, wurde in den Zweifelsfällen die deutsche Formel ‘seines Alters’ gewählt, die – wie die Auswertung gezeigt hat – für beide Möglichkeiten steht und eine wörtliche Übersetzung darstellt. Lediglich in den eindeutig zu klärenden Fällen wurde aetatis suae oder aetatis mit ‘im .. Lebensjahr’ oder ‘im Alter von ..’ übersetzt.

Die Anhänge

Jahreszahlen und Initialen, die nicht mit anderen Inschriften in Verbindung stehen, sind in Anhang 1 chronologisch aufgeführt. Anhang 2 umfaßt die Graffiti des Gestühls der Brüdernkirche, die lediglich zu einem Teil in den Bearbeitungszeitraum fallen, aber nur in ihrer Gesamtheit ediert werden konnten. Anhang 3 enthält Nachträge zum ersten Band der Braunschweiger Inschriften (DI 35). Hausmarken und Meisterzeichen, die in Verbindung mit Inschriften stehen, sind in Anhang 4 (Marken) in Zeichnung wiedergegeben.

Zitationshinweis:

DI 56, Stadt Braunschweig II, Einleitung, 1. Vorworte, Vorbemerkungen und Hinweise zur Benutzung (Sabine Wehking), in: inschriften.net,  urn:nbn:de:0238-di056g009e007.

  1. Eine Kopie dieser Kartei befindet sich in der AdW Göttingen, Arbeitsstelle der Inschriftenkommission. »
  2. Im ersten Band der Braunschweiger Inschriften sind die alten Häusernummern mit ‘Ass.’ für ‘Assekuranznummer’ bezeichnet. Da die Nummern jedoch viel älter sind als das Versicherungswesen, ist hier die von Beck (Sammlung Sack, Nr. 90) in seinem Verzeichnis der Häuser verwendete Bezeichnung ‘Nro.’ übernommen worden. »
  3. Nr. 522, 538, 574, 784, 847, 950, 1005, 1055, 1064»
  4. Nr. 752, 789, 842, 884, 921, 960, 1117, 1124, 1158, 1176»
  5. Seines Alters in der Bedeutung von ‘im .. Lebensjahr’: u. a. Nr. 848, 962, 968, 1032; in der Bedeutung von ‘im Alter von ..’: u. a. Nr. 841, 1043, 1064, 1072, 1179»
  6. Vgl. u. a. Nr. 1079, 1151, 1153»