Die Inschriften der Stadt Braunschweig bis 1528

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 35: Stadt Braunschweig I (1993)

Nr. 346† Johannishof (ass. 253–257) 1511/1515/1585/1590

Beschreibung

Hausinschriften am sog. ‚Prioratshof‘, der an die Hinterfront der zur Straße Kattreppeln gelegenen Johanniskirche angebaut war. Von dem langgestreckten, zweigeschossigen Fachwerkgebäude ragte ein kurzer Flügel in südöstlicher Richtung in den Hof. Die Baudatierung A befand sich zur ersten Hälfte auf der Schwelle des Hauptgebäudes, der zweite Teil der Inschrift setzte sich auf der Frontseite des Hofflügels fort. In ähnlicher Weise war am nordöstlichen Seitengebäude des Hofes, in dem sich die ehemaligen Ordensräume an Kirche und Prioratshof schlossen, die Inschrift B auf der Schwelle des ersten Geschosses in zwei Hälften um die nordöstliche Hausecke gezogen. Der Hof wurde 1567 von Dietrich von Quitzow und Fritz von der Schulenburg gekauft1). Der Kamin im Prioratshof trug auf dem auf Voluten ruhenden Aufsatz links und rechts von der in die Mitte gesetzten, rechteckig eingefaßten Jahreszahl C zwei Wappen mit Initialen. Ein Wappen mit Jahreszahl D befand sich auch auf dem bogenförmig gewölbten Schlußstein über dem Portal der Umfassungsmauer des Johannishofes. Zwei Wappensteine mit demselben Wappen waren in die Mauer eingelassen; sie sind nicht genauer lokalisiert. Die Johanniskirche wurde 1784 abgerissen, der Johannishof wurde mehrfach umgebaut2).

Inschriften nach Zeichnung der Slg. Sack.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (A, B); Renaissance-Kapitalis (C).

  1. A

    An(n)o dom(ini) : Ma) cccccb) undeci(m)o (iesus)c)

  2. B

    Anno d(omi)ni Md) ccccc Xv Jare)

  3. C

    F(ritz) V(on) S(chulenburg) 1590 I(lse) V(on) S(aldern)

  4. D

    1585

Wappen:
Schulenburg, Saldern3).

Kommentar

Seit dem 14. Jahrhundert besaßen die Johanniter den noch im 19. Jahrhundert so genannten Johannishof mit der Johanniskirche als Ordenskonvent. Er wurde bis 1358 durch einen Komtur, seit Ende des 14. Jahrhunderts durch einen vom Konvent gewählten Prior geleitet. Daher trug das Hauptgebäude den Namen ‚Prioratshof‘.

Textkritischer Apparat

  1. Hinter dem unzialen, am Mittelschaft durchstrichenen M ein Stern.
  2. Ende des ersten Teils der Inschrift.
  3. ihs.
  4. Unziales, an den Schäften in Ranken verschlungenes M; Ende des ersten Teils der Inschrift.
  5. J in ähnlicher Weise wie M mit Ranken umschlungen.

Anmerkungen

  1. Rehtmeyer, Kirchen-Historie 1, S. 140f.
  2. Vgl. Spies, 1985, Bd. 2, Abb. 339, S. 290.
  3. Kämpe, Wappenbuch II, S. 113; III, S. 153.

Nachweise

  1. Sack, H V, 135, S. 28, 77, 85; ders., 1861, S. 5; Hans Adolf Schultz, Die Johanniter im Lichte der Braunschweiger Stadtkernforschung, in: Braunschweigische Heimat 56, 1970, S. 37–45.

Zitierhinweis:
DI 35, Stadt Braunschweig I, Nr. 346† (Andrea Boockmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di035g005k0034606.