Die Inschriften der Stadt Braunschweig bis 1528

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 35: Stadt Braunschweig I (1993)

Nr. 325 Dom St. Blasii 1506

Beschreibung

Glocke Thomas, im Glockenhaus. Sie ist die zweite, kleinere der Glocken, die den Namen des dritten Stiftspatrons, Thomas Becket, tragen1). Die Kronenbügel sind unverziert. Das einzeilige Inschriftband auf der Schulter wird oben von dem von Heinrich von Kampen für alle Glocken verwendeten Ornamentfries aus Lilien und Kreuzblumen, zur Flanke durch einen hängenden Blattfries begrenzt. Die Inschrift verläuft zwischen zwei Stegen; sie endet mit einer buchstabengroßen Darstellung des kreuztragenden Christus in einer rechteckigen Rahmung. Als Worttrenner dienen Rosetten und zwei Münzabdrücke. Unter dem Namen thomas das Relief des Heiligen, in bischöflicher Kleidung auf eine Konsole gestellt, in der linken Hand ein Buch haltend, die rechte segnend erhoben. Hinter dem nicht nimbierten Kopf mit Mitra ein kurzes Schwert als Zeichen des Märtyrertodes, ähnlich wie bei der Thomasdarstellung Gerdt Wous auf der Johannesglocke (Nr. 310). Auf der gegenüberliegenden Seite der Flanke in ovalem Kreuzblumenkranz Anna selbdritt2).

Inschrift nach Pfeifer.

Maße: Dm.: 80 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. + appellor · thomas · ac · hostem · terreo · mundi ·hinricus · campis · me · fe(ci)t · anno · m° · u° · ui° ·

Übersetzung:

Ich werde Thomas genannt und schrecke den Feind der Welt. Heinrich von Kampen machte mich im Jahr 1506.

Versmaß: Erste Zeile ein Hexameter.

Kommentar

Pfeifer entnahm dem Glockenspruch, daß die Thomasglocke als Kriegs- und Wetterglocke geläutet wurde3).

Anmerkungen

  1. Die größere Glocke dieses Namens stürzte 1660 vom Turm und zerbrach; von ihr existiert keine Beschreibung.
  2. Vgl. Hach, Abb. 120, 155.
  3. Pfeifer, 1927/1928, S. 72.

Nachweise

  1. Abb.: wie Anm. 2.
  2. Lit.: Pfeifer, 1927/1928, S. 71f.; Quast, 1973, S. 47.

Zitierhinweis:
DI 35, Stadt Braunschweig I, Nr. 325 (Andrea Boockmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di035g005k0032507.