Die Inschriften der Stadt Braunschweig bis 1528

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 35: Stadt Braunschweig I (1993)

Nr. 202 Herzog Anton Ulrich-Museum vor 1478

Beschreibung

Reliquienmonstranz; Silber, vergoldet, Perlmuttscheibe hinter Glas. Die gravierte Perlmuttscheibe ist auf einen mit Perlborte umgebenen Sechspaßfuß und einen sechsseitigen Schaft mit rundem gekerbten Nodus aufgesetzt. Auf der Scheibe ist die Kreuzigung mit Maria, Johannes und drei anderen nimbierten Figuren auf der rechten Seite des Kreuzes dargestellt. Zur linken Seite drei Kriegsknechte mit nicht leserlichem Spruchband1). Über dem mit Strahlennimbus umgebenen Kopf des Gekreuzigten der Titulus A; oberhalb des Kreuzes Sonne und Mond. In die noch im 17. Jahrhundert vorhandene Rückseite2), eine runde Silberscheibe, waren ein Kruzifix und die umlaufende Inschrift B graviert. Die Silberscheibe ist heute durch eine Messingplatte ersetzt. Auf den Scheitelpunkt der Kapsel ist ein Kruzifix mit „roher Christusfigur“3) aufgesetzt; auf den vier Kreuzenden je eine aufgesetzte Rosette mit Glasflußstein als Mitte. Unterhalb der oberen Rosette der Titulus C. Auf der Rückseite des Kreuzes Inschrift D: in der Kreuzmitte der Name Jesu, auf die vier Kreuzenden die Buchstaben des Namens Maria verteilt. Die Monstranz aus dem Welfenschatz gelangte zunächst 1930 durch Verkauf in die USA; sie wurde 1964/65 vom Herzog Anton Ulrich-Museum aus dem Kunsthandel erworben.

Inschrift B nach Molanus.

Maße: H.: 27 cm; Dm. (Kapsel): 8 cm.Bu.: ca. 0,3 cm (A), ca. 0,25 cm (C), ca. 0,8 cm (D).

Schriftart(en): Renaissance-Kapitalis (A, C); gotische Minuskel (B, D).

  1. A

    I(ESUS) N(AZARENUS) R(EX) I(UDAEORUM)4)

  2. B

    Salve Crux dignissima Super omne lignum

  3. C

    I(ESUS) N(AZARENUS) R(EX) I(UDAEOREUM)

  4. D

    (iesus)a) m/a/ri/a

Übersetzung:

Sei gegrüßt, Kreuz, in deiner hohen Würde erhaben über jedes Holz. (B)

Kommentar

Zur Hymnensequenz der Inschrift B, die das vielfach überlieferte Motiv des heiligen Kreuzesholzes als Lebensbaum aufnimmt5), vgl. auch Nr. 376. – Nach dem Inventar von 1482 war die Reliquienmonstranz eine Schenkung Herzog Friedrichs d. Ä. († 1478)6). Auf einer runden Platte im Innern der Kapsel sind einige eingenähte Reliquien befestigt.

Textkritischer Apparat

  1. ihs.

Anmerkungen

  1. Wahrscheinlich mit den Worten des Hauptmanns nach Mt. 27,54: vere dei filius erat iste.
  2. Vgl. Molanus, 1713, S. 30.
  3. Falke/Schmidt/Swarzenski, S. 190.
  4. Io. 19,19.
  5. Vgl. Analecta Hymnica 53, Thesauri hymnologici prosarium (Teil 1), Nr. 82, S. 144 und Register, Bd. I.2, S. 842.
  6. Falke/Schmidt/Swarzenski, S. 17, 190; Reliquienverzeichnis von 1482, S. 25.

Nachweise

  1. Abb.: de Winter, S. 158.
  2. Lit.: wie Anm. 2, 3, 6; de Winter, S. 136, 174.

Zitierhinweis:
DI 35, Stadt Braunschweig I, Nr. 202 (Andrea Boockmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di035g005k0020209.