Die Inschriften der Stadt Braunschweig bis 1528

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 35: Stadt Braunschweig I (1993)

Nr. 197 Städtisches Museum um 1475?

Beschreibung

Skulptur des hl. Alexius; Holz, bemalt. Der Heilige ist als Jüngling mit braunen Locken dargestellt, bekleidet mit einem Mantel über einem gelben Gewand. Er hält unter dem rechten Arm eine Treppe als Zeichen seines Martyriums1). Sein Name (A) ist mit gelber Farbe auf die vier vorderen Flächen des sechseckigen Sockels gemalt, auf dem der Heilige steht. Am Halsausschnitt (B, heute nicht mehr lesbar) und an beiden Ärmelmanschetten sind Goldstickerei imitierende Buchstaben (C, die linke Hand mit Manschette und Inschrift D fehlt) aufgemalt. Auf der Innenseite des linken Ärmels befand sich nach Beck eine Datierung (E). Die Skulptur stammt aus der Kapelle des ehem. Alexius-Hospitals, das zwischen den Straßen Damm und Hinter Liebfrauen gelegen war. Nach dessen Abriß 1878 kam die Heiligenfigur an das benachbarte Waisenhaus Beatae Mariae Virginis, danach an das Städtische Museum.

Inschriften B, D, E nach Zeichnung von Beck.

Maße: H.: 128 cm; Bu.: 6 cm (A), 2,5 cm (C).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (E), mit Versalien (A, C), Renaissance-Kapitalis (B, D).

  1. A

    [San]/ciuSa) / allec·ci/iusb)

  2. B

    TN[.]c)

  3. C

    Sant

  4. D

    MR[.]d)

  5. E

    m cccc · ui

Kommentar

Das von Beck überlieferte Datum 1406 (E) kann nicht als sicher gelten. Die stilkritische Einordnung der Skulptur weist auf die Zeit um 14752). Dies würde zu dem Gründungsdatum 1473 passen, das Rehtmeyer für das Hospital nennt3). Urkundlich bezeugt ist das Hospital erstmals 14824). Ein zeitlicher Zusammenhang zwischen der Errichtung des Hospitals mit Kapelle und der Entstehung der Figur des Titularheiligen ist denkbar.

Textkritischer Apparat

  1. Versalie S spiegelverkehrt.
  2. cc durch eine Schmuckranke getrennt; durchstrichenes s, danach eine Schmuckranke.
  3. Die Buchstaben waren möglicherweise Teil eines vollständigen, schon damals nicht mehr lesbaren Wortes.
  4. Keine sichere Auflösung möglich. Sack rekonstruierte aus der Lesung Becks die Buchstabenfolge MRD oder MRG und deutete sie unter Vorbehalt als Mater Regina Domini. Mack notierte MRE und löste auf in Marie.

Anmerkungen

  1. Die Legende des Heiligen berichtet, daß er nach einer Pilgerreise unerkannt in sein reiches Vaterhaus zurückgekehrt sei und dort bis zu seinem Tod als Bettler unter der Treppe gelebt habe; vgl. LCI 5, Sp. 90–95, hier Sp. 90.
  2. So vom Städtischen Museum Braunschweig datiert.
  3. Rehtmeyer, Kirchen-Historie 1, S. 213f.
  4. Boldt, S. 374.

Nachweise

  1. Abb.: Beck H III 1, 15, S. 166; Spies, 1976, Abb. 127, S. 168.
  2. Lit.: Carl Wilhelm Sack, Die Thoren oder Irrsinnigen und das Alexius-Haus zu Braunschweig, in: Braunschweigisches Magazin 76, 1863, S. 521–550; W. Schrader, Das St. Alexius-Pflegehaus, in: BLZ 25. 9. 1928.

Zitierhinweis:
DI 35, Stadt Braunschweig I, Nr. 197 (Andrea Boockmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di035g005k0019703.