Die Inschriften der Stadt Braunschweig bis 1528

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 35: Stadt Braunschweig I (1993)

Nr. 193 Dom St. Blasii nach 1473

Beschreibung

Epitaph des Dompfarrers Ludolf Kerkhoff; Sandstein. An der Außenwand der südlich des Westportals befindlichen Nische. Das stark verwitterte Halbrelief zeigt den kreuztragenden Christus nach rechts schreitend; rechts darunter kniend und ehemals einen Kelch haltend der Priester als Stifterfigur mit Schriftband A. Die Inschriften B und C umgeben das Relief auf drei Seiten des Randes: auf der linken Seite der niederdeutsche Spruch B, auf dem unteren Rand und der rechten Seite das Todesdatum und der Name (C). Als Wortrenner paragraphenförmige Schmuckzeichen. Der obere Rand war offenbar auch beschriftet, zeigt aber nur noch vage Schriftspuren, ein Text ist nicht überliefert1).

Inschrift nach Slg. Sack2).

Maße: H.: 173 cm; Br.: 98 cm; Bu.: 5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Bernhard Boockmann [1/1]

  1. A

    miserere mei

  2. B

    · here · dorch · dyn · bitter · lydent · bidde · [vor my]

  3. C

    a(n)no · d(omi)ni · m cccc · lx[x..a) i(n) crastino] die Servatii · obiit · d(omi)n(us) · ludolph(us) · Kerkhoff · pleban(us) · hui(us) · ecclesie . [.............]

Übersetzung:

Erbarme dich meiner. (A)

Im Jahr des Herrn 147(.) am Tag nach Servatii (14. 5.) starb Herr Ludolf Kerkhoff, Pleban dieser Kirche (...). (C)

Kommentar

Der Stein fügt sich in die Reihe der öffentlich aufgestellten, teils als Epitaphien, teils als Gedenk- und Andachtsbilder gestifteten religiösen Denkmäler Braunschweigs3). Eine Darstellung von gleicher Größe und mit demselben Motiv befand sich an der Südseite der Magnikirche (Nr. 163). Das Todesjahr des Dompfarrers Ludolf Kerkhoff ist heute nicht mehr lesbar. Er stiftete noch 1473 zusammen mit Ermgart von Salder den Trinitatis-Altar im nördlichen Seitenschiff4).

Textkritischer Apparat

  1. Sack las lxxii; das ist jedoch ausgeschlossen, vgl. Kommentar.

Anmerkungen

  1. Möglicherweise folgte auf dem oberen Rand: cuius anima requiescat in pace.
  2. Sacks Überlieferung wurde herangezogen, da die starke Verwitterung eine fehlerfreie eigene Lesung nicht mehr möglich macht.
  3. Vgl. Einleitung, Kapitel 3.1.3 Grabplatten, Epitaphien, Totenschilde, Andachtsbilder.
  4. Vgl. Döll, S. 172, 204.

Nachweise

  1. Sack, H V, 129, S. 56; Schmidt, 1817, S. 692; Quast, 1975, S. 58.

Zitierhinweis:
DI 35, Stadt Braunschweig I, Nr. 193 (Andrea Boockmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di035g005k0019301.