Die Inschriften der Stadt Braunschweig bis 1528

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 35: Stadt Braunschweig I (1993)

Nr. 177† Scharrnstraße 13 (ass. 791) 1470

Beschreibung

Hausinschriften. Der zweigeschossige, aber durch einen über fünf Fach gehenden Mansardenerker fast dreigeschossig wirkende Fachwerkbau trug auf beiden vorkragenden Schwellen den charakteristischen Treppenfries. Die Inschrift auf der Schwelle des ersten Geschosses wird umrahmt von Blattgebilden und Drachenhunden, die Ziffer m gehalten von zwei Frauenhänden; unter den Treppen Menschen- und Tierköpfe, Rosetten, Lilien, Schilde. Unterhalb der Balkenenden, auf denen die Schwelle aufliegt, Masken und Tierköpfe. Vor der Inschrift links auf dem Balkenende eine männliche Gestalt, am Ende der Inschrift auf dem letzten Balkenende rechts eine Hausmarke1). Die Schwelle des zweiten Obergeschosses wurde getragen von neun vollplastischen Knaggenfiguren (Christus und acht Apostel), darüber, wie im ersten Geschoß, Masken wechselnd mit Tierköpfen auf den Balkenenden. Das Schnitzwerk oberhalb des Treppenfrieses ist hier noch mehr von Figuren und Szenen geprägt: Jüngling, Sonne, Mond, Adlerkopf, Liebespaar, gegenständige Paare von Löwen und Drachen. In der Mitte, über der fünften Knaggenfigur, König David mit Harfe2), daneben ein Spruchband mit nachgetragener Inschrift. Das Haus wurde 1944 zerstört.

Inschriften nach Fricke.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalie.

  1. An(n)o d(omi)ni m° cccc° lxx i(n) die santi vrba(n)i

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1470 am Tag des hl. Urban (25. 5.)

Kommentar

Erbauer des Hauses war Hans Sporleder, ihm ist auch die Hausmarke zugehörig4).

Anmerkungen

  1. Meier/Kämpe, 1903, S. 5, zeichnen noch eine weitere Hausmarke, ohne ihren Standort anzugeben; vgl. Kämpe, Wappenbuch I, S. 14; V, S. 130.
  2. Das weite Kapuzengewand kann als Königsmantel, die Kopfbedeckung als Bügelkrone gesehen werden. Das Attribut Harfe weist auf den Gott preisenden König David hin. Wahrscheinlich war die Inschrift ursprünglich religiösen Inhalts, vielleicht ein Psalmenzitat.
  3. Brunsewick [...] Stadt. Die Inschrift könnte nach den auf der Photographie (Fricke, 1975, Taf. 101c) sichtbaren Buchstabenformen aus dem 19. Jahrhundert stammen. Ribbentrop 1, S. 93, zitiert den Anfang einer populären Arie aus einer 1718 im Braunschweigischen Fürstlichen Theater aufgeführten Oper ‚Heinrich der Vogeler‘: „Brönsewick du leife Stadt“. Das leere Schriftband ist möglicherweise bei einer Renovierung des 18. Jahrhunderts mit diesem als zur Figur passend empfundenen Text aufgefüllt worden.
  4. Meier/Kämpe, 1903, S. 5.

Nachweise

  1. Abb.: Fricke, 1975, Taf. 66, 99d/e, 101b/c; ders., 1942, S. 17, 28; Braunschweig – Altes Erbe, Neues Leben, S. 196.
  2. Lit.: Sack, H V, 90, S. 14, 108; Dürre, S. 697; Meier/Steinacker, 1926, S. 82; BLZ 6. 4. 1911, 23. 12. 1912, 26. 3. 1935; BAA 24. 4. 1894; Döring, S. 50; Fricke, 1971, S. 45; ders., 1975, S. 93, 163, Abb. 145.

Zitierhinweis:
DI 35, Stadt Braunschweig I, Nr. 177† (Andrea Boockmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di035g005k0017701.