Die Inschriften der Stadt Braunschweig bis 1528

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 35: Stadt Braunschweig I (1993)

Nr. 152† Hintern Brüdern 18/Lange Straße 44 (ass. 40–41) 1464/1468/1469/1594

Beschreibung

Hausinschriften. Der Hof zwischen den Straßen Hintern Brüdern/Lange Straße setzte sich aus Gebäuden verschiedener Architekturphasen zusammen. Das um 1700 barockisierte Vorderhaus Hintern Brüdern, genannt ‚de Ule‘, trug vermutlich1) auf der Schwelle des ersten Geschosses ein Datum (A) mit Wappen. Das Haus schloß auf seiner linken Hinterfront eine zweigeschossige, zur Hofseite mit Fachwerkgeschoß versehene Kemenate ein. An deren und des restlichen Hauses Rückfront zum Hof befand sich im Treppenfries des ersten Geschosses eine weitere Datierung (B) mit Hausmarke, gehalten von fünf Figurenknaggen, unter ihnen ein Ritter mit Wappen. Das vom Haupthaus ‚de Ule‘ rechtwinklig in den Hof gehende rechte eingeschossige Seitengebäude trug auf dem Schwellbalken rechts zwei Wappen und die Datierung C über dem rechten mit Schnitzwerk und Bemalung versehenen Hofportal. Die darunter stehende Knaggenfigur Jacobus’ d. Ä. entstammte noch einer älteren Bauphase. Das gegenüberliegende Hinterhaus von Lange Straße 44 trug auf der Treppenfriesschwelle des ersten Geschosses eine weitere Inschrift (D). Der Hof wurde seit dem 14. Jahrhundert als ‚de olde Muntsmede‘ bezeichnet2). Unter dem Treppenfries das Wappen des Erbauers Johann von der Asse, getragen von einer männlichen Figur als Schildhalter. Das Haus wurde 1944 zerstört.

Inschriften nach Slg. Mack.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (A, B, D).

  1. A

    An(n)o d(omi)ni m cccc lxviii in die urbani

  2. B

    M cccca) [l]xixb) i(n) die iacobi co(m)pletu(m) est

  3. C

    1594

  4. D

    An(n)o d(omi)ni m cccc lxiiii altera die ad petri vincula

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1468 am Urbanstag (25. 5.) (A)

1469 am Jacobustag ist es vollendet worden (25. 7.) (B)

Im Jahr des Herrn 1464 am Tag nach Petri Kettenfeier (2. 8.) (D)

Wappen:
Johann von der Asse (A), Hennig Ulenhod (B), Jürgen Cordes und Elisabeth von Damm (C)3).

Kommentar

Das Haus trug seinen Namen nach dem Erbauer Hennig Ulenhod. Jürgen Cordes war der Erbauer des Hoftrakts.

Textkritischer Apparat

  1. Inschrift war bis hier vom angrenzenden Gebäude überbaut.
  2. Eine Datierung 1419 (Sack, Dürre) ist aus formalen Gründen wenig wahrscheinlich, da Hausinschriften in dieser Form nicht vor 1460 nachgewiesen sind.

Anmerkungen

  1. Die Schwellen waren seit dem 18. Jahrhundert mit Brettern vernagelt, wie die Zeichnungen und Photographien zeigen.
  2. Heinrich Mack, Zur Geschichte der Juden in Braunschweig im Mittelalter, in: Braunschweigisches Magazin 21, 1915, S. 141–144, hier S. 142.
  3. Kämpe, Wappenbuch II, S. 181; V, S. 35; Meier/Kämpe, 1914, S. 121; Kämpe, Wappenbuch I, S. 128; II, S. 90. Ein Jürgen Cordes († 1586) ist von 1569–1586 als Ratsherr der Altstadt bezeugt, vgl. Spieß, 1970, S. 92.

Nachweise

  1. Abb.: Städtisches Museum Braunschweig, Hintern Brüdern, 1, 2, 17; Edel, S. 33, 40; Fricke, 1975, 46b, 47; Spies, 1985, Bd. 2, Abb. 486.
  2. Lit.: Sack, H V, 90, S. 1, 76–79; Dürre, S. 700; Wiss. Beilage zu BNN 12. 3. 1914; Edel, S. 34; BLZ 7. 10. 1927, 22. 12. 1928; Steinacker, Katalog; Fricke, 1975, S. 157; wie Anm. 3.

Zitierhinweis:
DI 35, Stadt Braunschweig I, Nr. 152† (Andrea Boockmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di035g005k0015204.